Zum 10. Mal gestaltete der Linzer Domorganist Wolfgang Kreuzhuber die Orgelwoche des Kirchenmusikreferats in Vorarlberg. Im KirchenBlatt-Gespräch spricht er über die Anforderungen an und Herausforderungen für Organist/innen.

Wie hat sich die Orgelwoche vom Beginn 2005 bis jetzt entwickelt?

Die erste Orgelwoche fand vom 18. bis 22. Juli 2005 im Marianum/Bregenz statt. Je eine Anfänger- und eine Fortgeschrittenengruppe teilten sich diese Woche. Täglicher Unterricht und Üben an vielen Orgeln in Bregenz standen am Programm. Zudem sollten bedeutende Instrumente in und um Vorarlberg mittels einer Exkursion „hautnah“ erlebt werden. Die Entwicklung ging so vor sich, dass wir nicht zuletzt wegen der besseren klimatischen Bedingungen in die Pfarrkirche St. Gallus wechselten. Schließlich erfuhr die Orgelwoche 2009 durch die Zusammenarbeit mit dem Konservatorium Feldkirch nicht nur einen neuen Unterrichtsort, sondern durch die vielen Möglichkeiten vor Ort eine wesentliche Bereicherung.

Was sind spezielle Anforderungen an die Organist/innen - was sollte jemand mitbringen, der mit dem Orgelspiel beginnt?

Eingangs ist zu sagen, dass man an der Orgelwoche als aktiver und passiver Teilnehmer dabei sein konnte. Für die aktive Teilnahme bei den Anfängern war das einwandfreie Spiel eines Orgelbuchsatzes Grundvoraussetzung, für die Fortgeschrittenen dementsprechend höher.
Das richtige Liedtempo, Vorspiel zu Liedern, einfache Präludien, einfache Orgelmeditationen standen beispielsweise für die Anfängergruppe als Themen an.
Den großen Ansprüchen an die Organistinnen und Organisten und deren Verantwortung für die Liturgie sollte vollinhatlich entsprochen werden.

Was ist die besondere Herausforderung beim Orgelspiel im Gottesdienst?

Vorspiel und Begleitung des Gemeindegesanges sollen bestmöglich erfolgen, dem Anlass entsprechend muss das Orgelspiel freudig oder auch nachdenklich sein. Ein Kantor bzw. eine Kantorin ist adäquat zu führen und ein Kirchenchor entsprechend zu begleiten. Zudem sollen Improvisationen in nicht vorherbestimmbarer Länge sinnvoll mit Orgelmusik gefüllt werden. Noch nicht erwähnt habe ich liturgische Feiern wie Taufen, Trauungen und Begräbnisse, in denen mehr oder weniger kurzfristig auch Sonderwünsche zu erfüllen sind. Dieser kurze Einblick mag genügen, um die großen Herausforderungen an die Organisten anzudeuten.

Wie sind Sie selbst zur Orgel gekommen?

Der Klang und vor allem die Vielfalt der Orgelstimmen haben mich letztlich zum Erlernen dieses wunderbaren Instrumentes gebracht.

Wie schaut es mit dem Nachwuchs aus?

Mit dem Nachwuchs der Organistinnen und Organisten sieht es prinzipiell gut aus. Geändert hat sich im Vergleich zur Vergangenheit nur, dass sich die jungen Menschen nicht mehr jedes Wochenende zum Orgeldienst einteilen lassen wollen.

Wie hat sich die Qualität des Orgelspiels in den letzten beiden Jahrzehnten entwickelt?

So wie in anderen Kunstbereichen auch, ist die Qualität des Orgelspiels in Österreich durchwegs gestiegen. Wir haben äußerst talentierte junge Organistinnen und Organisten.

Braucht es zur Qualitätssicherung/-entwicklung neue Strukturen, neue Stellen in der Kirchenmusik?

Diese Frage ist prinzipiell mit „Ja“ zu beantworten. Zu überdenken ist weiters, welchen Stellenwert ausübende Kirchenmusikerinnen und Kirchenmusiker in der heutigen Gesellschaft haben.

Was hat Ihnen als Referent bei der Orgelwoche besonders Freude gemacht?

Große Freude hat mir das Arbeiten in den zehn Orgelwochen mit den sehr aufgeschlossenen und stets freundlichen Organistinnen und Organisten gemacht. Ihre Freude am Musizieren, ihr Wunsch, Neues zu erlernen wird letztlich die Gottesdienste in den Pfarren sehr bereichern.
Ich möchte mich abschließend bei Herrn Mag. Bernhard Loss für die gute Zusammenarbeit, die hervorragende Organisation der Orgelwochen sehr herzlich bedanken und wünsche den zukünftigen Orgelwochen viele gedeihliche Jahre.

Bericht und Bilder zur Jubiläums-Orgelwoche 2014

ZUR PESON

Orgelwoche 2014 - Exkursion nach LindauDr. Wolfgang Kreuzhuber:
Musikstudium an der Wiener Musikhochschule (Orgel bei Anton Heiller und Michael Radulescu, Kirchenmusik, Schulmusik),
1990 Promotion Musikwissenschaft an der Universität Salzburg,
seit 1982 Domorganist an der Kathedrale in Linz,
seit 1992 Leiter des Diözesankonservatoriums Linz,
seit 2003 Leiter der Orgelforschung an der Wiener Musikuniversität,
diözesane und überdiözesan Aufgaben: Vorsitzender der Orgelreferenten Österreichs, Mitarbeiter Orgelbuch Österreich-Teil, Leiter von Meisterkurse und Orgelwochen, Komponist geistlicher Werke etc.