Wer ältere und jüngere Arbeitskräfte gleich behandelt, wird möglicher Weise beiden nicht gerecht. Ältere Arbeitnehmer wollen nicht auf dem Abstellgleis mitfahren, sondern suchen ihre verdiente Anerkennung.

Von Markus Hofer

Guido arbeitet schon viele Jahre bei derselben Firma, war sehr erfolgreich und die Arbeit an sich macht ihm immer noch Spaß. Aber es scheint, als ob sich alles Drumherum geändert habe und manchmal bereut er es, dass er sich nicht frühzeitig beruflich noch einmal verändert hat. Heute ist er 55 und da ist es nicht mehr so einfach. Andererseits ist noch einige Zeit bis zur Pension und die möchte er nicht nur frustriert zur Arbeit fahren.


Anfangs machte er eine ziemlich steile Karriere, war der Erfolgstyp unter den Verkäufern und das war ihm Bestätigung genug. Inzwischen hat sich im Betrieb einiges verändert. Der alte Chef, der ihn besonders mochte, ist in Pension, eine neue Unternehmensleitung am Werk. Sein unmittelbarer Vorgesetzter ist so jung, dass er sein Vater sein könnte. Sein Job ist nicht gefährdet, niemand will auf seine Erfahrung verzichten – aber niemand sagt ihm das.


Als Guido sein Unbehagen mit der Firmenleitung in einem Gespräch klären wollte, hieß er sehr klar, er habe einen ordentlichen Gehalt und ein schönes Dienstauto und das müsse als Anerkennung reichen. Tut es aber nicht!


Für ältere, erfahrene Arbeitskräfte ist es eine ganz elementare Frage, ob ihre Arbeit und Erfahrung entsprechend Wert geschätzt wird. Wir sind keine abgebrühten Profis, ganz im Gegenteil. Ob unsere Erfahrung auch gewürdigt wird, entscheidet, wie gerne oder gut wir immer noch arbeiten. Im modernen Management heißt es: Wertschöpfung durch Wertschätzung. Ganz einfach formuliert: Es gibt für Mitarbeiter ein sehr wirkungsvolles Doping, das zudem gar nichts kostet: Lob und Anerkennung.