Was, wer? Flaubert Dietüz? Nie gehört. Schade eigentlich, dass jener Mann, der die Schauplätze der Mozart‘schen Zauberflöte entdeckt hat, so vergessen werden konnte. Aber zum Glück ist da ja David Pountney, der mit der Ausstellung „Tragic Flute“ dafür sorgt, dass man weder Flaubert Dietüz noch all die Liebenden und Leidenden der „Zauberflöte“ so schnell wieder vergisst.

Veronika Fehle

Da die drei Damen leider verhindert waren, fiel Prinz Tamino unglücklicherweise der bösen Schlange zum Opfer. Der Königin der Nacht gefällt das gar nicht, weshalb sie auf ihrem Thron regungslos verharrt, bis niemand mehr so genau weiß, ob sie überhaupt noch lebt. Zuvor hat sie aber noch die einzige Oase in der endlosen Wüste vergiftet, was Papageno aber leider nicht wusste.
Auch Monostatos bleibt in der Wüste und von Sarastro fehlt jede Spur, während Pamina aus Verzweiflung darüber, dass so gar niemand sie retten wird, den Freitod wählte. Auch das konnte nicht verhindert werden, da die drei Knaben, die ja sonst so brav den Wachhund spielten, noch nicht vom nächtlichen Feiern zurückgekehrt waren. Und das alles - beziehungsweise Spuren davon - fand der deutsche Archäologe Flaubert Dietüz auf seiner Expedition zu den unteren Läufen des Nils am 13. Juli 1813.

200 Jahre später stieß Festspielintendant David Pountney auf Dietüz‘s Reisebericht - just in jenem Sommer, in dem er Mozart‘s „Zauberflöte“ auf der Bregenzer Seebühne inszeniert. Welch grandioser Zufall, der quasi danach schreit, ihn in Szene zu setzen! Gesagt, getan. Die „Magic Flute“ - also die „Zauberflöte“ - in Bregenz, und die „Tragic Flute“ - die etwas tragischere Variante der Zauberflöte - in der Feldkircher Johanniterkirche.

Kurzes Schaudern inklusive
So begegnet man allen Akteuren und Akteurinnen der „Zauberflöte“ auf dem archäologischen Parcours, den David Pountney und sein Team - Bühnenbildner Johan Engels, Kostümbildnerin Marie Jeanne Lecca, Klangkünstler James Pountney und Licht-Designer Fabrice Kebour - da in der Feldkircher Johanniterkirche angelegt haben. Das ist spannend, makaber und mit viel schwarzem Humor versetzt. Dennoch, ein kurzes Eintauchen in die Welt der Opernhelden lohnt sich allemal, kurzes Schaudern inklusive.

Ein musikalischer Name
Zurück aus der Märchenwelt, so bei Tageslicht betrachtet, ist die „Tragic Flute“ vielleicht dann doch mehr ein begehbares Bühnenbild, denn eine Installation, deren scheinbar historische Quelle, also der Reisebericht des deutschen Archäologen Flaubert Dietüz, sich bei genauerem Hinsehen selbst entzaubert.
Denn bringt man mit „Flaubert Dietüz“ die Buchstaben etwas aus ihrer Reihe, was steht dann da zu lesen? Richtig: „Die Zauberflüt“. Also doch alles nur Feenstaub? Ja, natürlich. Nur, ob dadurch das Lieben und Leiden der Prinzen und Prinzessinnen, der Vogelfänger und Königinnen weniger wirklich wird, das darf mit gutem Recht bezweifelt werden.

„Tragic Flute“ von David Pountney

ist in der Feldkircher Johanniterkirche noch bis 14. September zu sehen.
Öffnungszeiten: Di - Do von 10 - 12 und von 15 - 18 Uhr, Fr von 10 - 12 und von 15 - 21 Uhr, Sa von 10 - 14 Uhr.