Am Mittwoch vergangener Woche wurde Diözesanadministrator Dr. Benno Elbs zum Bischof für die Diözese Feldkirch ernannt. Im KirchenBlatt-Interview spricht er über erste Gefühle, Dankbarkeit und Carl Lampert.

von Dietmar Steinmair

Herr Diözesanadministrator, Sie wurden von Papst Franziskus zum vierten Bischof für die Diözese Feldkirch ernannt. Wie hat sich Ihr Leben seither verändert?
Benno Elbs: Ich habe am Tag der Bischofsernennung in Gaschurn mit einer Pilgergruppe aus der Diözese Linz zusammen mit Bischof Ludwig eine Heilige Messe gefeiert. Nach der Messe hat mich der Herr Nuntius Erzbischof Dr. Peter Stephan Zurbriggen angerufen und mir die Entscheidung von Papst Franziskus mitgeteilt. Darauf folgte natürlich ein großes Durcheinander von Gefühlen, Dankbarkeit über das Vertrauen und viele Fragen. Die ersten Tage haben das Leben schon etwas verändert. Aber vor allem gibt es die große Freude über die Sicherheit, dass viele Menschen den Weg des Glaubens mitgehen. Wer glaubt, ist nicht allein – das darf ich gerade jetzt erleben.

Welche Reaktionen haben Sie besonders gefreut?
Es sind viele kleine Gesten, die mich sehr berühren. Ich merke, dass den Menschen die Kirche und der Glaube wichtig sind und ich freue mich darüber, dass viele für unsere Diözese und auch für mich in diesen Tagen besonders beten. Die Verbundenheit miteinander und mit Christus ist das, was uns allen Hoffnung gibt. Diese vielen engagierten und motivierten Menschen zu erleben, die in Zukunft die Kirche in unserem Land gestalten wollen, das macht mir großen Mut. Das erfahren zu dürfen, das ist es, was mich wohl am meisten gefreut hat.

In den vergangenen Tagen waren Sie, salopp gesagt, wohl der gefragteste Mann in Vorarlberg. Wie gehen Sie mit diesem „Rummel“ um?

Ich versuche, den vielen Anfragen und Gedanken mit Optimismus zu begegnen. Ich habe in diesen Tagen besonders auch die Stille in der Natur gesucht. Das Wichtigste für uns als Christen ist wohl das, was Romano Guardini einmal sagte: „Immer sollte in uns die Stille sein, die nach der Ewigkeit hin offen steht und horcht.“ Ich hoffe, dass es mir gelingt, meine Wege Gott anzuvertrauen und aus dem Bewusstsein zu leben, dass er alles fügt.

Sie sprachen vergangene Woche davon, die neue Aufgabe mit „Dankbarkeit, Vertrauen, Respekt und ein bisschen Angst“ angehen zu wollen. Wovor haben Sie ein bisschen Angst?
Ich glaube, dass die Angst hier mit dem Respekt vor dem Amt und seinen Herausforderungen Hand in Hand geht. Ja, da ist natürlich die Unsicherheit, ob man es schafft, den Anforderungen gerecht zu werden. Wichtig dabei ist aber, dass man nicht bei dieser Angst bleibt, sondern weitergeht zum Vertrauen. In der Sicherheit, die dieses Vertrauen schenkt, will ich versuchen – nicht nur als künftiger Bischof, sondern ganz einfach als Mensch und Seelsorger - im Sinne des Zweiten Vatikanischen Konzils bei der Freude und der Hoffnung, der Trauer und auch der Angst der Menschen von heute zu sein.

Viele Katholik/innen, aber auch viele Vorarlberger/innen darüber hinaus, setzen große Erwartungen in Sie. Erzeugt das Druck? Anders gefragt: Wie sehr freuen Sie sich auf Ihre Bischofsweihe?

Es liegen intensive Wochen vor uns, in denen an viele Details gedacht werden will. Wichtig ist mir, dass wir bei allem Tun immer den Blick auf das Wesentliche nicht verlieren. Das ist Jesus Christus. Er ist die Kraftquelle für unseren Weg und ich bin überzeugt, dass die Freude an Gott auch letztendlich die Quelle unserer Kraft ist.

In vielen Gesprächen, Ansprachen, Predigten der vergangenen Jahre hat für Sie der selige Carl Lampert eine große Rolle gespielt. Nach dem Anruf aus der Nuntiatur sind Sie ja umgehend nach Göfis zum Grab von Lampert gefahren. Inwieweit ist Carl Lampert für einen Bischof Vorbild, Inspiration, Mahnung?
Mit Provikar Carl Lampert verbindet mich im wahrsten Sinne des Wortes eine tiefe Ehrfurcht. Ja, mein erster Gang nach dem Anruf aus Wien war der zum Grab des Seligen. Ich finde dort Ruhe und Kraft und erfahre jedes Mal aufs Neue große Dankbarkeit. Carl Lampert war ein Mensch, der in seinem Glauben gehalten und getragen war. Das gibt mir Mut. Der Glaube gab ihm die Kraft, gegen ein unmenschliches Regime aufzustehen. Carl Lampert ist nicht nur für einen Bischof, sondern für jede und jeden von uns Vorbild: glauben, vertrauen, gegen Unrecht auftreten und Mensch sein und bleiben.

Wo steht die Diözese Feldkirch derzeit, und was sind die Schwerpunkte, die sie als unmittelbar drängend betrachten?
Die Diözese Feldkirch befindet sich mit dem Prozess „Wege der Pfarrgemeinden“ mitten in einem pastoralen Suchvorgang, der sich mit den Aufgaben der Kirche in den sich verändernden Lebenswelten der Menschen heute beschäftigt. Wir sind in einem Aufbruch, der die Vergangenheit nicht entwurzelt und der doch nach echter Erneuerung sucht, gemäß dem II. Vatikanischen Konzil.
Das ist ein Schwerpunkt. Ein anderer, und es ist wohl der wichtigste Schwerpunkt, den sich die Kirche setzen soll, ist es, bei den Menschen an den Rändern des Lebens zu sein. Kirche ist dort, wo Menschen Hilfe erfahren, wo sie Halt finden und getröstet werden, wo sie aufgefangen werden. Und diese Haltung geht einher mit der Christusfreundschaft, die das Leben des Menschen bereichert. Ich bin überzeugt, dass Gott mit jedem Menschen eine Geschichte hat. „Ich bin dort, wo Du bist“ – das ist seine Zusage an jeden von uns.

Welche Rolle soll das Bischofsamt in Ihren Augen im interreligiösen Dialog in Vorarlberg spielen?

Ich möchte eine Grundhaltung fortsetzen, die bereits in den vergangenen Jahren zu einem Leitgedanken meiner Arbeit geworden ist: die Kultur des offenen Wortes. Ich möchte, auch und gerade als Bischof, mit den Menschen im Dialog bleiben, der von gegenseitigem Respekt geprägt ist. Bleibt man im Gespräch und in Kontakt miteinander, dann kann aus dieser Nähe Bereicherndes entstehen.

Vielen Dank für das Gespräch.

(aus dem KirchenBlatt Nr. 20 vom 16. Mai 2013)