„Sesam öffne dich“ heißt das Geheimwort bei Ali Baba. In der Innsbrucker Pfarre Allerheiligen heißt es „Computeria“ – nicht geheim, sondern für alle „älteren Semester“ zugänglich, öffnet sie zweimal wöchentlich ihre Pforte, um die neue „digitale (Geheim-) Welt“ zu entdecken und zu erproben.

Hannes Raggl und Christa Lang,
der ehemalige Lokführer und die langjährige Pfarrmitarbeiterin und SelbA-Trainerin, haben in der Pfarre Allerheiligen eine Computeria eröffnet. Christa Lang präsentierte sie beim PGR-Kongress in Mariazell (Bild rechts).

Lebens.
Zeichen

Pfarrgemeinden auf dem Weg
KirchenBlatt-Serie: Teil 2 von 4

 

V. Weingartner/H. Baumgartner

Im „Europäischen Jahr des aktiven Alterns und der Solidarität zwischen den Generationen 2012“ startete die zuständige Fachabteilung (JUFF) des Landes Tirol das Projekt Computeria. Der Name kommt aus der Schweiz und ist eine Kreuzung aus „Computer“ und „Cafeteria“. Er verdeutlicht die Grundidee: einen Begegnungsort für ältere Menschen zu schaffen, in dem sie sich neuen Technologien annähern können.

Gute Orte schaffen
Im Zuge dieses Projektes sei sie gefragt worden, ob sie im Rahmen ihrer SelbA-Kurse (Training für ältere Menschen) nicht eine Computeria organisieren könnte, erinnert sich Christa Lang. „Da man diese beiden Dinge aber schwer kombinieren kann, ich die Idee aber gut fand, habe ich in der Pfarre herumgefragt, ob es ein Interesse gibt, so etwas anzubieten. Pfarrer Franz Troyer unterstützte die Idee sofort“, erzählt Lang. Er meinte, es wäre gut, wenn es in der Pfarre einen weiteren Platz gäbe, wo sich ältere Menschen gerne treffen, unabhängig davon, wie nahe sie der Kirche sonst stehen. „Es passte auch gut in das Konzept, dass wir als Stadtrandpfarre Menschen verschiedenen Alters Bildungsangebote machen, für die sie nicht extra in die Stadt hineinfahren müssen“, sagt die langjährige Pfarrmitarbeiterin. Mit Hannes Raggl, dem ehemaligen Lokführer und Computerbegeisterten seit Anfang der neuen Informationswelt, fand sie einen fachkundigen Mitgestalter des neuen Projektes.

Lernen auf ihre Weise
E-Mailen, chatten, posten, twittern und skypen – immer öfter will auch die ältere Generation an den neuen Kommunikationsformen teilhaben – auch weil viele wichtige Informationen – etwa von Behörden – heute nur mehr unter „www“ zu erhalten sind. „Das Interesse und die Neugier bewegt immer mehr ältere Menschen, sich mit Computern zu beschäftigen“, berichtet Hannes Raggl. Doch sie möchten es in ihrem eigenen Tempo tun, in einem geselligen Rahmen, ohne Druck und ohne hohe Kosten.

In der Computeria wird alterstypisches Lernverhalten berücksichtigt. In entspannter Atmosphäre kann der Umgang an eigenen, selbst mitgebrachten Laptops oder auch Tablets, in aller Ruhe ausprobiert, gelernt und geübt werden. Raggl und seine Helfer/innen stehen den Gästen zur Seite und gehen individuell auf Fragen und Wünsche ein. „Im Unterschied zu einem herkömmlichen EDV-Kurs ist man nachher nicht allein, sondern man kommt immer wieder, kann immer wieder nachfragen, immer wieder üben“, erklärt Christa Lang. Dabei unterstützen sich die Besucher/innen auch gegenseitig, teilen ihr Wissen und geben Tipps. „Unsere Leute wollen die Zeit so intensiv nützen, dass in der ,Cafeteria‘ nicht mal Kaffee ausgeschenkt wird“, schmunzelt Hannes Raggl.

Gewitter im Kopf
Zusätzlich wird der Computer als Hilfsmittel für Gedächtnistraining genützt. Christa Lang bringt ihr Wissen der Gedächtnisförderung auf spielerische und zugleich anspruchsvolle Weise in die Computeria ein. Schüttelreime, Matrix-Rechnungen und Suchbriefe werden als E-Mail versandt und müssen am und mit dem Computer gelöst werden. Oftmals ziehen die Benutzer/innen das Internet zu Rate, suchen nicht mehr, sondern „googeln“ und „searchen“ ganz selbstverständlich durch das World Wide Web. „Da geht richtig ein Neutronenblitzgewitter im Kopf ab“, lacht Christa Lang, „und die Aufgaben machen wesentlich mehr Spaß als ewig die gleichen Kreuzworträtsel.“

Persönlich
von Christa Lang

Ermutigend fand ich den Pfarrgemeinderatskongress in Mariazell. „Da war wirklich Freude am Glauben spürbar. Ich bin dankbar, dass ich das auch in meiner Pfarre immer wieder erleben darf, bei Gottesdiensten mit einer ganz lebendigen, fast heiteren Stimmung, bei den vielen Mitarbeiter/innen, die gerne dabei sind, in der Freiheit, in der wir vieles erproben können.

Spannungsfelder erlebe ich dort, wo das Kirchenrecht in Spannung zu dem steht, was Jesus gelebt und verkündet hat; wo seine barmherzige Zuwendung zu den Menschen, sein Hinhören und Hinschauen auf den Glauben, die Nöte und das Leben oft außen vor bleiben.

Zukunftsspuren erlebe ich in vielen Akzenten, die Papst Franziskus setzt. Der traut dem Geist Gottes wieder etwas zu und rückt vieles, was seit dem Konzil ins Stocken geraten ist, erneut in den Blick. Und es ist eine neues Miteinander spürbar. 

(aus dem KirchenBlatt Nr. 24 vom 12. Juni 2014)