Mit dem Konzert in der Herz-Jesu-Kirche in Bregenz erreichte die Kirchenmusik-Werkwoche ihren Höhepunkt. Die 85 Teilnehmer aus dem ganzen Land im Alter zwischen 19 und 84, darunter auch zahlreiche Chorleiter, brachten anspruchsvolle Chorwerke von Mendelssohn und Vierne zur Aufführung. Nach nur vier Tagen Probenzeit schaffte der St. Gallner Domkapllmeister Hans Eberhard das Kunststück, den Sänger/innen die vorher unbekannte Musik vertraut zu machen und konzertreif einzustudieren - zusammen mit dem Orgelspiel erklang begeisternde Kathedralenmusik.

Die Festmesse am Sonntag, zelebriert von Bischof Elmar, dem Chorseelsorger Walter H. Juen und Kaplan Johannes Sandor bildete den Abschluss der 41. Kirchenmusik-Werkwoche. Nochmals ertönte die imposante "Messe solonelle" von Louis Vierne, diesmal in der ältesten Bregenzer Pfarrkirche St. Gallus. Der lange Schluss-Applaus, den die Sänger/innen ihrem Dirigenten Hans Eberhard spendeten, drückte deren Dankbarkeit und Freude aus, unter seiner Führung diese großartige Musik erarbeitet und aufgeführt zu haben.

Eberhard HansHans Eberhard meinte abschließend, dass das Arbeiten mit den Vorarlberger Sänger/innen trotz oder gerade durch die Intensität der Proben sehr angenehm war. Von Anfang an wäre eine Begeisterung für die Musik und ein ehrliches Bemühen um den "richtigen" Klang spürbar gewesen. Hilfreich empfand er auch die Co-Chorleitung von Andreas Peterl, dem jungen Kirchenmusiker aus Feldkirch, der die Teilproben leitete und bei den Aufführungen als Mittler zwischen dem Dirigenten und dem Organisten fungierte.

 

Konzert-Kritik von Prof. Fritz Jurmann:

Erstmals war von Kirchenmusikreferent Mag. Bernhard Loss der als Chorbildner weitum gefragte St. Galler Domkapellmeister Hans Eberhard für die Werkwoche verpflichtet worden. Er hat es verstanden, auf seine feine menschliche Art und mit enormem Wissen im Umgang mit Laienchören in kürzester Zeit eine Atmosphäre zu schaffen, die von gegenseitiger Wertschätzung geprägt war. Er hat aber auch, vergleichbar einem guten Bergführer, die Kursteilnehmer an Grenzen des Erreichbaren herangeführt und gelangte so innerhalb von nur vier Probentagen zu erstaunlichen musikalischen Ergebnissen.

Es war, als hätte der Franzose Louis Vierne im Jahre 1900 seine „Messe solennelle“ op. 16, die den Zentralpunkt des Abends bildete, genau für diese Kirche mit ihrer überbordenden Akustik komponiert, so mächtig und raumgreifend kamen die Kathedralklänge der französischen Spätromantik mit ihrem Farbreichentum hier zu verblüffender Wirkung. Hans Eberhard gelang dabei das Kunststück, vorwärts und rückwärts dirigierend den mächtigen Chor, das durch eine Continuogruppe und ein Blechbläserquintett klanglich aufgestockte Orgelpositiv im Altarraum (Bernhard Loss) und die gute 50 Meter entfernte alte Behmann-Orgel auf der Empore (Helmut Binder) zusammenzuhalten, dabei die Klanglichkeit und den verinnerlichten Ausdruck dieses Werkes zu entfalten. Auch beeindruckten bei diesem doch zusammen gewürfelten Chor große Einheitlichkeit, Klangfülle und Klarheit im Ausdruck. Nur ab und zu spielte den Sängern die vertrackte Chromatik Viernes einen kleinen intonatorischen Streich.

Kleine Einschränkungen waren angebracht bei einem Psalm und Teilen aus einer „Missa breve“ des Jahresregenten Mendelssohn, deren achtstimmige Linienführung und Diktion im A-Cappella-Doppelchor zu wenig deutlich wurden. Helmut Binder ergänzte als Haus- und Hoforganist von Herz-Jesu meisterlich mit einer aufbrausend virtuosen Toccata von Vierne und einem lieblichen, weich fließenden Präludium mit Fuge von Mendelssohn. (Prof. Fritz Jurmann)