Mit der Heimarbeit ist es so eine Sache. Die Arbeitskräfte waren meist weiblich, die Heimarbeit schenkte ihnen ein Stück Freiheit. Sie zahlten aber auch ihren Preis dafür. Über das Pro und Contra der Heimarbeit lässt sich diskutieren. Die aktuelle Sonderschau des Dornbirner Stadtmuseums liefert Ansätze dazu.

Veronika Fehle

Heimarbeit - ja, da klingt schon auch irgendwie das heutige „home office“ durch. Und irgendwie knüpft das eine ja auch an das andere an - und doch nicht. Hat sich das „home office“ ein Mehr an Flexibilität im Wechsel zwischen Büro und den eigenen vier Wänden auf die Fahnen geheftet, so gab es in der Heimarbeit eines nicht: einen Platz im Büro, in der Fertigungshalle oder im Stickereilokal. Das war für viele auch gar kein Problem, stiegen sie doch gerade deshalb in die Heimarbeit ein, weil sie diese vom heimatlichen Küchentisch aus erledigen konnten. Das wurde dann allerdings schwierig, wenn man in der Zuteilung der Aufträge und der Bezahlung der geleisteten Arbeit von Mittelsmännern abhängig war. Gab es Unstimmigkeiten, konnte es schon sein, dass die Aufträge ausblieben.
So pendelt die Geschichte der Heimarbeit in Vorarlberg immer irgendwie zwischen Ab- und Unabhängigkeit. Dass Heimarbeit fast zur Gänze in Frauenhand lag, ist klar. Gerade für sie war es durchaus auch angenehm, von zu Hause aus zu arbeiten, während auf dem Herd die Suppe blubberte. Gleichzeitig hielt die Heimarbeit auch viele Arbeitnehmer/innen lange Zeit in schlechter bezahlten Jobs - 1964 waren es immerhin 4207 Heimarbeiter/innen und damit 12 Prozent der Beschäftigten in allen Branchen der Vorarlberger Industrie. Soviel zur Kehrseite der Medaille.

Ein Vergleich lohnt sich
Im Dornbirner Stadtmuseum findet man nun all das - fein dokumentiert und ansprechend aufbereitet. Der Rundgang durch die Ausstellung beginnt bei den Anfängen der Heimarbeit in der Mitte des 18. Jahrhunderts und reicht bis zum Knick in der Konjunkturkurve Mitte der 1990er-Jahre. Und nein, das moderne „home office“ wiederholt nicht alle alten „Fehler“. Aber der Vergleich macht Parallelen sichtbar. Ein Beobachten der Geschichte empfiehlt sich also definitiv.

Die Ausstellung „Heimarbeit. Wirtschaftswunder am Küchentisch“

ist noch bis 24. Februar im Stadtmuseum Dornbirn zu ­sehen.
Öffnungszeiten: Di-So von 10-17 Uhr.
www.stadtmuseum.dornbirn.at