Im Bildungshaus Batschuns wird seit 1969 zeitgenössische Vorarlberger Kunst ausgestellt. Jetzt können zahlreiche Werke aus dieser Zeit in den Räumen des Bildungshauses begutachtet werden.

Wolfgang Ölz

Die damalige Leiterin des Bildungshauses und Frohbotin Gertrud Weber hat vor 50 Jahren einen fruchtbaren Dialog zwischen einem katholischen Haus und der Vorarlberger Avantgarde ins Leben gerufen. Diese Idee weitergeführt haben die Bildungswerkleiter/innen Karoline Artner (ab 1990) und Christian Kopf mit seinem Kuratorenduo Georg Vith und Hannes Ludescher (ab 1999). Mitunter kirchenferne Leute aus der Kunstszene zollen der Leistung, über ein halbes Jahrhundert aktuelle Kunst sichtbar gemacht zu haben, höchsten Respekt. 

Das Who-is-Who der Künstlerschaft.

Jetzt werden 195 Arbeiten von 243 ausgestellten Künstler/innen aus diesen fünf Jahrzehnten gezeigt. Für jedes Jahr steht eine Tafel aus Graupappe mit den jeweils Ausstellenden des entsprechenden Jahres. Diese Tafeln ziehen sich mit ausgewählten Werken der betreffenden Künstler durch den gesamten Ausstellungsbereich des Hauses. Die Liste zeigt das Who-is-Who der professionellen Kunstszene Vorarlbergs von Leopold Fetz bis Harald Gfader etwa. „Eine Bilanz, auf die man mehr als stolz sein darf“, wie der Kunstkritiker Karlheinz Pichler in der Monatszeitschrift Kultur schreibt. Gertrud Weber betrachtet diesen Kontakt zu der professionellen Künstlerschaft des Landes nicht so sehr mit Stolz, sondern vor allem als Geschenk.

Grande Dame der Kunstkirche-Szene.

Gertrud Weber (Jahrgang 1934) sah es als große Chance an, über Kunst-Ausstellungen den Kontakt zu den Kunstschaffenden des Landes zu pflegen und gleichzeitig das Publikum des Bildungshauses für zeitgenössische Kunst zu sensibilisieren. Sie vertraute von 1969 bis 1990 auf die kuratorische Kompetenz des legendären Kunst-Tausendsassa Peppi Hanser, den Kunstvermittler Franz Bertel und Künstler wie Richard Bösch und Ingo Springenschmied. Immer wieder kaufte sie Kunst aus der eigenen Privatschatulle und suchte den persönlichen Kontakt zu den Künstler/innen. Die aktuelle Ausstellung wäre ohne die Privatsammlung von Gertrud Weber gar nicht denkbar. Ein Schlüsselerlebnis war für Gertrud Weber, als Norbert Grebmer innerhalb von vier Stunden für sie persönlich im Bildungshaus den Blick auf die Berge malte. Aufenthalte in London, Mailand und Jerusalem weiteten die Sicht der Grande Dame der Kunstkirche-Szene im Land. Alle Kunst, die einen eigenen Gedanken verfolge, sei gut, ist Gertrud Weber überzeugt. Oft stellten Bildungshausbesucher vor den Kunstwerken die Frage: „Was soll das sein?“ Gertrud Weber empfahl dann, die Frage so zu stellen: „Was könnte das FÜR MICH sein?“

Die Stärke der Ausstellungstätigkeit ist die konstant hohe Qualität der Schauen. Das Kuratorenduo Georg Vith und Hannes Ludescher arbeitet bei Auswahl und Präsentation der Künstler ehrenamtlich sehr eng zusammen. Vith interessiert die niederschwellige Möglichkeit für Besucher, Kunst wahrzunehmen. Für Hannes Ludescher ist das Kuratieren eine freudvolle Tätigkeit. Es geht ihm um einen ungezwungenen Kunstraum, ohne Verkaufsabsicht wie in einer klassischen Galerie.

Ein Geheimnis des Hauses.

Der heutige Bildungshausleiter Christian Kopf fordert Respekt für alle Künstler/innen, die sich mit ihrem Werk zur Verfügung stellen. Ein Geheimnis des Bildungshauses Batschuns liege auch in der Begegnung im Vorübergehen („en Passant“) mit Kunst, wie sie Georg Vith ebenfalls schätzt. Kursbesucher/innen bekommen so einen veränderten Zugang zur Kunst.

Kunst macht sichtbar,
Ausstellung zu 50 Jahre Kunst,
bis 21. Dezember 2019,
Bildungshaus, Batschuns.

(Aus dem Vorarlberger KirchenBlatt Nr. 44 vom 31. Oktober 2019)