Früher hatte jeder König seinen Hofnarren und der hatte einen wichtigen Platz neben dem König. Heute gibt es nur noch Pressesprecher. Die Hofnarren waren aber nicht nur frecher, sondern auch weiser!

Von Markus Hofer

Der Archetyp des Magiers ist der Gegenspieler des Königs. Im Mittelalter gab es den Hofnarren als offizielle Figur an der Seite des Königs. Er war es, der allein dem König sagen durfte, dass er eigentlich „voll Scheiße“ sei und ihn damit vor falscher Aufgeblasenheit und Selbstgerechtigkeit beschützte. Er allein durfte, wie im Märchen, dem König sagen, dass er nackt sei. Der Magier ist es, der die falschen Illusionen der Helden oder Könige zum Platzen bringt und sie damit vor Dummheit und Götzendienst bewahrt. Er zeigt uns, was wir nicht sehen wollen. Er hält uns jenen Spiegel vor, der uns zuerst ärgert und in den wir nicht gerne schauen, von dem wir aber letztlich wissen, dass er wahr ist, dass er einer tieferen Sicht der Wirklichkeit entspricht. Wenn wir in einem guten Verhältnis zu unserer Partnerin stehen, wird auch sie zuweilen unser Hofnarr sein und wir der ihrige.


Es wäre ganz gut, wir würden manchmal unseren eigenen, inneren Hofnarren pflegen - das bewahrt vor Dummheit und Verbohrtheit und erweitert die Palette. Die Wahrheiten des Hofnarren hören wir vielleicht nicht gerne, aber wir wissen dass sie stimmen und dass er es nur gut mit uns meint. Ehrliche Selbsteinschätzung, Abstand zu sich selber, Selbstironie, Humor und die Fähigkeit, auch über sich selber lachen zu können, sind die wertvollen Gaben des Magiers. Intolerante Besserwisser, sog. Fundis zeichnen sich durch Humorlosigkeit aus. Wer überzeugt ist, alles zu wissen und zu können, kann unmöglich auch noch über sich selber lachen. Der Magier hingegen weiß, dass alle mit Wasser kochen.


Ein Tipp: Schreiben Sie einmal in einer ruhigen Stunde sich selbst einen Brief als ihr eigener Hofnarr: „Was ich dir schon lange einmal sagen wollte…“ Sie werden lachen, das funktioniert!