Hirten auf dem Felde hörten als erste von der Geburt Jesu. Der gute Hirte – ist das nur ein alter Zopf oder gibt das Bild noch etwas her für Männer?

Von Markus Hofer

Zugegeben, Hirten und Schafe haben vorerst mit unserer Lebenswelt nicht mehr viel zu tun. Und doch: Das biblische Urbild des Hirten hat eine tiefe, symbolische Bedeutung. Der gute Hirte unterscheidet die Schafe, kennt sie beim Namen und die Schafe erkennen ihn an der Stimme. Er zeichnet nicht nur die Stärksten aus, sondern geht gerade den Schwachen, Langsamen und Verlorenen nach. Der Hirte steht generell für Schöpfung, Leben, Verantwortung, Güte, Stärke, Verfügbarkeit, Weisheit und Schutz. Und letztlich geht es auch um die Frage von Führung und Geführtwerden.


Was bedeutet es für uns Männer in Familien, Betrieben, Gemeinschaften und Organisationen ein „guter Hirte“ zu sein? Der Hirte hat mit uns Männern in der modernen Lebenswelt mehr zu tun, als wir vielleicht denken. Viele unserer Rollen und Funktionen sind davon betroffen. Sind wir bereit, im Bild des guten Hirten eine Herausforderung zu sehen oder sind wir eher der freiheitsliebende Marlboro-Cowboy, der sich auf seine Art um die Herde kümmert? 


Vielleicht könnten wir von Abraham, Jakob, David & Co überhaupt mehr für uns selbst lernen, als wir denken, auch als Männer einer modernen Lebenswelt. Die biblischen Mannsbilder sind nämlich keine Frömmler, sondern viel eher Heilige mit Dreck am Stecken. Ihre verschiedenen Geschichten zeigen, wie Gott auf krummen Männerzeilen gerade schreibt. Es sind Männer wie heute, mit allen Arten und Unarten, mit Fehlern und Stärken und gleichzeitig grandiose Männer, weil sie für eine Sache kämpfen, die über sie selbst hinausgeht. Gute Hirten sind immer noch gefragt.