Glaubt man dem Theologen, Musiker und Mediziner Albert Schweitzer, so hat Johann Sebastian Bach das Geheimnis der Dreifaltigkeit besser verständlich gemacht als die Theologie. Überzeugen kann man sich davon selbst - zum Beispiel beim Schlusskonzert jenes Konzertzyklus, für den Prof. Bruno Oberhammer alle Orgelwerke Bachs an der Höchster Rieger-Orgel interpretierte.

Veronika Fehle

Johann Sebastian Bach verstand sich als Exeget des Bibelwortes. Denn allein unter diesen Vorzeichen hatte die Wortvertonung für ihn Sinn und Berechtigung, so skizziert Prof. Bruno Oberhammer auch jenes letzte Bach-Kapitel, das er am kommenden Montag mit dem Schlusskonzert seines Orgelzyklus in der Höchster Pfarrkirche aufschlägt.

Auf Spurensuche
1739 veröffentlicht, zählt der „Dritte Teil der Clavierübung“ bereits zur letzten Schaffensphase Bachs. Dass sich Bach hier intensiv mit der Theologie, besonders mit der Dreifaltigkeit auseinandergesetzt hat, dafür legen seine Werke selbst das beste Zeugnis ab.
Das reicht von so „kleinen“ Hinweisen wie dem Titel der Sammlung, die ja der „Dritte Teil“ ist bis hin zur Vorzeichengebung und den 27 Sätzen der Sammlung. Warum 27? Na, weil 27 ganz genau 3x3x3 ist.
Der „Dritte Teil der Clavierübung“ ist nun das letzte von insgesamt 19 Konzerten, in denen Bruno Oberhammer das gesamte Orgelwerk Bachs auffächerte. Das Resultat war ein Konzertzyklus, der die konventionellen Programmierungen gleich in mehreren Dimensionen sprengte.

Bruno OberhammerWagemutig
Zum einen ist das Orgelwerk Bachs schon an sich größer dimensioniert. Zum anderen erstreckte sich der Konzertzyklus über rund vier Jahre und zu guter Letzt ist es, wie Bruno Oberhammer (links) selbst einmal erzählte, auch ein Wagnis. „Ich habe das Orgelwerk Bachs natürlich schon öfters durchgespielt, aber nie zyklisch. Es ist ein Wagnis, man muss über Jahre vorplanen, man kennt die Tagesverfassung nicht. Andererseits hat es mich sehr gereizt, nochmals in aller Gründlichkeit die Stücke zu studieren und zu Gehör zu bringen.“

Die Ideallösung
Warum aber erwählte Bruno Oberhammer sich aber gerade die Höchster Orgel für sein Mammut-Projekt? Dass er selbst aus Höchst stammt und es natürlich immer eine Besonderheit darstellt, an der „Heimat“-Orgel zu spielen, mag mit ein Grund gewesen sein. Ausschlaggebend war er aber nicht. Nein, viel mehr ist die Orgel der Pfarrkirche Höchst einfach ideal für Bach, was übrigens auch von der Fachwelt bescheinigt wird, wie Oberhammer betont.

Bleibt zuletzt nur noch die Frage, was Bach denn eigentlich vor so vielen anderen auszeichnet und hier findet Bruno Oberhammer wohl zu einer der schönsten Begründungen. Bach sei nämlich, so Oberhammer, wie ein Berg und man habe keine andere Wahl, als sich von seiner Musik berühren zu lassen und dankbar dafür zu sein.

Schlusskonzert des Konzertzyklus:
Mo 7. Oktober, 20.15 Uhr, Pfarrkirche St. Johann in Höchst,
„Dritter Teil der Clavierübung“ mit Prof. Bruno Oberhammer und dem Vokalensemble „Capella St. Nicolaus Feldkirch“ unter Domkapellmeister Benjamin Lack.

Bach-Konzertzyklus in Höchst

2010 „feierte“ die Rieger-Orgel in der Höchster Pfarrkirche ihren 100. Geburtstag. Ein Anlass, mit dem Prof. Bruno Oberhammer die Idee eines Konzertzyklus verband, der alle Bach-Orgelwerke umfassen sollte - ein musikalisches Abenteuer, wie es nur selten gewagt wird.

19 Konzerte werden es nun bis zum 7. Oktober, dem Schlusskonzert der Reihe, geworden sein. Auf dem Programm steht Johann Sebastian Bachs „Dritter Teil der Clavierübung“ und an der Orgel sitzt - wie in den 18 Konzerten zuvor - der Höchster Prof. Bruno Oberhammer.