Die Götzner Orgel wurde 1967 gebaut. Also ist das Instrument noch jung genug, um Zeitzeugen von dessen Werdegang erzählen zu lassen. Oswald Wagner und Cornelia Schreiber sind zwei Menschen, die auf unterschiedliche Art bei der Königin der Instrumente Hand anlegen.

Veronika Fehle

Vor 50 Jahren war es, als man auf der Orgelempore kaum einen Schritt tun konnte, ohne an eine der Orgelpfeifen zu stoßen. Aufgeschlichtet lagen sie da und warteten nur darauf, dass ihnen der passende Platz zugewiesen wurde und sie alle gemeinsam die Götzner Hradetzky-Orgel werden konnten. Damals wie heute mittendrin: Oswald Wagner.

Von Niederösterreich nach Götzis
„Ich habe damals beim Orgelbau Hradetzky gearbeitet und bin quasi mit der Orgel als junger Bursch nach Götzis gekommen. Gregor Hradetzky hat die Orgel intoniert, Peter Planyavsky und ich haben ihm dabei assistiert. Peter Planyavsky, der nur wenige Jahre später Domorganist am Wiener Stephansdom wurde, hat die Orgel immer wieder wunderschön präsentiert. Ich kann nur sagen, wir haben es genossen“, erzählt der gebürtige Niederösterreicher, der selbst auch schon auf 49 Jahre Götzis verweisen kann. Warum er hier quasi kleben geblieben ist, dazu später.

Orgelbau 
Zu dritt - also Gregor Hradetzky höchstpersönlich, Peter Planyavsky und Oswald Wagner - quartierten sie sich 1967 für acht Wochen in Götzis ein und stimmten und intonierten von Montag bis Freitag. „Beim Stimmen geht es um die Tonhöhe. Entweder die Orgel stimmt oder sie stimmt nicht. Basta. Aber die Intonation ist Geschmackssache. Da geht es um Nuancen. Wie klingt der Prinzipal, ist er zu laut, ist er zu leise? Wie passen die anderen Register zum Prinzipal dazu, wie entwickelt sich das Klangbild, wie passt das Klangbild in den Kirchenraum? Das alles ist Intonation. Man muss also jede einzelne Pfeife in Lautstärke,  Ansprache und Charakter festlegen“, so Wagner weiter. Dem Experten ist die enge Verbundenheit mit dem Instrument übrigens geblieben - bis heute ist er immer einsatzbereit, wenn es gilt, etwas technisch in Ordnung zu bringen.

Orgelspiel
Anders als Wagner hat Cornelia Schreiber beim Bau der Orgel nicht mit Hand angelegt. Aber später sollten ihre Hände oft stundenlang auf den Tasten liegen: Sie ist Organistin. 14 Jahre war sie alt, als sie bei Gertrud Hofer-Längle angefangen hat, Orgelstunden zu nehmen. Ein paar Jahre später, mit 17, begann sie zu „messen“ - also Messen an der Orgel zu begleiten. „Aber fasziniert hat mich das Instrument schon viel früher. Ich weiß noch, ich bin mit meinem Vater immer mitgegangen, wenn der Kirchenchor gesungen hat. Dann habe ich da Gertrud Hofer-Längle beim Orgelspiel zugesehen und mir gedacht: Das will ich auch können. Als ich mit diesem Wunsch herausgerückt bin, hat man Gertrud sofort gefragt, ob ich Stunden bei ihr haben könnte und so hat das damals alles angefangen.“
Auf den ersten Orgelunterricht folgte die Ausbildung zur Kindergartenpädagogin und damit auch der Wechsel ans Konservatorium in Feldkirch und zu Prof. Günter Fetz. Heute ist Schreiber „Hauptorganistin“ und sitzt rund drei- bis sechsmal im Monat in Götzis an der Orgel.

Jubiläen
Und jetzt noch zum ganz Persönlichen. Denn sowohl Cornelia Schreiber als auch Oswald Wagner sind ja beide ganz besonders mit der Orgel verbunden. Cornelia Schreiber ist nämlich quasi mit der Orgel aufgewachsen. Sie ist - wie die Hradetzky-Orgel - eine 1967erin. Feiert die Orgel Geburtstag, feiert auch sie. Und Oswald Wagner, der ist der Orgel nach Götzis nachgereist. Wobei, es war nicht die Orgel, es war die junge Sopranistin aus dem Götzner Kirchenchor, die ihm mit ihren Freundinnen damals bei der Intonation der Mixturpfeifen assistierte und heute Frau Wagner heißt. Auch ein schöner Grund, 50 Jahre Hradetzky-Orgel in Götzis zu feiern.

TERMINE

Zum 50-Jahr-Jubiläum

Sa 18. November, 14 Uhr: Die Orgel hautnah
Oswald Wagner zeigt, wie die Orgel aufgebaut ist, Cornelia Schreiber lässt das Instrument erklingen.

So 26. November, 9 Uhr: Festgottesdienst
Festansprache: Peter Planyavsky (er spielte das Einweihungskonzert auf der neuen Götzner Orgel im Dezember 1967). Musikalische Gestaltung: Kirchenchor der Pfarre Götzis. Anschließend Agape.

17 Uhr: Jubiläumskonzert
Peter Planyavsky (Orgel) und Stefan Dünser (Trompete) spielen Werke von Johann Sebastian Bach, Francois Couperin, Camille Saint-Saens, Cesar Franck und Peter Planyavsky. Anschließend Agape.