Mit dem apostolischen Schreiben „Maximum illud“ vom 30. November 1919 hatte Papst Benedikt XV. die Eckpunkte einer zukünftigen katholischen Missionsarbeit festgelegt. In diesem Sinne feiern die Päpstlichen Missionswerke / Missio heuer ihr 100-jähriges Jubiläum. Papst Franziskus hat darum den Oktober 2019 zum außerordentlichen Monat der Weltmission ausgerufen. Im Vorfeld hat das KirchenBlatt mit Missio-Diözesandirektor Pfr. Werner Ludescher gesprochen.

Interview: Dietmar Steinmair

KirchenBlatt: In den vergangenen 100 Jahren hat sich der Missionsbegriff deutlich gewandelt. Was verstehen wir heute unter Mission?
Werner Ludescher: Ich möchte hier auf fünf Punkte hinweisen, die uns bei Missio Österreich wichtig sind. Erstens: Wir stärken die wachsende Weltkirche. Was sich nämlich verändert hat, ist: Die Weltkirche wächst, wir „verdünnen“ uns. Und diese wachsende Weltkirche hat uns einen ganz großen spirituellen Reichtum zu bieten. Das heißt nicht, dass Menschen anderswo nicht auch unsere große Unterstützung benötigen. Zweitens: Wir retten die Ärmsten vor Ort. Nach den Attentaten in Sri Lanka (im Mai dieses Jahres, Anm.) zum Beispiel waren wir die Ersten, die Hilfe leisten konnten. Durch eine Niederlassung des Stiftes Heiligenkreuz dort bestehen starke Verbindungen zu Sri Lanka und so gab es direkte Kontakte zu den betroffenen Familien.
Der dritte Schwerpunkt ist: Wir helfen Kindern in die Zukunft, das heißt, wir sind im Bildungsbereich tätig. Der Schwerpunkt heuer ist dabei Myanmar, grundsätzlich sind wir aber in allen Kontinenten tätig. Viertens: Wir sorgen für die Priester von morgen. Das ist sicher etwas Spezielles von Missio. Wir unterstützen junge Männer in Afrika, Asien und Lateinamerika, die Priester werden wollen, wo oft aber die finanziellen Voraussetzungen fehlen. Die Seminare sind übervoll. Das Vorurteil übrigens, dass junge Männer diesen Weg einschlagen, um es einmal besser zu haben oder sozial aufzusteigen, stimmt nicht. Die Kandidaten werden sehr genau geprüft.
Der fünfte Punkt ist schließlich: Wir möchten selbst missionarisch wirken. Österreich ist immer mehr ein Missionsland durch die jetzige Situation der Säkularisierung. Durch unser Zeugnis und unsere Aktionen versuchen wir hier missionarisch zu wirken.
Als Beispiel nenne ich da die „Gott kann“-Aktion. Jeder der hier mitmacht, betet für einen Jugendlichen, dass er wieder zu Gott oder zur Kirche findet, und zwar einmal am Tag ein Gesätzchen vom Rosenkranz.

Darf ich nachfragen: Wer macht bei dieser Gebetsaktion mit?
Ludescher: Da machen alle mit: Omas, Opas, Eltern, aber auch Jugendliche selber. Jugendliche, die schon im Glauben stehen, beten für ihre jungen Freunde. Weil es eine österreichische Aktion ist, gibt es auch einen Rosenkranz in rot-weiß-rot. Diese Gebetaktion geht übrigens zurück auf eine Begegnung von Missio-Nationaldirektor P. Karl (Wallner, Anm.) mit Papst Franziskus, der sagte: „Fangt jetzt mit dem Gebet an und versetzt ganz Österreich in eine missionarische Bewegung!“

Was ist für eine missionarische Bewegung wichtiger: Spendengelder oder Gebete?
Ludescher: Das muss sich nicht ausschließen. Schauen Sie, wenn Sie eine Aktion für Jugendliche machen wollen, dann müssen Sie das im Gebet vorbereiten, aber es braucht auch die finanziellen Mittel, um etwas auf die Beine stellen zu können. Im Augenblick arbeiten wir auch daran, dass wir Referenten für Missio gewinnen, die in den Pfarren unterwegs sind, damit Missio dort präsent ist.

Schauen wir auf Europa als Missionsgebiet. Was müssen die Kirchen in Europa tun, damit der Glaube wieder eine größere Rolle im Leben der Menschen spielt?
Ludescher: Es gibt immer wieder die Versuchung, sich dem Zeitgeist anzupassen. Das sollten wir nicht tun. Es ist wichtig, zurück zum Evangelium und zu Jesus Christus zu kommen und wieder vermehrt von Gott zu reden und nicht nur über den Zölibat oder das Frauenpriestertum. Die tiefe Sehnsucht, die in den Menschen ja doch da ist - darauf muss die Kirche eine Antwort geben.
Das Motto des Weltmissionsmonat ist „Getauft und gesandt“. Wir Christen in Österreich und in Europa sind gesandt und aufgerufen, zum Glauben, zum Christentum und zur katholischen Kirche zu stehen - und das auch öffentlich zu machen.

Wie wichtig ist für Missio die klassische Entwicklungszusammenarbeit? Österreich kommt in dieser Hinsicht den internationalen Verpflichtungen (0,7 Prozent des Bruttonationalproduktes, Anm.) seit Jahren nicht nach.
Ludescher: Missio Österreich trägt als eine der größten Spendenorganisationen Österreichs natürlich zur Entwicklungszusammenarbeit bei. Durch unsere weltweit gute Vernetzung verbessern wir durch die Unterstützung aus Österreich die Lebensbedingungen der Menschen in den Ländern des Südens nachhaltig. Wir arbeiten direkt mit den kirchlichen Partnern vor Ort zusammen, also mit Priestern, Ordensschwestern und engagierten Laien, und können so auf unnötige Zwischeninstanzen verzichten.

Vielen Dank für das Gespräch. «

Der Monat der Weltmission 2019 in Vorarlberg

„Gegen alle Hoffnung gehofft“
Begegnung mit Father Tom Uzhunnalil. „To serve and not be served“ - mit diesem Entschluss ging der Salvatorianer Father Tom Uzhunnalil in den Jemen, um den Menschen vor Ort zu helfen. Im März 2016 wurde er von Terroristen des „Islamischen Staates“ verschleppt und für 18 Monate in Gefangenschaft gehalten. Die vier mit ihm lebenden Mutter-Teresa-Schwestern und 12 weitere Personen wurden bei diesem Überfall erschossen. In der Zeit der Gefangenschaft lernte Pater Tom vor allem eines: Lieben und verzeihen. Über seine Zeit in Gefangenschaft und wie es ihm heute geht, wird Pater Tom am nächsten Dienstag in Lustenau sprechen.

Di 8. Oktober, 18.00 Uhr: Jugendtreff im Pfarrcenter mit Father Tom mit Abendessen.
19.30 Uhr: Heilige Messe mit Bischof Dr. Benno Elbs und Father Tom Uzhunnalil.
20.15 Uhr: Zeugnis von Father Tom.
Erlöserkirche, Maria-Theresien-Straße 85, Lustenau.

Die süße Mission

Tausende Jugendliche aus ganz Österreich sammeln mit dem Verkauf von Schokopralinen und Fruchtgummitierchen im Oktober auch heuer wieder Spenden für junge Menschen in armen Ländern und eine gerechtere Welt. Organisiert wird die traditionelle „Jugendaktion“ von den Päpstlichen Missionswerken Österreich und der Katholischen Jugend Österreich. Weil der Erfolg so groß war, werden heuer nochmals 20.000 Päckchen mehr produziert. Die Missio-Pralinen haben 2018 übrigens auch den „Fair Trade“-Award gewonnen. Die Pralinen haben eine umweltfreundlichere Verpackung. Auch wird bei der Produktion der Schokolade kein Palmöl mehr verwendet.

Gottesdienste

  • So 6. Oktober, 17.30 Uhr, Gottesdienst mit Schwerpunkt Indien. Mit Kaplan Lojin Kalathipparambil.
  • So 13. Oktober, 17.30 Uhr, Ein Blick in die Weltkirche. Mit Missio-Diözesandirektor Pfr. Werner Ludescher.
  • So 20. Oktober, 17.30 Uhr, Gottesdienst mit Schwerpunkt Südamerika. Mit Pfr. Georg Nigsch (langjähriger Missionar in Ecuador).
  • So 27. Oktober, 17.30 Uhr, Gottesdienst mit Schwerpunkt Afrika. Mit Pfr. Andre Awoa (Kamerun).

Alle Gottesdienste finden im Kloster St. Josef in Lauterach statt. Nach den Gottesdiensten Möglichkeit der Begegnung, des Gesprächs und der Agape.

(aus dem Vorarlberger KirchenBlatt Nr. 40 vom 3. Oktober 2019)