Johannes Grabher hat eine lateinische Messe komponiert - ein ungewöhnliches Unterfangen für einen 18-Jährigen. Im Interview erzählt er über seine Beweggründe und über jene Orte, an denen seine Melodien ihren Weg in die Welt fanden.

Das Interview führte Rainer Büchel

Was bewegt einen 18-Jährigen zur Komposition einer klassischen lateinischen Messe?
Johannes Grabher: Als ich die Krönungsmesse von W. A. Mozart zum ersten Mal als Cellist gespielt habe (Mai 2017), sagte ich mir: „Komponieren, das will ich auch können - oder zumindest probieren“. Es war ein besonderer Tag. Beim Nach-Hause-Fahren habe ich mit meinem Cello-Lehrer Wolfgang Mayer geredet, wie eine Messe zu besetzen ist, wie der Chor in der Messe eingesetzt wird, was die Funktion der Solisten ist und noch einige andere Fragen. So habe ich mich einmal vorgetastet.

Wie kann man sich das Komponieren vorstellen?
Grabher: Ich habe mir den Text besorgt, viele Dinge recherchiert, mich an Kompositionen, die mir gefallen und die ich selbst einmal gespielt hatte, orientiert. Im folgenden Jahr ist dann einiges zusammengekommen: Ich habe die Oberstufenprüfung am Violoncello absolviert und dabei vom Musiktheorie-Kurs viel mitnehmen können. Währenddessen habe ich meinen Zivildienst in der Diözese geleistet und - auch durch das Diözesanjubiläum - noch einmal ganz besondere Einblicke in Kirchenmusik erhalten. Die Jubelmesse von C. M. Weber ist meine Lieblingsmesse - von ihr kommt der Name „Jubelmesse“.

Mozart hat komponiert während seine Kinder gespielt haben, Richard Strauss hat am Schreibtisch komponiert - wie ist das bei dir?
Grabher: Ich möchte mich keinesfalls auf eine Stufe mit Jahrhundertgenies wie Mozart stellen. Davon bin ich natürlich Lichtjahre entfernt. Die Hauptarbeit geschah tagsüber am Schreibtisch, aber dort kommen nicht die Ideen - am Schreibtisch setze ich die Ideen um und verarbeite sie.

Wo kommen die Ideen?
Grabher: Sie kamen meist, nachdem ich „abgeschaltet“ hatte und den Gedanken freien Lauf ließ: Nach der Cellostunde, beim Lernen oder Kochen. Einmal war es wirklich in der Nacht. Ich bin spät nach Hause gekommen, konnte nicht einschlafen und musste die Melodie unbedingt festhalten.

Wo hören wir diese Melodie?
Grabher: Im Benedictus. Es ist eine kurze Melodie, die dreimal hintereinander gesungen wird. Zuerst Sopran-Solo, dann der ganze Chor.

Für die Leute, die bei der Uraufführung dabei sein werden: Worauf sollen sie besonders hören?
Grabher: Am liebsten ist es mir, wenn sie unvoreingenommen hören. Man kann sich vielleicht fragen, wo die Musik wirklich jubelt, interessant kann sein, was wie miteinander verwoben ist und was mehr für sich alleine steht.

Enthält die Messe so etwas wie eine Botschaft?
Grabher (lacht): Man kann überall alles hineininterpretieren. Es ist sicher eine Form von Gebet, Lobpreis. Mir ist wichtig, dass die Musik weniger eine Angst oder eine Furcht vor Gott transportiert, sondern Nähe und väterliche Geborgenheit. 

Moderne Kompositionen klingen doch schräg und atonal?
Grabher: Das muss auf keinen Fall so sein und ist es bei mir auch nicht. Musik und Glaube sind zwei Dinge, die in meinem Leben eine große Rolle spielen. Im Komponieren konnte ich beides verbinden und da mein Glaube nicht schräg und atonal ist, kann es die Jubelmesse auch nicht sein.

Uraufführung 

Altacher Jubelmesse

So 9. Dezember, 10.15 Uhr, Pfarrkirche, Altach

Kirchenchor Altach,
Victoria Türtscher (Mezzosopran),
Kornelia Gächter (Orgel),
Instrumentalensemble.

(aus dem KirchenBlatt Nr. 48 vom 29. November 2018)