Huch, so spät abends und das Feldkircher Diözesanhaus ist noch hell erleuchtet?! Was sich wie eine Nachtschicht ausnimmt, ist zwar tatsächlich auch Arbeit, macht aber hauptsächlich einen Riesenspaß: die ersten Probenabende zum Diözesansingtag 2018! Und da steht als Draufgabe eine echte Uraufführung in den Startlöchern.

Diözesansingtag - was da daher kommt wie eine Kombination aus Zungenbrecher und Wortungetüm - ist eigentlich und ganz ehrlich eine rundum gelungene Sache. Es geht nämlich darum, dass die Vorarlberger Sänger/innen aus Kirchen- und anderen Chören einmal so richtig Gas geben und gemeinsam auftrumpfen können. Die Betonung liegt auf gemeinsam.

119 Chöre, ein Projekt

119 (Kirchen-)Chöre mit insgesamt mehr als 3000 Sänger/innen zählt man heute im Land. Das Verhätnis zwischen Frauen und Männern ist übrigens 2:1 - also, Männer, her mit euch! Jeder dieser Chöre hat seine fixen Termine im Laufe eines Kirchenjahres. Manche dürfen sich gut und gerne "Vielsinger" schimpfen, andere sind mal hier, mal dort zu hören. Kein Chor ist wie der andere und wenn man in der Diözese Feldkirch heute 126 Pfarren zählt, dann kann die Kirchenmusik vor Ort auf mindestens ebensoviele Traditionen zurückblicken.

Und jetzt stelle man sich vor, man nimmt einfach alle diese Chöre, sucht ein Stück, einen Ort und ein Datum - und dann wird gesungen. Natürlich haben nicht alle 3000 Sänger/innen gerade dann Zeit, wenn der Diözesansingtag steigt, aber doch einige von ihnen. Beim ersten Diözesansingtag 2016 waren es dann mehr als 400 Sänger/innen, die - nach einem intensiven aber wirkunsgvollen Probentag - in der Dornbirner Martinskirche gemeinsam aufsangen. Das konnte sich schon hören lassen. Das hatte so richtig Wucht.

Noch einmal nachgelegt

Heute, knapp zwei Jahre später, wird wieder geprobt. Der Termin für den zweiten Diözesansingtag ist längst in den Kalendern der Sängerinnen und Sänger eingetragen und weil 2018 ja kein "normales", sondern ein Jubiläumsjahr ist, legt man auch in Sachen Diözesansingtag noch einmal ordentlich nach. 

Da ließ man sich nicht lumpen und gab zum 50. Geburtstag der Diözese eine Komposition in Auftrag. Der Komponist war mit Wolfgang Reisinger dann auch schnell gefunden und der machte sich sofort daran, die Musik zum "Feldkircher Evensong" zu notieren. Wolfgang Reisinger ist nach Stationen als Domorganist in Schweden und Stiftsorganist an der Brucknerorgel im oberösterreichischen Stift St. Florian u. a. auch Direktor des Wiener Diözesankonservatoriums und als Komponist vor allem im Kirchenmusikalischen unterwegs.

Auftrag klar - und jetzt wird geübt

Nun gut, das Werk ist fertig und die Proben beginnen. Zum Beispiel im Feldkircher Diözesanhaus, wo Kirchenmusikreferent Bernhard Loss und Domkapellmeister Benjamin Lack, der die Uraufführung leiten wird, gemeinsam mit Chorleiter/innen das Stück schon einmal angesungen haben. Wobei, unter angesungen versteht man hier schon auch Detailarbeit. Da wurden Passagen noch einmal und noch einmal eingesungen, bis die Charakteristik passte. Da wurde modelliert, bis die Stimmung saß.

Macht ja auch Sinn, denn schließlich sind es die Chorleiter/innen, die bis zum 22. September - dann wird nämlich im Feldkircher Dom uraufgeführt - mit ihren Chören das ganze schon mal grob einstudieren werden. Denn "kommen kann am 22. September jede und jeder - nur nicht ganz ohne Vorbereitung", erklärt Bernhard Loss. Damit wirklich niemand "blank" kommen muss, haben Benjamin Lack und andere in den letzten Tagen Übe-Dateien - sprich Hörbeispiele - eingesungen. "Die gibt es dann ab Mitte Juli zum Download, bei uns im Kirchenmusikreferat", sprudelt es nur so aus Bernhard Loss heraus. Musik macht ihm Spaß, Musik ist ihm wichtig, so wie allen, die sich da im großen Saal des Diözesanhauses in Feldkirch an diesem Probenabend versammelt haben. 

Und was da so angestimmt wird, kann sich absolut hören lassen. "Schön wird das, einfach wirklich schön", hört man es da in den kurzen Gesprächen zwischen den Takten - und man muss den Damen und Herren Sänger/innen einfach zustimmen. Schön wird es.

Ein eigenes Abendlob für Feldkirch

Übrigens, was Wolfgang Reisinger da für die Diözese Feldkirch komponiert hat, heißt nicht nur so, sondern steht auch ganz in der Tradition des "Evensong". Der Evensong ist eine Form des gesungenen Abendlobes, das man vor allem aus dem anglikanischen Raum kennt. Von Felix Mendelssohn Bartholdy bis Thomas Tallis haben sich immer wieder Komponisten damit beschäftigt. Zum Glück, denn so ist wundervolle Musik entstanden. So, wie eben auch der "Feldkircher Evensong", der am 22. September von (hoffentlichen) sehr vielen Sängerinnen und Sängern zuerst einstudiert und dann beim Abendlob mit Bischof Benno Elbs im Feldkircher Dom uraufgeführt wird. Und das alles an einem Tag. Herausfordernd? Vielleicht. Ein Abenteuer? Sicherlich. Ein unvergessliches Musikereignis  - auf jeden Fall, auch für alle, die nur zuhörenderweise am 22. September in den Feldkircher Dom kommen. Dann natürlich singt es sich am schönsten in einer vollbesetzten Kirche, ist doch klar!     

P. S.: Einen kleinen, audiovisuellen Vorgeschmack gibt es jetzt schon hier.

Termin

Diözesansingtag
22. September von 13 - 20 Uhr
Diözesanhaus und Dom Feldkirch

Anmeldung bis 27. Juli unter

Übe-Dateien ab Mitte Juli unter: www.kirchenmusik-vorarlberg.at