Unser Leben ist von zwei markanten Terminen umfangen: Dem Geburtstag, den wir Jahr für Jahr feiern – und dem Sterbetag, von dem wir nicht wissen, wann er sein wird. Beim ersten Datum fällt es uns leicht, dieses Leben zu feiern, beim zweiten hingegen sind wir in unserem Glauben herausgefordert – und angewiesen auf eine gute Begleitung und Stärkung, damit der Todestag zum Geburtstag in ein neues, ewiges Leben werden kann.

Wenn die Worte fehlen

Wenn Menschen krank sind oder im Sterben liegen, fehlen ihnen selbst, aber auch uns Angehörigen oft die Worte. Gebete, einfache Zeichen und Rituale helfen dann, wenn wir überfordert oder hilflos sind und geben uns die Möglichkeit zu handeln. Diese verschiedenen Feiern und Gebete können nicht nur von einem Priester gesprochen und vollzogen werden, viele Gesten und Zeichen können auch die Angehörigen selbst ausführen und dabei helfen, über die eigene Unsicherheit und Trauer hinwegzukommen.

Über den Tod hinaus - Sammlung von Gebeten, Ritualen und Feiern bei Krankheit, Sterben und Tod

Trostgebet der Gemeinde als große Chance

Inmitten der Rituale ist das Trostgebet der Gemeinde – vielen als Totenwache bekannt – ein wesentliches Element, in dem wir unserer christlichen Hoffnung auf ein Leben über den Tod hinaus Ausdruck geben. Dabei gedenken wir wertschätzend und würdevoll der verstorbenen Person, gleichzeitig trägt die Gemeinde im Gebet die Trauer mit und gibt dadurch Hoffnung und Zuversicht mit auf den Weg. Für dieses Gebet stehen in fast allen Pfarrgemeinden Frauen und Männer ehrenamtlich zur Verfügung, die meist mehr als nur die Gestaltung dieses Rituals übernehmen. Oft sind sie die ersten Personen, die mit einer Trauerfamilie Kontakt aufnehmen, die sich Zeit nehmen für das Gespräch und mit offenen Ohren einfach da sind. Sie begleiten die Trauernden auf einem Kernstück der Trauerweges und geben so Stütze und Halt – und helfen im Angesicht des Todes das Leben in den Blick zu nehmen.
So haben im Rahmen von zwei Schulungen im Pfarrverband „Vorderes Montafon“ über 50 Personen die Ausbildung für diesen Dienst am Verstorbenen und an den Trauernden absolviert. Sie betreten ein Stück weit Neuland und leisten mit ihrem Engagement einen wichtigen Teil in der Trauerarbeit.

Liebesdienst am Menschen

Für Elisabeth und Konrad Biedrawa ist dies das Trostgebet der Gemeinde und bietet für sie eine große seelsorgerliche Chance. „Durch das Gebet können wir helfen, diese Menschen in ihrer Gottesverbindung zu stärken bzw. diese wieder entdecken zu lassen“, erzählen sie im Gespräch. „Wir helfen den Trauernden ihre Emotionen und Gefühle anzusprechen und geben ihnen Raum und Sprache dafür. Dabei erleben wir sehr oft Versöhnung und Heilung in Beziehung mit dem Verstorbenen.“ Anni Loos hingegen beschreibt diesen Dienst als Liebesdienst am Menschen, an den Trauernden und sieht ihre Aufgabe in der wertschätzenden und wohlwollenden Begleitung durch die Zeit bis zur Beerdigung hin. „Mein Dienst beginnt schon beim Besuch der Trauerfamilie, im Dasein für sie, im Gespräch mit den Angehörigen. Dabei fühlen sich die Leute wertgeschätzt und ernst genommen.“