Pfingsten bedeutet für die meisten ein verlängertes Wochenende. Mit dem Heiligen Geist rechnet niemand mehr wirklich. Der Wetterbericht steht viel eher im Vordergrund. Aber, was wäre wenn?

Von Markus Hofer

In der Lesung zum morgigen Pfingsttag heißt es: „Da kam plötzlich vom Himmel her ein Brausen, wie wenn ein heftiger Sturm daher fährt, und erfüllte das ganze Haus, in dem sie waren. Und es erschienen ihnen Zungen wie von Feuer, die sich verteilten; auf jeden von ihnen ließ sich eine nieder. Alle wurden mit dem Heiligen Geist erfüllt.“ Hui, da ist etwas los, Brausen, Sturm und dann noch der Heilige Geist. Mit dem rechnet heute natürlich kaum mehr jemand. Dafür haben wir alles reglementiert, geordnet und sind ständig daran, alles auch noch zu optimieren. Stressig eigentlich.


Die Navajo-Indianer haben in ihre legendären Decken immer bewusst einen deutlichen Fehler in das Muster eingewoben. So etwas würde einem „ghörigen Vorarlberger“ natürlich nie einfallen. Doch die Navajos haben das aus spirituellen Gründen gemacht. Durch diese Stelle, so glauben sie, gelangt der Geist durch die Decke. Ausgerechnet an der unordentlichen Stelle! Das ist Spiritualität.


Seit wir mit dem Heiligen Geist nicht mehr rechnen, bemühen wir uns besonders, alles ordentlich zu machen, selber möglichst vollkommen zu sein. Durchzug wäre da nur gefährlich für unsere Ordnung. Dafür sind wir immer gestresster, vielleicht auch ausgebrannter. Da wünsche ich mir manchmal schon einen ordentlichen Sturm, ein wildes Brausen, einen Heiligen Geist, der uns durchbläst und vor allem erfüllt. 


Vielleicht müssen wir erst wieder unvollkommener werden, Unregelmäßigkeiten in unsere Muster hineinweben, damit er bei uns auch landen kann. Dann könnten wir wieder brennen, aber nicht nur fürs Ghörig-Sein, sondern fürs volle Leben.