Von Markus Hofer

Kommen auch Männer in die Wechseljahre? Im Grunde nicht, sind sich zumindest jene Experten einig, die nicht von der Pharmaindustrie abhängig sind. Entsprechend der Menopause der Frau wurde von besonders Eifrigen bereits von einer „Andropause“ des Mannes geredet. Doch während bei Frauen etwa im fünften Lebensjahrzehnt die Östrogenproduktion rapide zusammenbricht, sinkt der Testosteronspiegel des Mannes nur schleichend. Der langsame Abbau beginnt schon mit dem 20. Lebensjahr, doch um die Lebensmitte gibt es keinen dramatischen Abfall des Hormonpiegels. Auch bei Erektionsschwächen ist nur selten ein Testosteronmangel die Ursache. Der langsame Abbau des Geschlechtshormons ist der ganz normale Prozess des Älterwerdens und keine Krankheit.


Trotzdem verordnen zunehmend Urologen Testosteron-Pflaster und –Gele, was nicht ungefährlich ist, da die Langzeitrisiken nicht erforscht sind. Vermutet wird, dass die zunehmende Zahl von Testosteron-Therapien die Zahl von Prostatakrebs und Herz-Kreislauferkrankungen steigern könnte. Weltweit wird mit Männern ein letztlich unkontrolliertes Experiment gemacht und zwar ohne, dass wir die möglichen Spätfolgen kennen. Es ist ein verantwortungsloses Geschäft mit männlicher Eitelkeit.


Allerdings leben wir auch in einer Gesellschaft, in der immer alle jung und knackig sein wollen. Älter zu werden ist nicht mehr vorgesehen, denn dafür gibt es Anti-Aging. Ganze Industriezweige leben davon. So sehen eben auch immer mehr ältere Männer das männliche Geschlechtshormon Testosteron als Lifestyle und als einen Zugang zur angeblich ewigen Jugend. Zunehmend tun sich Männer schwer, vernünftig älter zu werden und die pharmazeutische Industrie mit ihren Verbündeten wittert das große Geschäft.