Die Lebensmitte erleben Männer nicht selten als eine mühsame Phase des Lebens, in der sie oft gereizt sind, unzufrieden mit sich und der Welt und eigentlich selber nicht recht wissen, wo es lang gehen soll.

Von Markus Hofer

Geht es Ihnen auch so, dass zumindest der frühe Nachmittag eine sehr zähe Tageszeit ist? Am Morgen brauche ich zwar etwas bis ich in Fahrt bin, aber dann läuft es ganz gut. Am Vormittag kann man viel tun und erledigen. Die Mittagspause mit dem Essen stellt den vorläufigen Höhepunkt dar. Am späten Nachmittag komme ich meist noch mal so richtig in Hochform, da läuft es plötzlich wieder. Und der Abend ist sowieso gemütlich und entspannend. Dazwischen ist aber immer wieder dieser blöde Nachmittag, an dem irgendwie alles zäher ist, sich Müdigkeit breit macht, alles nur langsam vorwärts kommt. 


Manchmal denke ich mir, die mühevolle Phase der Lebensmitte ist eigentlich so eine Art „Nachmittag des Lebens“. Gerade haben wir uns endlich selbst gefunden, waren wir am Höhepunkt und dann folgt dieser eher mühsame und nicht selten lustlose „Nachmittag des Lebens“. Man ist nicht mehr, wo man war und nirgends, wo man hin möchte, unzufrieden mit sich selber. Am liebsten würden man davon laufen – aber wohin? Man klagt alles an und weiß eigentlich nicht, was man will.


Die alten Wüstenmönche nannten diesen Zustand der Trägheit den Mittagsdämon, den Dämon der Lebensmitte könnten wir sagen. Vielleicht braucht es aber diesen frühen Nachmittag, damit am späteren die Leichtigkeit kommt. Wahrscheinlich wird an diesem frühen Nachmittag der Abend des Lebens vorbereitet. Der Nachmittag ist ja die Brücke zum Abend. Da gibt es dann meistens noch einmal viel Lebendigkeit und eine größere Gelassenheit. Vermutlich müssen wir am trägen Nachmittag mit aller Unruhe lernen, es bei uns selber auszuhalten.