Die Schwestern der heiligen Klara in Bregenz dürfen sich über zwei ewige Professen freuen. Sr. Ruth Elisabeth Gilla (1971) und Sr. Irene Lamplmayr (1975) feiern am 1. Juli mit Bischof Benno Elbs ihre endgültige Bindung an die junge Ordensgemeinschaft, die 1983 im Kloster Gauenstein in Schruns gegründet worden ist.

Bild: Klaraschwestern wechseln im Alltag Zivil- und Ordensgewand. Sr. Irene Lamplmayr (links) und Sr. Ruth Elisabeth Gilla binden sich an ihren Orden.

Wolfgang Ölz

Nach einer dreijährigen Vorbereitungszeit in Postulat und Noviziat feierten Sr. Ruth Elisabeth und Sr. Irene am 2. Juli 2012 in Saarbrücken, wo sich eine der vier Niederlassungen der Klaraschwestern befindet, ihre zeitliche Profess. Nun binden sie sich nach fünf Jahren der zeitlichen Prüfung für immer an den Orden.

Vorgeschichte(n)
Beide Frauen haben bereits in anderen Berufen gearbeitet. Sr. Ruth Elisabeth war als Sozialarbeiterin in ihrer Heimat Saarbrücken in einer Begegnungsstätte tätig. Sie ist im katholischen Milieu aufgewachsen, Gott hatte einen selbstverständlichen Platz in ihrem Leben. Das Kloster war aber nie eine Option für sie. Das änderte sich, als sie ein Sabbatjahr in einem Exerzitienhaus der Jesuiten absolvierte. Die Hausgemeinschaft dort führte sie direkt in die Tiefe. Zurück an ihrem Arbeitsplatz, spürte sie, dass sie dem geistlichen Leben mehr Raum geben will. Eine starke Sehnsucht war gewachsen, die sie weiter aus der Welt zog.
Sr. Irene hingegen stammt aus Grieskirchen in Oberösterreich und arbeitete sieben Jahre als Pastoralassistentin. In der Altenseelsorge, in der die Begegnung mit Tod und Sterben präsent ist, stellten sich ihr die Fragen: Wer bin ich? Für was möchte ich leben? Als Pastoralassistentin kam für sie das geistliche Leben zu kurz. Nach einer Zeit der Orientierung hat sie dann neun Monate in Saarbrücken mitgelebt. „Dann war das Kind geboren“, sagt sie lachend. Heute ist sie selber geistliche Begleiterin und teilt ihr Gebets- und Alltagsleben mit anderen Menschen.

Die Stille schenkt Lebensqualität
Sr. Ruth Elisabeth und Sr. Irene bieten unter anderem Kontemplationskurse an. Das kontemplative Gebet ist für sie das Herzstück ihres klösterlichen Lebens, und diesen Schatz möchten sie weitergeben. Es geht bei dieser Gebetsweise um eine tiefe, lebendige Christusbeziehung, die im Wechsel von Stille und Nicht-Stille dynamisch wachsen kann. Der Wüstentag, der auf den heiligen Franziskus zurückgeht, ist ein wöchentlicher Fixpunkt. In Stille lassen sich die Schwestern von einem Schriftwort in die mystische Tiefe mit Jesus Christus ein. In der Stille klärt sich der Alltag, klingt nach. Nach dieser Stille haben die Begegnungen dann eine neue Qualität.

Jede/r ist willkommen
Die Klaraschwestern sind auf die finanzielle Unterstützung durch den Freundeskreis angewiesen. Jede Schwester arbeitet in Haus und Garten mit oder übt praktische Tätigkeiten aus, die auch als kleine Einnahmequellen genutzt werden. So gestalten beide Schwestern Fotokarten.
Sr. Ruth Elisabeth ist auch in der Seifenproduktion beschäftigt, während Sr. Irene Kerzen herstellt. Wichtig ist ihnen vor allem auch die Franziskusstube, die auf die Kapuziner zurückgeht, in deren Kloster in Bregenz die Klaraschwestern seit 2001 eingemietet sind. Jeder Bruder oder jede Schwester von der Straße, der oder die läutet, bekommt je nach Tageszeit eine Jause oder einen Kaffee. Das Kloster steht aber auch allen Menschen zur Verfügung, die eine Zeit der Orientierung suchen. Auch Schulklassen und Firmlinge sind herzlich willkommen.

Eine tiefe Freude ist durchgebrochen
In zehn, zwanzig Jahren möchte Sr. Ruth Elisabeth immer noch bei den Klaraschwestern sein. Bis dahin möchte sie, dass ihre Christusbeziehung kontinuierlich gewachsen ist. Auch Sr. Irene wünscht sich eine noch tiefere Christusbeziehung und eine tiefere Beziehung zu sich selbst. Seit der zeitlichen Profess 2012 ist bei Sr. Ruth Elisabeth eine tiefe Freude durchgebrochen, frei nach dem Jesaja-Wort: „Ihr werdet Wasser schöpfen voll Freude an den Quellen des Heils.“ Diese Verheißung ist für Sr. Irene schon jetzt im Alltag erfahrbar. Diese Freude ist für die beiden Ordensfrauen die Kompassnadel, die in jeder Lebensform zu finden ist: in der Familie, alleinstehend oder eben im Kloster.

Feier der ewigen Profess

Gottesdienst mit Bischof Benno Elbs
Sa 1. Juli, 14 Uhr,
Pfarrkirche St. Gallus, Bregenz