Früher wurde noch vom Gott der Väter geredet und das nicht zuletzt, weil tatsächlich die Väter im Religiösen eine große Rolle spielten. Der Heilige Abend wäre da wieder eine Gelegenheit.

Von Markus Hofer

Früher war der Vater im eigenen Haus eine Art Zeremonienmeister, im religiösen Leben der Gemeinde hatte er etwas zu sagen, die Weitergabe des Glaubens, was wir uns heute kaum mehr vorstellen können, war eine spezifisch väterliche Aufgabe. In frühbiblischer Zeit zeigt sich das ganz praktisch: In der Nacht des Auszugs des Volkes Israel aus Ägypten hatten die Männer einiges zu tun. Da wurde geschlachtet, gebraten und gebruzelt. Es ist eine Form von Hausliturgie, in der etwas los ist: die Hüften gegürtet, Schuhe an den Füßen, den Stab in der Hand wird gemeinsam gegessen und getrunken. Man spürt, dass da Männer am Werk waren und die jungen Söhne waren vermutlich stolz auf ihre Väter. Da wird gehandelt und getan, mit großen Gesten und im Auftrag des Herrn. Die Männer sind in ihrem Element. Man kann das als patriarchales Gehabe abtun, aber zumindest kamen die Väter damals noch vor. Sie hatten eine Aufgabe, eine Rolle, eine Funktion.


Weihnachten steht vor der Tür – für viele Familien vielleicht das wichtigste Fest im Jahr und für alle ein emotioneller Höhepunkt. Auch wenn man in der angeblich stillen Zeit davor gleichsam von Stille zu Stille hetzt, bemühen sich viele Familien, dem Heiligen Abend selbst eine religiös-feierliche Note zu geben, die über essen, trinken und Geschenke auspacken hinausgeht. 


In manchen Familien hat sich der Vater als Zeremonienmeister noch erhalten, wenn beispielsweise er es ist, der das Weihnachtsevangelium vorliest. Manche Männer halten sich zu Weihnachten gerne an eine Flasche, weil sie fürchten sonst im Gefühlsrausch zu ertrinken. Warum aber nicht die Sache selbst in die Hand nehmen? Wie? Für einen Moment feierlicher Stille sorgen, das Evangelium vorlesen, ein gemeinsames Gebet anstimmen, das Haus beweihräuchern, den Christbaum anzünden, mit den Kindern ein Hirtenspiel machen und natürlich singen -  auch wenn es einem vor liturgischer Rührung beim „Stille Nacht“ kalt den Buckel hinunter läuft!