58 Frauen und Männer aus elf verschiedenen Nationen trafen sich vergangene Woche im Bildungshaus Batschuns zur Europäischen Bibliodrama-Konferenz. „Der Grund unserer Hoffnung“ lautete das Thema, das vier Tage lang „be-spielt“ wurde. Über die Wirkung dieses Spiels erzählen Elisabeth Hämmerle und Ute Isele-Partl.

Patricia Begle

„Das Bibliodrama ist ein Ort, an dem ganz viel aufgehoben ist an Emotionen, Verstehen und Hoffnung“, erklärt Elisabeth Hämmerle gleich zu Beginn des Gesprächs. „Biblische Texte sind Hoffnungstexte“, führt sie weiter aus und verweist auf den Jesajatext (40, 12-31), der die Gruppe über diese vier Tage hinweg begleitet hat. „Weißt du es nicht? Hörst du es nicht?“ heißt es dort. „Die auf den Herrn hoffen, empfangen neue Kraft.“

Ganzheitlich
Das Bibliodrama ist eine außergewöhnliche Art, mit der Bibel in Kontakt zu kommen. Die biblische Erzählung kommt dabei quasi auf die Bühne, die Teilnehmenden schlüpfen in unterschiedliche Rollen. Über Gestik, Mimik und Bewegung, über Worte und Laute oder auch Musik bringen sie das Geschehen zum Ausdruck. „Dabei steige ich mit meiner ganzen Person in den Text, auch mit meinen Gefühlen“, erzählt Hämmerle. „Es ist eine Methode, die mich anspricht und die mich führt.“

Spielerisch
Erstaunlich an diesem Zugang zur Bibel ist auch die Art, in der sich Menschen hier begegnen. „Sie ist anders als die Begegnung über das Wort“, überlegt Ute Isele-Partl. „Wir schöpfen hier aus einer tieferen Schicht, aus unseren Wurzeln. Das gemeinsame Buch, die Bibel, ist dabei Ausgangspunkt.“ So ist es möglich, dass sich Menschen unterschiedlicher Herkunft und Sprache so einfach begegnen können. „Es geht dabei auch nicht darum, wer Recht hat. Es ist ein Spiel.“ Dieser spielerische Zugang öffnet. So werden festgeschriebene, einengende Prägungen bewusst oder Vertrautes und Stärkendes der eigenen Glaubenshaltung wird wieder entdeckt. „Ich bin durch das Bibliodrama zu einer Fragenden geworden“, erzählt Isele-Partl. Und sie gibt diese Fragen oft in Gesprächen weiter: „Was denkst du? Was ist dein Gottesbild?“

Verstehen
„Mir ist bewusst geworden, dass auch in Ungarn und Schweden die Menschen dieselben Fragen haben“, erzählt Hämmerle. Die biblischen Texte zeigen sich trotz ihres Alters höchst aktuell: es geht um Flucht, Heimatlosigkeit, Ausgegrenzt-Sein. „Das Hier und Jetzt steht plötzlich im Raum“, erzählt Hämmerle. Durch das Hineinversetzen in die Situation anderer wächst das Verständnis - ob es nun die Situation einer jungen Frau ist oder eines Heimatlosen. So verändert diese intensive Auseinandersetzung Haltungen.  

Experimentieren
Seit den 90er-Jahren schon lassen sich die beiden Frauen über diese Methode auf Bibeltexte ein. Über fünfzehn Jahre hinweg trafen sie sich in einer Frauengruppe und spielten Bibelszenen - in ihrem Wohnzimmer. Seit einigen Jahren gehören sie zu einer kleinen Gruppe, die einmal im Jahr für ein paar Tage nach Buchboden fährt und dort „experimentiert“. Oft wählen sie dafür Bibelstellen aus, die sperrig und schwierig sind. Im Spiel eröffnen sich völlig neue Sichtweisen. Und immer wieder zeigen die alten Geschichten auf, dass sich in Krisensituationen Neues anbahnt. Auch das ist ein starkes Hoffnungsbild. Gerade in einer Zeit, in der die Situation der katholischen Kirche so krisenhaft empfunden wird. „Das Neue kündigt sich schon an“, weiß Hämmerle. „Es ist noch winzig und zart und verborgen. Aber am Rande ist es schon spürbar.“ Das macht Hoffnung. 

www.bibliodrama-ebn.eu

(Artikel aus dem KirchenBlatt Nr. 37 vom 13. September 2018)