Vor 150 Jahren wurde die Schönachorgel in Hittisau erbaut. Die Pfarre begeht das runde Jubiläum dieses außerordentlichen Instruments mit einem Konzert am 1. Juli.

Prof. Bruno Oberhammer

In den Jahren 1843-1845 war in Hittisau eine neue Kirche im klassizistischen Stil erbaut worden und zwar als große, lichterfüllte Saalkirche mit einer Länge von rund 64 Metern und einer Breite von rund 20 Metern. Diese Maße deuten schon auf besondere akustische Verhältnisse dieses Sakralraumes: Die für das Musizieren bedeutsame Nachhallzeit dieser Kirche beträgt mehrere Sekunden.

Alois Schönach
Am 10. Februar 1867 unterzeichnen Pfarrer Berchtold und Orgelbaumeister Alois Schönach den Vertrag für den Bau einer neuen Orgel für die Pfarrkirche „Zu den Heiligen Dreikönigen“ in Hittisau. Alois Schönach, geboren 1811 in Flirsch - gestorben 1899 in Meran, war wie so viele andere Orgelbauer auch zunächst Tischler und Schreiner und hat erst nach dieser Ausbildung das Handwerk des Instrumentenmachers erlernt. Seine Wanderjahre führten ihn nach Troppau, Gran, Pest, Zilli in den Osten der österreichisch-ungarischen Monarchie und dann nach Wien und Innsbruck. In den 1840er- und 1850er-Jahren baute er Orgeln in Südtirol - und auch in Vorarlberg. 1858 ließ er sich in Rankweil nieder, errichtete dort eine gut gehende Orgelbau-Werkstatt, aus der u.a. auch Anton Behmann (1850-1932) als sehr tüchtiger Orgelbaumeister und Gründer der Orgelbaufirma Behmann (seit 1873, Erbauer der Orgeln in Dornbirn St. Martin und Bregenz Herz Jesu) hervorgehen sollte.
Von Rankweil aus entfaltete Alois Schönach eine sehr erfolgreiche Bautätigkeit bis ins schweizerische Wallis. 1874 verkauft Alois Schönach sein Rankweiler Anwesen und zieht nach Meran, wo er 1899 stirbt.

Hittisau
Alois Schönach gehört zweifelsohne zu den starken Orgelbauern der österreichisch-ungarischen Monarchie der zweiten Hälfte des 19. Jh. Leider sind von seinen weit über 20 Orgelneubauten und mindestens doppelt so vielen Umbauten bereits bestehender Orgeln im Raum Tirol-Vorarlberg-Liechtenstein-Schweiz nur mehr ganz wenige Instrumente erhalten geblieben. Die einzige genuine Schönach-Orgel unseres Landes steht in der Pfarrkirche Hittisau: Alois Schönach hat diese Orgel vor genau 150 Jahren gebaut. In der im April 1869 erfolgten Kollaudierung wird dem Meister großes Lob gespendet! Diese von Schönach als komplett mechanisches Instrument errichtete Orgel wurde während des Zweiten Weltkrieges pneumatisiert und unter Weiterverwendung des Schönach’schen Pfeifenmaterials auch in seiner Disposition durch den Zubau neuer Register verändert.

Restaurierungen
Glücklicherweise wurden aber alle Materialien der alten Schönach-Orgel, die bei diesem doch einschneidenden Umbau nicht mehr weiter verwendet wurden, sachgerecht auf dem Dachboden der Hittisauer Pfarrkirche deponiert. Dort konnten sie behoben und als Maßstab für die Restaurierungen eingesetzt werden, zu der man sich in den späten 1970er-Jahren entschied. Es folgte eine komplette Restaurierung nach dem Bauplan von 1867 - ein Glücksfall für die Orgellandschaft Vorarlbergs. Der Orgelbauer Helmut Allgäuer (Theresienfeld) erhielt den Restaurierungsauftrag und konnte im Spätsommer des Jahres 1981 das Instrument übergeben.
Die letzte Restaurierungsphase dieser Orgel datiert in den Monaten April bis Juni 2003: Diesmal stabilisierte die Schwarzacher Orgelbaufirma Rieger den Emporenboden, befreite alle Holzteile vom Wurmbefall, verbesserte die Zugangsmöglichkeiten zu den Pfeifen, verbesserte die Intonation der Pfeifen und die Windversorgung; die vom Holzwurm zerfressenen Pfeifen wurden nach den alten Schönach-Maßen neu hergestellt.

Klangerlebnis
Der eigentümlich dunkle Klang dieser Orgel hat damit zu tun, dass Alois Schönach bei dieser Orgel auffallend viele Holzpfeifen eingebaut hat. Dass diese Orgel einen ganz besonderen Rang nicht nur in der Orgellandschaft Vorarlbergs, sondern weit darüber hinaus einnimmt, ist in Fachkreisen evident. Die Aufnahmen des ORF, ZDF und des Deutschlandfunks dokumentieren die Extraklasse dieses historischen Instrumentes eindrucksvoll.

150 Jahre Schönach-Orgel Hittisau

Konzert mit Trompeten (Gabriel Maria Morre, Thomas Vötterl) und Orgel (Prof. Bruno Oberhammer).
Auf dem Programm stehen Werke von Albert Hiller, Bernardo Storace, Giovanni Bonaventura, Viviani, Johann Pachelbel, Giuseppe Torelli, Max Reger und Francesco Manfredini.
So 1. Juli, 17 bis 18.30 Uhr, Pfarrkirche

(aus dem KirchenBlatt Nr. 26 vom 28. Juni 2018)