Um mit Menschen in Kontakt zu kommen, müssen nicht immer neue Formate kreiert werden, manchmal reicht es aus, Bewährtes wiederzubeleben. Die Franziskusstube der Klaraschwestern in Bregenz ist ein Beispiel dafür.
Bild: Von Kässpätzle bis Schweinebraten, die Klara-Schwestern (im Bild Äbtissin Sr. Barbara Moosbrugger) sorgten einmal pro Woche für gutes Essen und dafür, dass Menschen einen guten Platz finden.
Patricia Begle
Sie liegt nicht am Weg, zufällig kommt an der Franziskusstube kaum jemand vorbei. Vielleicht ist das einer der Gründe, warum nur wenige Menschen der Einladung der Klaraschwestern gefolgt sind - am Mittagstisch, der samstags in den Wintermonaten gedeckt wurde, sind meist viele Plätze frei geblieben. Als die Schwestern Anfang des Jahres dann von den diözesanen Dialoginitiativen hörten, über die im ganzen Land Kontakte geknüpft werden, entschieden sie sich für diesen Weg, um die Franziskusstube wieder in das Bewusstsein der Leute zu bringen.
Hinausgehen
So wurden Plakate und Flyer entworfen, gedruckt und unter die Menschen gebracht. Gemeinsam mit Hermine Feurstein, die das Projekt organisatorisch unterstützte und Elisabeth Schubert, Pastoralpraktikantin in Bregenz, suchten sie unterschiedliche Orte auf. „Wir haben beim DOWAS reingeschaut, die Leute angeredet, die Flyer verteilt und Tee getrunken“, erzählt Sr. Irene Lamplmayr, die Koordinatorin der Aktion. Bei „Tischlein deck dich“ trafen sie auf jene, die in der Schlange standen - auch hier luden sie ein, verteilten Flyer und wechselten ein paar Worte. Die Plakate fanden sich bald an öffentlichen Orten - und zeigten Wirkung.
International
Rund zehn Frauen und Männer fanden während der Fastenzeit den Weg in die Franziskusstube. Die Gründe für ihr Kommen? Die warme Mahlzeit, die Gesellschaft, die gemütliche Stube, das Zuhören. Die Gründe waren unterschiedlich wie die Menschen selbst. Da waren zum Beispiel zwei Brasilianerinnen, die das Plakat gesehen hatten und Gesellschaft suchten. Oder eine Chinesin, die derzeit auf der Straße leben muss. Oder ein junger Mann, der gerade aus dem Gefängnis entlassen worden war.
Familiär
Trotz ihrer Unterschiedlichkeit kamen die Menschen ins Gespräch. Da wurden Kochtipps und Zukunftspläne ausgetauscht, vom Streit mit der Familie erzählt und vom Verlust des Jobs. „Es entstand eine besondere Atmosphäre, ich fühlte mich wohl in dieser Runde“, erzählt Sr. Irene. „Ich habe große Achtung vor dem, was Menschen leben - oder leben müssen. Verglichen mit anderen Institutionen, die sich auch um verschiedene Angelegenheiten der Hilfesuchenden kümmern müssen, geht es bei uns nur um Essen und Zeit. Das ist Luxus.“
Verbundenheit
Dieses soziale Engagement ist ungewöhnlich für eine kontemplative Gemeinschaft wie die Klaraschwestern. Als sie 2001 in das ehemalige Kapuzinerkloster einzogen, wollten sie die alte Tradition der Franziskusstube nicht abbrechen. So bekommen auch heute alle, die an die Pforte klopfen, eine Jause bzw. samstags eine warme Mahlzeit. Die Schicksale und Nöte der Menschen fließen natürlich in die Gebete der Schwestern mit ein. Das „Denk an mich“, mit dem sich so mancher verabschiedet, fällt hier auf guten Boden. „Mit Menschen, deren Namen ich kenne, bin ich nochmal anders verbunden“, weiß Sr. Irene.
Hinführungskurs zum kontemplativen Gebet
Sechs Montagabende, jeweils 19.30 bis 21.30 Uhr, Beginn: 16. April.
Neben der tätigen Nächstenliebe ist auch die Kontemplation ein besonderer Schwerpunkt der Klara-Schwestern in Bregenz.
Demnächst startet wieder ein Kurs: Über die Wahrnehmung des Leibes und des Atems zum einfachen Dasein in der Gegenwart Gottes kommen.
Anmeldung:
Sr. Ruth Elisabeth Gilla SSC oder Sr. Irene Lamplmayr SSC, T 05574 48532
www.klaraschwestern.at