Die Zisterzienserinnen in Mariastern-Gwiggen wagten sich an den Neubau des Noviziatsgebäudes. Sie stießen dabei auf geschwisterliche Solidarität und freuen sich nun über das gelungene Sankt Benedikt Haus, das Jung und Alt wohltuende Bleibe ist.

Patricia Begle

Am 11. Juli, dem Gedenktag des hl. Benedikt, wurde das neue Gebäude feierlich eingeweiht. Der Generalabt des Ordens, Mauro Guiseppe Lepori, reiste dafür extra aus Rom an. Er feierte Gottesdienst mit der Schwesterngemeinschaft und jenen Frauen und Männern, die sich in der Klosterkirche versammelt hatten. Anschließend nahm er die Segnung des Hauses vor. „Sankt Benedikt“ ist dessen Name, nicht nur weil die Ordensgemeinschaft nach der Regel des Heiligen lebt, sondern auch weil der Name übersetzt werden kann mit „der Gesegnete“.

Geschwisterliche Solidarität.

Einweihung Noviziatsgebäude, Kloster Mariastern-GwiggenGesegnet war auch das Entstehen des Gebäudes. Nachdem das alte Noviziatsgebäude schon sehr baufällig war - von den undichten Fenstern bis zum kaputten Boden - standen die Schwestern vor der schwierigen Entscheidung: „Renovierung oder Neubau.“ Die hohe Bausumme, die in jedem Fall zu bewältigen war, ließ die Schwestern lange zögern. Erst eine großzügige Privatspende gab Mut für den Beginn. Mutter Hildegard und Priorin Sr. Maria-Stella machten sich auf eine Fundraising-Tour durch Österreich. Sie besuchten Klöster und Stifte und baten um Unterstützung. Dabei stießen sie auf offene Ohren. Sie kamen nicht nur mit finanziellen Mitteln zurück, sondern auch mit guten Ratschlägen, hatten doch die meisten Klöster selbst viel Erfahrung mit Um- und Neubauten. Sogar aus dem Ausland kam Hilfe. Ein Trappistenkloster aus Belgien, das gute Gewinne durch die ordenseigene Bierbrauerei erzielt, schickte eine großzügige Spende.
„Diese Erfahrung war für uns Schwestern sehr schön“, erzählt Sr. Barbara, die unter anderem für die Buchhaltung zuständig ist. „Die geschwisterliche Verbundenheit unter den Orden hat uns sehr gut getan.“ Finanzielle Unterstützung bekam die Gemeinschaft auch durch die Diözese, durch den Freundeskreis, durch das Land sowie durch Privatleute, die dem Kloster verbunden sind. „Aus finanzieller Sicht haben wir derzeit das Gefühl, dass wir gut unterwegs sind“, zeigt sich Sr. Barbara zuversichtlich.

Jung und Alt unter einem Dach.

Das neue Noviziatsgebäude gibt nicht nur den Novizinnen Unterkunft. Im Erdgeschoss wurden zwei Pflegezellen eingerichtet, die barrierefrei zugänglich sind und über größere Nasszellen verfügen. Gleichzeitig gibt es eine Zelle für eine Schwester, die Krankenpflegerin ist sowie einen Raum für eine Pflegerin - sollte einmal eine gebraucht werden. Damit ist für die älteren Schwestern gut vorgesorgt.  Im Dachgeschoss wurden zwei Räume eingerichtet: ein Gemeinschaftsraum und ein Bewegungsraum. Hier wird die wohltuende Atmosphäre des Holzbaus besonders spürbar. Ökologische Kriterien waren für die Schwestern in der Planung von großer Bedeutung.

Zukunftsträchtig.

Noviziatsgebäude, Kloster Mariastern-GwiggenDie Novizinnen sind im ersten Stock untergebracht. Zwei junge Frauen wohnen schon dort, und drei weitere werden in den nächsten Monaten kommen. Alle interessieren sich für das Leben im Kloster und wollen prüfen, ob sie dafür eine Berufung haben. Sie haben die Möglichkeit, das klösterliche Leben kennenzulernen: den geregelten Tagesablauf, das Gebet, die Mahlzeiten, das Arbeiten in Haus und Garten und vor allem das Schweigen. Für die Schwesterngemeinschaft ist dies eine besondere Herausforderung, hat doch jede dieser Frauen eine eigene Biografie und damit verbundene Gewohnheiten und Bedürfnisse. Diesen gerecht zu werden, ist die Kunst der Novizenmeisterin. Für diese Verständnis zu zeigen, ist die Kunst der Schwesterngemeinschaft. Die „Neuen“ sind auf jeden Fall immer wieder Anlass, das gemeinschaftliche Leben zu überdenken und Veränderungen zuzulassen. Das relativ große Interesse für den Orden zeigt, dass die Gwiggener Schwestern hier auf einem zukunftsträchtigen Weg sind. «

www.mariastern-gwiggen.at

(aus dem Vorarlberger KirchenBlatt Nr. 30 vom 23. Juli 2020)