Ob Bernhard Loss gerade in seinem Büro im ersten Stock des Diözesanhauses ist, hört man: Weil sich der Kirchenmusikreferent durch ein Stück Musik summt, den Notendrucker heißlaufen lässt oder sein Telefon klingelt. Wenn man den studierten Schulmusiker und Religionspädagogen zwischen zwei Terminen erwischt, erfährt man, was alles dahintersteckt…

Bernhard, bei Kirchenmusik denkt man als erstes an Orgeln…

Bernhard Loss: Und das ist auch nicht falsch. Ich bin als Kirchenmusikreferent auch Vorsitzender der Orgelkommission, weshalb fast alles, was im Land mit Orgelbau zu tun hat, über meinen Schreibtisch geht – seien es Neubau, Restaurierung, Reinigung, Anfragen von Pfarren oder der Kontakt mit dem Bundesdenkmalamt. Das letztere größere Projekt war die Betreuung des Umzugs der Orgel aus der Johanniterkirche in Feldkirch nach Feldkirch-Tisis am Pfingstmontag. Außerdem bin ich Ansprechpartner für die OrganistInnen im Land und organisiere Weiterbildungen. Für die „klassischen“ Organisten wäre das die viertägige „Orgelwoche“, für den Nachwuchs unter 20 Jahren das OrgelWeekend.

Wie bildet man denn Organisten fort?

Vor allem im liturgischen Orgelspiel, indem man Tipps miteinander teilt, wie man ein Lied besonders gut einspielt und begleitet. Und es geht immer viel um Improvisation – zum Beispiel zur Kommunion, zur Gabenbereitung oder beim Einzug. 80 bis 90 Prozent der Orgelmusik im Gottesdienst wird schließlich improvisiert! Im Alltag sind OrganistInnen „Einzelkämpfer“, weshalb solche Fortbildungen immer auch die Gelegenheit bieten, sich untereinander auszutauschen und über die Veranstaltung hinaus zu vernetzen. Zusätzlich versenden wir zweimal im Jahr ein Rund.Schreiben inklusive Notenbeilage an Organisten und Kirchenchöre.

Chöre – der zweite große „Posten“ im Leben eines Kirchenmusikreferenten?

Genau: Ich betreue Vorarlbergs Kirchenchöre, koordiniere die Verteilung der Subventionen von Diözese und Land. Dann sind da Veranstaltungen wie jetzt zum Beispiel das Fest am See, an dem auch mehr als 660 Sängerinnen und Sänger aus 22 Chören teilgenommen haben. Die Vorbereitungen für den Diözesanen Singtag am 22. September laufen – und damit verbunden ist auch eine Auftragskomposition für den „Feldkircher Evensong“. Allein die Betreuung eines neuen Stücks von der Konzeption bis zur Druckreife ist ein Projekt für sich und ich bin froh, dass ich den renommierten Butz-Verlag in Bonn dafür gewinnen konnte. Ein weiterer Fixpunkt im Jahr ist die Chrisammesse, zu der jeweils reihum ein Projektchor aus einem Dekanat im Land anreist und die Feier mitgestaltet, und besonders wird heuer sicher auch der Festgottesdienst am 8. Dezember.

Dort bist du auch für dessen Übertragung im Radio und Fernsehen zuständig…

Für diese Übertragung – und für alle anderen. Heuer wurden und werden insgesamt acht Gottesdienste aus Vorarlberg gesendet, davon allein drei in der Karwoche aus Bezau. Das braucht natürlich immer Vorbereitung – die ganze kirchenmusikalische Beratung zum Beispiel, die Vernetzung zum ORF – das mache ich. Zum Vergleich: Wir als kleine Diözese haben durchschnittlich fünf Übertragungen im Jahr – größere Diözesen wie Linz und Salzburg übertragen sechs Gottesdienste. Wer wann mit welchem Gottesdienst auf Sendung geht, wird zweimal im Jahr zwischen den Diözesen und Vertretern der Landesstudios in Wien diskutiert  – da bin ich dann natürlich dabei.

Das klingt nach viel Netzwerkarbeit!

Durchaus. Der Schüssel für das Gelingen meiner Aufgaben ist sicher, dass ich versuche, für das Getriebe Kirchenmusik „Schmiermittel“ zu sein: Wie kann ich die vielen Zahnrädchen, die da sind, ineinandergreifen lassen – wie kann ich die Menschen, die da sind, in ihrer Verschiedenheit optimal einsetzen? Denn so entsteht viel Verschiedenes und auch Neues – und am Ende ist für alle etwas dabei.

Dieses Neue und „Unerhörte“ ist dir ein Anliegen?

Unbedingt! Gerade in großen diözesanen Gottesdiensten ist es mir wichtig, in der Liturgie Elemente zu zeigen, die dann später auch in Pfarrgottesdiensten verwendet werden können. Das kann auch bereits Bewährtes sein, das in einem neuen Kontext präsentiert wird wie Volksgesang, der in eine Messe von Johann Wenzel Kalliwoda eingebaut wird oder die Kombination aus Gregorianischem Gesang und Film. Für die Beteiligten ist das oft ein Aha-Effekt, nach dem Motto: „Boah, so etwas haben wir noch nie gemacht!“ Und auch der Gemeinde gefällt das: Gottesdiensten, an denen Kirchenchor oder Kirchenmusik beteiligt sind, werden nach wie vor gut besucht. Auch darum freue ich mich schon auf das Kirchenklangfestival cantars, das 2021 zum dritten Mal in der Schweiz stattfindet. Kirchenmusik wird dort in unterschiedlichsten Formaten präsentiert – in ungewöhnlichen Zusammenhängen und an ungewohnten Orten. Wenn alles klappt, sind wir als Diözese dabei und kommen sicher mit vielen Impulsen zurück.

Zukunftsmusik, sozusagen…

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