Nach dem Aufstieg kommt der Abstieg. So ist es zumindest in den Bergen. Im Leben könnte es ähnlich sein. Dann wäre die Lebensmitte gerade die Vorbereitung auf den Abstieg, eine wichtige Phase des Umbruchs.

Von Markus Hofer

Wir Männer gehen unseren Weg und der führt nicht nur geradeaus und schon gar nicht immer nur nach oben – auch wenn es anfangs ganz danach aussehen mag. Jungen Männern tut es schon gut, wenn sie sich auf die Socken machen, Verantwortung übernehmen, etwas schaffen und aufbauen. Die Heldenträume sind nicht ganz ungefährlich, aber vorerst sicher ein starker Antrieb. Junge Männer wirken manchmal etwas naiv in ihrem Idealismus, aber das dürfen sie von Herzen, wenn sie für ihre Ziele kämpfen.


Kaum hat man sich selbst gefunden, macht die Lebenskurve aber schon den ersten Knick. Der biologische Knick liegt übrigens bei 36 – im Alter darüber gibt es kaum mehr Spitzensportler. Auch die Karriereleiter führt bekanntlich nicht in den Himmel, sondern an die Decke. Was zur Lebensmitte hin folgt ist eine Krise der Begrenztheit. Wir sind immer mehr mit unseren eigenen Grenzen konfrontiert und das Heldentum junger Tage funktioniert nicht mehr. Stattdessen erleben wir zunehmend auch eigenes Versagen, unsere Grenzen, Zusammenbrüche manchmal. Die Versuche Macht und Kontrolle über uns und unser Leben zu erlangen, werden immer mühsamer und scheitern. Die früheren Lösungen funktionieren nicht mehr, mit Kraft und Gas geben lassen sich die Dinge nicht mehr lösen. 


Manchmal schmerzhaft müssen wir mühsam erst einsehen, dass sich die Welt nicht um uns dreht. Diese Krise der Begrenztheit ist aber eine große Chance zur Wandlung, zur Reifung auf dem Weg zu mehr Demut und Ehrlichkeit. Sie hilft uns, dass wir uns selber nicht mehr so wichtig nehmen – und das ist der Weg in die Leichtigkeit des Alters!