Die Vorbereitung auf die Firmung verläuft in jeder Pfarre ein wenig anders. In Röthis haben sich zwei Männer vor drei Jahren darauf eingelassen und sind einen recht unkonventionellen Weg gegangen. Heinz-Werner Blum erzählt im KirchenBlatt-Gespräch davon.

Bild: Ein Geschenk für die Firmbegleiter Heinz-Werner Blum (li.) und Wolfgang Kopf (re.). Laura Mähr und Florian Zumtobel überreichten es im Namen der 21 Röthner Firmlinge. 

Patricia Begle

„Die Entscheidung zum höheren Firmalter war bei uns eine äußerst pragmatische“, beginnt Heinz-Werner Blum seinen Rückblick. Damals hatte sich das Firmteam aufgelöst, ein neues war nicht greifbar - so entschied der PGR, das Firmalter von 12 auf 17 Jahre hinaufzusetzen. Als es drei Jahre später darum ging, diesen Beschluss umzusetzen, nahmen das zwei PGR-Mitglieder in die Hand: Heinz-Werner Blum und Wolfgang Kopf. Beide konnten weder auf eine pädagogische noch theologische Ausbildung zurückgreifen, Blum war zeitlebens in der Kommunikation tätig, Kopf als Bauingenieur. Beide aber waren von Kindesbeinen an in gutes christliches Umfeld eingebettet, sodass Glaube und Leben immer schon zusammengehörten. Und das war auch einer jener Grundsätze, die sie den jungen Menschen vermitteln wollten.

Mitlernende
Beim Erstellen eines Fahrplans zeigte sich mehreres als hilfreich: die Ansätze des diözesanen Firmkonzeptes, die Unterstützung von Kopf’s Bruder - Theologe Christian Kopf - sowie ein Workshop mit Stephan Sigg. „Der hat die Instrumente, die man bei Jugendlichen braucht“, erklärt Blum. „Bei ihm haben wir die Grundmuster gelernt, wie man mit jungen Menschen redet.“ Schon beim ersten Treffen nämlich haben die beiden Firmbegleiter festgestellt, dass das Reden im Sitzkreis nicht funktioniert. Fortan arbeiteten sie dann in Kleingruppen, lediglich die Ergebnisse kamen in die Großgruppe. Außerhalb der Treffen kommunizierten sie über WhatsApp oder E-Mail. „Wir haben von Gruppenstunde zu Gruppenstunde gelernt“, erklärt Blum. „Wir waren selber immer Mitlernende.“

Level Null
Was sie beim ersten Treffen noch festgestellt haben: Für die Jugendlichen sind Begriffe wie „Eucharistie“ oder „Dreifaltigkeit“ Fremdwörter, mit „Kirche“ verbinden sie lediglich das Gebäude. „Wir haben bei Level Null angefangen“, blickt Blum zurück. „Es ging um Fragen wie: ‚Wo sind eure Stärken?’ - ‚Was heißt Gemeinschaft?’ - ‚Was ist Beziehung?’ - ‚Was könnte Gott sein?’. Wir wollten den jungen Leuten ein Gespür geben, dass es da etwas geben könnte, das Kraft gibt, das eine Auseinandersetzung wert ist.“

Eigenverantwortung
Ein tragender Grundsatz war: Die Jugendlichen entscheiden selbst, was sie machen wollen. Bis ins Detail. „Wir haben sie nicht zum Tellerabräumen beim Suppentag verpflichtet“, erklärt Blum, „haben nicht ein Modell ‚durchgedrückt’.“ Dadurch standen die Firmlinge hinter dem Programm und erlebten, dass Entscheidungen mit Konsequenzen verbunden sind. So stellten sie zum Beispiel einen Benefizabend für ein Projekt von Georg Sporschill auf die Beine - von der Werbung über die Moderation bis zur Tombola. Sie luden die Eltern selbst zum Elternabend ein und suchten die Texte für den Firmgottesdienst selbst aus. Die Firmbegleiter standen lediglich unterstützend zur Seite.

Echtheit
Was außerdem entscheidend war: der Kontakt mit Menschen, die hinter dem stehen, was sie sagen. Ob dies die Mitarbeitenden der Palliativstation waren oder der Installateur, der im Projekt von Pater Sporschill Hand angelegt hat. „Da haben sie zugehört“, erinnert sich Blum. „Da sind sie zum Nachdenken gekommen.“ Auf Authentizität trafen die Firmlinge auch bei ihren beiden Begleitern. Sie haben es verstanden, die Jugendlichen über „Fragenzeichen zu leiten, nicht über Rufezeichen“. Was das praktisch heißt? „Wir haben ihnen gesagt: Die Herdplatte ist heiß. Wir haben nicht gesagt: Greif nicht hin.“ Das bedeutet, sich zurücknehmen, in vielen Situationen einfach zu schweigen und die Jugendlichen selbst ihre Erfahrungen machen lassen. „Die Jugendlichen leben in einer ganz anderen Welt“, weiß Blum. „Und das ist spannend.“

(aus dem KirchenBlatt Nr. 24 vom 14. Juni 2018)