Eine spezielle Liturgie für Männer findet alljährlich in der Wallfahrtskirche Maria Bildstein statt. „Zwischen den Jahren“ nennt sich dieses Ritual, das Markus Hofer, der ehemalige Leiter des Männerbüros der Diözese, und Paul Burtscher, der Wallfahrtsseelsorger von Bildstein, gemeinsam entwickelt haben. Die Zeremonie um den Johanniswein, der nach alter Tradition am Fest des Evangelisten Johannes am 27. Dezember geweiht und getrunken wird, leitete Peter Flatz.

Wolfgang Ölz

Der Neopensionist und „gläubige Katholik“ Flatz freut sich jedes Jahr auf diese urtümliche Feier für Männer. Pfarrer Paul Burtscher begrüßte rund 50 Männer mit einer kleinen Hinführung zur neurenovierten Wallfahrtskirche Maria Bildstein. Eine Männergesangsformation der „Kärntner in Vorarlberg“ gestaltete die Feier musikalisch.

Zurücklassen und verbrennen. Im Hauptteil des Abends konnte jeder Mann während einer halbstündigen Besinnung aufschreiben, was er gerne im alten Jahr zurücklassen wolle. „Ein vergangenes Jahr liegt hinter uns und ein neues vor uns“, so Peter Flatz. „Der heutige Abend bietet uns Männern zuerst einmal die Möglichkeit innezuhalten, zu uns kommen und auf dieses alte Jahr zurückzuschauen.“ Flatz unterschied zwischen den „großen Themen des Lebens“, denen Männer sich stellen müssten, und „kleinem Geröll im Rucksack, das nicht ins neue Jahr mitgenommen werden muss“. Er forderte die Männer aber auch dazu auf, auf das zu schauen, was Man(n) in das neue Jahr mitnehmen will, etwa „die Kraft des Gelungenen“, die jeder in sich bewahren soll.
Vor dem Kirchenportal konnte dann jeder Mann sein, mit dem Zurückzulassenden beschriebenes Blatt ins funkensprühende Feuer werfen sowie eine Bitte laut aussprechen. Diese wurde von den anderen mit „Wir bitten mit unserem Bruder!“ bestärkt.
 
Segnung des Johannisweins. Der anschließende gemütliche Teil des Abends fand im Eingangsbereich des Bildsteiner Pilgersaales statt. Nach uraltem katholischem Brauch segnete Pfarrer Paul Burtscher die Rotweinflaschen, von denen jeder Teilnehmer zwei mitgebracht hatte. Er verwies dabei auf die Bedeutung des Weines für das Letzte Abendmahl und die von Jesus eingesetzte Eucharistie. Anschließend stießen die Männer mit der einen Flasche des so gesegneten Weines an, während die zweite für die Feier mit den Lieben daheim bestimmt war.
Mittlerweile hat sich eine kleine Männergemeinschaft gebildet, die alljährlich am 27. Dezember die Tradition des Johannesweintrinkens hochhält. Konrad Müller aus Altach etwa, der den Hinweis zur Feier vor vier Jahren im KirchenBlatt entdeckt hat, schätzt die Symbolik des Johannesweins. Einerseits verweise der Wein spirituell auf die Wandlung in der Messe, andererseits habe der Wein auch etwas der Männlichkeit entgegenkommendes Subversives und enthemme - im positivsten Sinn.