Der Domorganist Johannes Hämmerle gilt als einer der renommiertesten Vorarlberger Organisten. Das KirchenBlatt sprach mit ihm zu seinem 40. Geburtstag über „seine“ Instrumente Orgel und Cembalo, und seine Nähe zu den Orgelkonzerten von Händel.

Bild rechts: An der Metzlerorgel ist Domorganist Johannes Hämmerle in seinem Element. Das 1976 gebaute Instrument sei immer noch einzigartig und er „liebt“ diese Orgel.

Wolfgang Ölz

Was fasziniert Sie an der Orgel und am Cembalo?
Was mich zu diesen Instrumenten geführt hat, das ist bei der Orgel nicht das Große und das Pompöse, sondern die große Klarheit, wie diese Instrumente sprechen. Wie sie den Raum füllen, das hat mich immer fasziniert.

Welche Werke aus der Musikgeschichte interessieren Sie am meisten?
Ich habe immer probiert, eine große Bandbreite zu pflegen. Einerseits mache ich sehr viel im Bereich der Alten Musik, vor allem als Cembalist, habe aber auch auf der Orgel ein relativ breites Repertoire, wo auch Romantik und Neuere Musik eine große Rolle spielen. Im Februar habe ich gerade an der Domorgel das ganze Orgelwerk von Hugo Distler aufgenommen. Mit dem Händelkonzert zu meinem 40. Geburtstag mache ich noch einmal ganz etwas anderes.

Haben Sie zu den sechs Händelkonzerten eine besondere Beziehung?
Das Opus 4 ist mir schon seit der Studienzeit sehr vertraut. Wir haben es damals mit der Orgelklasse als Konzertprojekt mit mehreren Solisten durchgeführt. Vor knapp einem Jahr habe ich eine CD mit den Orgelkonzerten von Händel geschenkt bekommen, und die habe ich dann im Auto immer wieder gehört. Dann ist mir die Idee gekommen, das wäre genau das Richtige für den  Dom, für die Dommusik, weil es eine sehr festliche, spielfreudige Musik ist. Vom Terminplan hat es dann so gut gepasst, dass wir es wirklich an meinem Geburtstag aufführen können.

Welche Aufgaben haben Sie als Domorganist?
Ich spiele normalerweise zwei Gottesdienste am Sonntag, nämlich um 9.30 und 11 Uhr, die anderen zwei Gottesdienste spielt der Ehrendomorganist Walfried Kraher. Uns ist wichtig, dass wir wirklich da sind für die Leute, dass ich wirklich in den Messen Organist der Dompfarre bin. In mein Portfolio fallen auch der Domchor und die diözesanen Anlässe. Als ich vor sieben Jahren angefangen habe, war auch der sehr offen formulierte Auftrag, dass Benjamin Lack und ich der Dommusik ein Gesicht geben. Da gehören die Abendmusiken, die Orgelkonzerte und die Arbeit mit der Capella St. Nicolaus dazu.

Wie schaut es da mit der Freizeit aus?
Ich habe natürlich fast nie einen freien Tag, weil ich als Lehrer am Konservatorium und gleichzeitig als Kirchenmusiker arbeite. Zu Weihnachten beispielsweise geht es am Konservatorium bis zum letzten Schultag voll durch, und wenn die Kollegen dort frei haben, geht es bei mir im Dom los. Wenn die Kollegen von der Dompfarre zur Ruhe finden, dann geht bei mir die Schule wieder los. Ich fahre sehr viel mit dem Rennrad, das ist eine Zeit die ich mir einfach nehme, um einen Ausgleich zu haben.

Wie sehen Sie das Verhältnis von Spiritualität und Dommusik?
Liturgie bei uns im Dom ist grundsätzlich kein Hexenritt. Es ist eine Liturgie, die nahe bei den Leuten ist. Deswegen kommt dem Gesang des Volkes auch so eine hohe Bedeutung zu. Wir versuchen, dass das Liturgische ins Spirituelle weiterwirkt.

Wie nehmen Sie das Arbeitsklima, in dem die Dommusik tätig ist, wahr?
Der Domkapellmeister Benjamin und ich arbeiten wunderbar zusammen. Wir können mit der ganzen Dompfarre, und auch mit Bernhard Loss und Matthias Nägele vom Diözesanhaus unkompliziert zusammenarbeiten. Das ist es, was uns wesentlich den Rücken freihält, sodass wir uns auf die künstlerische Arbeit konzentrieren können.

ZUR PERSON

Johannes Hämmerle, 1975 in Dornbirn geboren, studierte an der Wiener Musikuniversität Orgel, Cembalo und Kirchenmusik.
Der Preisträger bei den internationalen Wettbewerben in Brügge (Cembalo, 2001) und Odense (Orgel, 2004) unterrichtet seit 2001 am Vorarlberger Landeskonservatorium in Feldkirch, wo er seit 2007 die Abteilung für Tasteninstrumente leitet. Seit 2009 leitet er außerdem die Cembaloklasse an der Hochschule für Kirchenmusik und Musikpädagogik in Regensburg.
2007 wurde Johannes Hämmerle zum Domorganisten in Feldkirch ernannt.

Konzert am 40. Geburtstag von Johannnes Hämmerle

Do 23. April 2015, 19.30 Uhr,
Dom St. Nikolaus, Feldkirch.

Das Orchester der Dommusik St. Nikolaus musiziert unter der Leitung von Domkapellmeister Benjamin Lack. Johannes Hämmerle spielt an der Metzler-Orgel. Aufgeführt wird Georg Friedrich Händel: Die sechs Orgelkonzerte Op. 4.
Karten zu € 10 / € 7 an der Abendkasse.