Der erste Lehrgang für Kirchenraumpädagogik fand im Rahmen einer feierlichen Zertifikatsverleihung an die 18 Teilnehmer/innen am 22. Juni seinen Abschluss. Diözesankonservator Othmar Lässer erläutert als Lehrgangsleiter die Aspekte des Kurses und lädt zur Teilnahme am Lehrgang 2014 ein.

Wolfgang Ölz

„Mit großer Freude und gespannter Erwartung konnte im Herbst 2012 der erste Lehrgang für Kirchenraumpädagogik ‚Kirchenräume erleben und vermitteln‘ in unserer Diözese gestartet werden“, erinnert sich Othmar Lässer. Dabei ist der Begriff „Kirchen(raum)pädagogik ein wenig sperrig, erinnert manche an die eigene Schulzeit. Doch die Pädagogik in diesem Falle bezieht sich nicht nur auf Schüler/innen, sondern nimmt den Kirchenbesucher jeden Alters in den Blick.“

Um den Kirchenraum näher zu beschreiben zitiert Othmar Lässer den evangelischen Theologen Fulbert Steffensky, der den Kirchenraum als einen fremden Raum beschreibt, den der Mensch aufsucht, weil er verschieden ist von seinen alltäglichen Orten. Der Mensch kann sich nicht erkennen, wenn er sich nur in Räumen und Atmosphären aufhält, die durch ihn selbst geprägt sind, die ihm allzu sehr gleichen und die ihn wiederholen. Der Mensch muss auch in die Fremde. Für Steffensky sind Sakralräume solche Aufenthaltsorte der Fremde, die dem Menschen eine heilsame Andersheit bieten.

Was man liebt
Für Steffensky kommt der Kirchen(raum)pädagogik dabei eine ganz besondere Aufgabe zu: „Es (die Kirchenpädagogik) ist ein Stück Mission. Christen erklären anderen, welche Schätze sie haben und was sie lieben. Mission heißt, zeigen, was man liebt. Was man liebt, das zeigt man, und man hält es nicht in einem geheimen Winkel.“ (aus einem Grundsatzreferat über die Bedeutung des Kirchenraums auf der Synode der EKD im Mai 2003). Othmar Lässer dazu: „Dieses Vermitteln dessen ‚was man liebt‘ (sei es aus religiösen, kunsthistorischen, biographischen oder welchen Gründen auch immer) gehört zum Grundkonzept des Lehrgangs.“

Grundinhalte
Der Kurs vermittelt in sechs Modulen Grundinhalte. Othmar Lässer zu den Kurseinheiten: „Die verschiedenen Module (teils Wochenenden, teils Halbtage) zeigen das weite Spektrum an Themen auf, die zum Verständnis und der Vermittlung eines Sakralraumes hilfreich sein können: die Architektur eines Kirchenraumes als Spiegelbild verschiedener theologischer Vorstellungen; die Ikonographie in das Heute übersetzt; das Verstehen der liturgischen Orte und der liturgischen Geräte; die besonderen Recherchemöglichkeiten für (kunst-)historische Fragen im kirchlichen Bereich; oder auch die Erfordernisse methodischer Art für ganzheitliche Kirchenführungen.“   

Warum haben Sie den Lehrgang besucht?

C. WinklerClaudia Winkler
Dornbirn

Wunderbare Vertiefung
Der Kurs war für mich eine Weiterführung meiner Fremdenführer-Ausbildung. Der Lehrgang hat wunderbar ergänzt, was ich mir vorher schon angeeignet habe. Es war eine Vertiefung und noch einmal eine andere Sichtweise auf das Thema Kirche und Führungen in Kirchen. Besonders gut gefallen hat mir, dass wir nicht nur Theoretisches, sondern auch sehr viel Praktisches gemacht haben. 

R. LorenzRobert Lorenz
Klaus

Viel Neues dazugelernt
Ich bin Religionslehrer im Bundesgymnasium Blumenstraße in Bregenz. Mich hat die Stadtpfarrkirche zum heiligen Gallus, die wir auch für Schülergottesdienste verwenden, sehr fasziniert. Ich wollte mich einfach mit dieser Kirche ein bisschen intensiver auseinandersetzen. Dazu hat sich der Kirchenraumpädagogik-Lehrgang direkt angeboten. Da habe ich viel Neues dazugelernt.

M. CiolaMario Ciola
Egg

Berufliches und Persönliches
Es hat mir mehr Verständnis für den Kirchenraum gebracht. Mich hat allgemein interessiert, was Kirchenräume in ihrer Symbolik und in ihrer Architektur aussagen. Als Religionslehrer in einer Berufsschule ist es mir wichtig, den Kirchenraum für die Schüler erlebbar zu machen. In diesem Lehrgang konnte ich das Berufliche und das Persönliche gut miteinander verbinden.

J. ReisJohannes Reis
Hohenems

15 Minuten
Einerseits hat es mich einfach interessiert, und andererseits kann es als Religionslehrer nicht schaden, wenn man in einer Kirche mehr sagen kann als nur das Übliche. Viel gebracht hat mir auch die praktische Übung, bei der ich mir die Aufgabe gestellt habe, jeweils in 15 Minuten durch die Pfarren St. Karl und St. Konrad zu führen. Diese Zeit soll genügen, Andersgläubigen unsere Kirchenräume kurz zu erklären.

M DuffnerMaria Duffner
Rankweil

Weiterdenken
Ich habe diesen Kurs gemacht, weil ich immer schon gerne Leuten gezeigt habe, was ich selbst entdecken konnte. Was ich auch gelernt habe: Ich versuche den Schülern Sachen zu zeigen, die sie sonst vielleicht nicht sehen. Das habe ich bei mir selber auch entdeckt: Wenn mich jemand auf etwas hinweist, dann sehe ich erheblich mehr und werde angeregt, selbst noch etwas weiterzudenken.

KOMMENTAR

von Wolfgang Ölz

Mit Herzblut
Wenn ich an einen unbekannten Ort komme, dann führt mich nicht selten der erste Weg in die Kirche. Es hat etwas Wohltuendes, den Blick vom Deckengemälde über den Altar zum Volksaltar wandern zu lassen, und sich dabei der metaphysischen Bezüge bewusst zu werden. Insofern haben die Kirchenräume, die fremd sind, immer auch etwas  Sinn- und Heimatstiftendes.

Die Zertifikatsverleihung am 22. Juni durch den Diözesankonservator Othmar Lässer und die Leiterin der KPH Edith Stein, Ursula Rapp, wurde zu einer sehr persönlichen Feier, bei der Othmar Lässer sämtliche schriftlichen Abschlussarbeiten der 17 Teilnehmer/innen noch einmal in kurzen Sequenzen Revue passieren ließ. Dabei wurde deutlich, wie liebevoll die Teilnehmer/innen über „ihre“ Kirchenschätze geschrieben haben. Es wurde aber auch klar, mit wie viel Herzblut Lehrgangsleiter Othmar Lässer die Veranstaltung begleitet hat.  

Der Kurs ist auch durch die „Weiterbildungsakademie Österreich“ anerkannt. Das bedeutet, dass bestimmte, europaweit definierte Bildungsstandards eingehalten werden. Wer sich für Kirchenräume und deren Vermittlung interessiert, ist mit diesem Lehrgang jedenfalls  bestens beraten. Der neue „Lehrgang für Kirchenraumpädagogik“ 2014 bietet wieder die Chance, sich theoretisch und praktisch mit den Kirchenräumen des Landes zu befassen.

 

NEUER LEHRGANG:

Lehrgang für Kirchenraumpädagogik 2014 „Kirchenräume erleben und vermitteln“,
Jänner bis Juni 2014, Lehrgangskosten: E 150,-

Anmeldung: bis 9. Dezember im Bildungshaus St. Arbogast, T 05523 62501-828.

Informationen bei MMag. Othmar Lässer, Diözesanarchiv, T 05522 3485-302,
othmar.laesser@kath-kirche-vorarlberg.at
www.kirchenraum.at