"Veni creator spiritus" (Komm, Schöpfer Geist) ist ein lateinischer Hymnus aus dem Anfang des 9. Jahrhunderts. Der Hymnus zählt zu den wenigen Gebeten in der westlichen Liturgie der Westkirche, die sich direkt an den Heiligen Geist wenden. Seit dem 10. Jahrhundert wird er in der Pfingstliturgie gesungen und auch bei jeder Papstwahl nach dem Einzug der Kardinäle ins Konklave.

Den Pfingsthymnus musikalisch erleben

Den Text der sieben Strophen des alten Pfingsthymnus finden Sie auf Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Veni_creator_spiritus
Die sieben gereimten Strophen wurden immer wieder vertont, wobei die markante Melodie der Version im Gregorianischen Choral bestimmend blieb.

Markus Hofer hat für uns 4 Aufzeichnungen herausgesucht, mit denen Sie sich von Pfingsten und der lebensspendenden Geistkraft anrühren lassen können.

Gregorianischer Choral

In einer markanten Melodie wird der Hl. Geist Strophe um Strophe um sein Kommen angerufen. Durch die melodische Wiederholung der in den sieben Strophen wird er quasi wie heruntergefleht. In den Klöstern wurde der Hymnus meist strophenweise gewechselt zwischen Vorsänger und Chor. Auf dieser Version hören Sie einen Wechsel er hohen weiblichen und der tiefen männlichen Stimmen: https://www.youtube.com/watch?v=5GrQJGQWfd8

Palestrina: Veni Creator Spiritus

Lange Zeit hielt sich die Einstimmigkeit des Gregorianischen Chorals, bis in der Renaissance die Mehrstimmigkeit voll zum Durchbruch kam. Bei Palestrina, der bei der Melodie der Gregorianik anknüpft, entsteht in der Mehrstimmigkeit ein regelrechter Klagteppich, in den der Ruf an den Hl. Geist eingewoben ist. Jede Strophe beginnt zuerst solistisch im gregorianischen Stil, bevor der Klang dann in die vielstimmig Breite geht: https://www.youtube.com/watch?v=vX2TrQx1QUA

Taizé: Veni Creator Spiritus

Eine interessante Variante, die die gregorianische Melodie abwandelt, entstand in Taizé. Der Chor und vor allem die tiefen Stimme wiederholen ständig das „Veni Creator Spiritus“, während darüber verschiedene Solisten und meist auch in unterschiedlichen Sprache quasi Lobformeln über den Hl. Geist singen. In dieser Kombination erhält diese Variante eine sehr suggestive Wirkung, wobei die musikalische Grundformel wie ein Mantra leicht mitgesungen werden kann: https://www.youtube.com/watch?v=7h5Jf_6fwSA

Gustav Mahler: Veni Creator Spiritus (8. Symphonie)

Eine äußerst eindringliche Version des Pfingsthymnus stammt aus Gustav Mahlers 8. Symphonie, die den Beinamen „Die Symphonie der Tausend“, weil sie derart aufwändig ist. Der erste Teil dieser Symphonie ist eine gewaltige Vertonung des mittelalterlichen Pfingsthymnus, sozusagen mit Pauken und Trompeten. Die Symphonie beginnt mit dem eröffnenden „Veni Creator Spiritus“-Chor. Nach einem vorbereitenden Orgelton, beginnt der Chor feierlich das Hauptthema anzustimmen. Das klingt in diesem Aufwand so eindringlich, als ob der Hl. Geist nahezu heruntergezwungen wird: https://www.youtube.com/watch?v=j_lP3N9Qia4

Zusammengestellt von Markus Hofer, Pastoralamt, Glaubensästhetik