Seit 2011 vollzieht der Staat in Südostasien - Myanmar oder auch Burma genannt - einen politischen Wandel, der international große Anerkennung findet. Im Westen des Landes, an der Grenze zu Bangladesch, lebt das Volk der Rohingya. Seit 2012 kommt es hier immer wieder zu blutigen Auseinandersetzungen zwischen Buddhisten und Muslimen.

zur Sache: Austrian Burma Center

Margot Pires

Hunderttausende Rohingya wurden seither zu Binnenflüchtlingen oder suchen Schutz in Nachbarländern. Einige Tausend sind in Neu Delhi angekommen, wo das UNHCR Asylverfahren durchführt. Der Verein Austrian Burma Center arbeitet seit 2010 mit Flüchtlingen aus Myanmar in Neu Delhi. Seit März wird an der Umsetzung einer Starthilfe und Einkommensmöglichkeiten für neu Angekommene gearbeitet.

Angekommen im Nirgendwo
Mit einem kleinen Lastwagen, beladen mit vom Land Vorarlberg und der Österreichischen Botschaft Neu Delhi finanzierten Spenden, fuhren wir zuerst durch neue, moderne Stadtviertel südlich von Neu Delhi. Plötzlich lenkte der Fahrer das Fahrzeug in den Straßengraben, fuhr zwischen Plastikmüllbergen durch und meinte: „Wir sind angekommen“. Wie kann man hier nur ankommen?, dachte ich, aber zwischen dem Müll rannten schon Kinder herbei, die auf uns gewartet haben.

Der Wert von Hygiene

Der Großteil der Rohingya sind Muslime, aber in Neu Delhi sind auch zum Christentum konvertierte Flüchtlinge angekommen. Sie leben in Plastikhütten und arbeiten für lokale Plastik- und Papierfabriken. Das Einkommen ist so gering, dass sie damit die Bedürfnisse der gesamten Familie nicht abdecken können. Um der extremen Armut entgegenzuwirken, verteilten wir Nothilfepakete mit Hygiene- und Küchenartikeln, Decken sowie Solarlampen. Kranken wurde ein Arztbesuch ermöglicht. Gemeinsam wurde die Bedeutung von richtigem Händewaschen mit Seife erläutert, um Durchfall- und Hustenerkrankungen langfristig zu verringern. Ziel ist es, im laufenden Projekt auch neue Einkommensmöglichkeiten und somit Unabhängigkeit zu schaffen, wofür Gesundheit und ausgewogene Ernährung Grundvoraussetzungen sind.

Flüchten und Ankommen
Flucht ist nicht nur Weglaufen sondern auch Ankommen. Dieses Ankommen fordert das Akzeptieren der Situation wie sie ist und neue Energie, um Missstände zu beseitigen. Darin können wir Flüchtlinge zu unterstützen versuchen – mit viel Respekt und indem wir selbst ankommen.

ZUR SACHE

Austrian Burma Center

Nach Jahrzehnten der Militärdiktatur erhielt Myanmar - oder auch Burma genannt - am 4. Februar 2011 ein neues Staatsoberhaupt: Den früheren Premierminister und General Thein Sein. Weltweit feierte man die demokratischen Reformen in Myanmar - die Situation der Rohingya blieb der Weltöffentlichkeit hingegen weitgehend verborgen.

Verfolgt im eigenen Land
Die Rohingya sind eine muslimische Volksgruppe in Myanmar, die hauptsächlich im nördlichen Teil des an Bangladesch grenzenden Rakhaing-Staates (ehemals Arakan) leben. Schon die Militärjunta hatte den Rohingyas in dem von ihr 1982 verkündeten Staatsbürgerschaftsgesetz die Anerkennung als eine der 135 ethnischen Minderheiten des Landes versagt und sie damit praktisch staaten- und heimatlos gemacht. Seitdem werden sie in ihrem eigenen Land gnadenlos verfolgt. Flucht ist oftmals ihre einzige Möglichkeit - und hier kommt der Verein „Austrian Burma Center“ ins Spiel.

Augen auf Burma richten
Der Verein Austrian Burma Center (ABC) mit Sitz in Wien wurde 2005 von Dr. Margot Pires mitbegründet. Die Sozialanthropologin aus Röthis reist immer wieder nach Neu Delhi und entwickelt und implementiert Projekte mit Flüchtlingen aus Myanmar. In Zusammenarbeit mit Exilburmes/innen verschiedener ethnischer Herkunft und Burma-Experten in Europa engagiert sich das ABC in den Bereichen Menschenrechte und Demokratieentwicklung, Flüchtlingsbetreuung sowie Entwicklungszusammenarbeit. Ziel ist es, die österreichische Bevölkerung auf die Menschenrechtssituation in Burma und die Verletzung selbiger aufmerksam zu machen. Informationen zu Spendenmöglichkeiten erhalten Sie online:

www.austrianburmacenter.at

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