Nach der Lebensmitte zeigen die Scheidungsraten noch mal steil nach oben und Großteils sind es Frauen, die in dieser Phase die Scheidung einreichen. Die Lebensmitte ist für Paare aus vielen Gründen ein vermintes Gelände.

Von Markus Hofer

Haben Romeo und Julia ihre Midlife-Krise überstanden, sind die partnerschaftlichen Herausforderungen noch lange zu Ende. Die inneren Lebenskurven von Mann und Frau sind spätestens ab fünfzig sehr gegenläufig, der allmähliche Abstieg des Mannes trifft auf einen kraftvollen Aufstieg der Frau. Ein Bild dafür könnte sein: Der Mann ist langsam am Heimkommen, vielleicht gerade dabei seinen Mantel ausziehen und trifft in genau dieser Situation auf eine Frau, die dabei ist den Mantel anzuziehen, weil sie aufbrechen will. Der sich neu nach Heim und Häuslichkeit sehnende Mann trifft nicht selten auf eine Frau, die im Moment vielleicht sogar die Nase voll hat von Heim und Häuslichkeit, die aufbricht und endlich selber etwas erleben will. 


Die neue Eigenständigkeit der Frau kann Männer manchmal ängstigen, zumal sie selber mit zunehmendem Alter bereit wären, auf ihre Eigenständigkeit zugunsten einer neuen Zweisamkeit zu verzichten. Der alternde Mann mit seiner neuen Sehnsucht nach Häuslichkeit geht stillschweigend davon aus, dass es genau das ist, was sich die Frau immer schon gewünscht hat: dass er mehr Zeit für sie hat. Stattdessen muss er jetzt vielleicht schmerzhaft zur Kenntnis nehmen, dass sich da offensichtlich etwas verändert hat.


Gerade wir Männer müssen uns von der falschen Vorstellung lösen, nach der Familienphase käme die Fortsetzung des romantischen Beginns der Partnerschaft. Das war einmal, denn wir sind inzwischen alle andere. Was jetzt kommt, ist etwas Neues, das wir bewusst miteinander gestalten müssen und auf das wir uns auch freuen dürfen.