Kleidung ist zuerst einmal Schutz. Dann Schmuck. Sie erzählt etwas über die Person, die sie trägt, von deren Geschmack und Lebensstil. Sie bringt auch Geschichten mit von jenen Menschen, die sie herstellen, vom Baumwoll-Bauer bis zur Schneiderin - es sind fröhliche oder traurige, erbauliche oder zerstörerische. Vielfach können wir diese Geschichten schon spüren, wenn wir ein Kleidungsstück berühren - und es uns berührt. Nähere Details erfahren wir beim genauen Hinhören. Wir haben hingehört und erbauliche Geschichten für sie gefunden. So kann Weihnachten ein fröhliches Fest mit fröhlicher Kleidung werden.

Patricia Begle

Weltläden:
Seit 1975 schon fördert und unterstützt die EZA Fairer Handel gerechte Produktionsweisen. Stricksachen aus südamerikanischer Alpakawolle fanden sich schon fast seit Beginn im Sortiment. Heute reicht das Angebot weit über diese hinaus. Neben Kleiderstücken des Labels „Göttin des Glücks“ hat das österreichische Handelsunternehmen seit 2011 eine eigene Modmarke: „Anukoo“. Die Produktionskette ist relativ überschaubar. Die Baumwolle stammt von indischen Bauern, die sich in der „Chetna Organic Farmer Association“ zusammengeschlossen haben.
Sie bauen ohne künstliche Bewässerung und ohne Chemie an, zwischen den Baumwollpflanzen wachsen Linsen, Hirse, Soja, Bananen u.a. Das ist gut für die Bodenfruchtbarkeit und für die Selbstversorgung. In Garnform wird die Baumwolle nach Mauritius verschifft. Dort befindet sich „Craft Aid“ – ein Unternehmen, das sozial benachteiligten Menschen Arbeit gibt – unter menschenfreundlichen und fairen Bedingungen. Das Garn wird verwoben, Stoffe werden giftfrei gefärbt, zugeschnitten und vernäht. Die Stücke sind in ethischer Hinsicht so gut, dass sie mit dem GOTS (Global Organic Textile Standard) – einem der strengsten Zertifikate – zertifiziert sind.

KLEIDERgrün:
Vor vier Jahren eröffnete Franziska Wolf ihr erstes Geschäft in Feldkirch – Mode, die bio und fair ist. Heute zeigt sich, dass sich dieses Risiko gelohnt hat, denn Nachfrage und Angebot sind in den letzten Jahren gemeinsam gestiegen. Viele junge Designer setzen auf bio und fair, schon über 40 Labels finden sich in den Kleidergrün-Läden. Manche von ihnen produzieren selbst, manche lagern in ost- oder südeuropäische Länder aus. Die Großen lassen in China produzieren, denn dort gibt es sowohl Maschinen als auch Know-how. Allerdings wird auf gute Arbeitsbedingungen und giftfreie Produktion größten Wert gelegt – das garantiert die GOTS-Zertifizierung.
Während die großen Modeketten bis zu 12 Kollektionen pro Jahr anbieten und damit unglaublichen Zeitdruck auf alle Beteiligten ausüben, tickt die Uhr bei den Bio-Labels anders. Zwei Kollektionen gibt es pro Jahr, das ist übersichtlich und machbar. Für alle. Auch für Franziska Wolf, die sich auf den Modemessen immer die Zeit nimmt, die Sachen auch anzuprobieren. „Ich muss sehen, ob da eine Frau reinpasst - mit allem was sie hat.“ Neben der Passform gibt es für die erfahrene Schneiderin nur noch ein Kriterium für eine Bestellung: „Es muss mir gefallen, das Gesamt muss mich berühren.“ 

Himmelschlüssel:
Die Geschichte von „Himmelschlüssel“ ist eine außergewöhnliche. Vor 20 Jahren stellten Helgard und Stefan Dilsky ihre Lebensweise radikal um - auf allen Ebenen: Ernährung, Kleidung, Hygiene, Schlaf und Heilweise. Der Grund dafür war die Neurodermitis ihres Sohnes. Damals war das Angebot an Naturprodukten viel kleiner als heute, und es gab kein Internet, das Unmengen von Produkten, Kontakten und Informationen ausspuckte, alles musste mühsam gesucht werden. Mit drei Jahren war ihr Sohn geheilt und den Eltern wurde es zum Anliegen, das Heilsame, das sie erfahren hatten, weiterzugeben. In den ersten Jahren brachten sie ihr Wissen auf Natur-Märkten unter die Menschen.
Vor sechs Jahren entschieden sie sich für eine intensivere Form. Sie bauten einen Teil ihres Hauses um und eröffneten ihr eigenes Geschäft. Auf zwei Stockwerken finden sich nun Bio-Artikel: Kleidung für Babys, Kinder und Erwachsene, Hygieneartikel, Reinigungsmittel, Decken und Rosshaarmatratzen. Die Textilien sind vor allem aus Wolle und Leinen sowie Wolle-Seide, hergestellt werden sie in Österreich und Deutschland. Die Stichworte „saisonal und regional“ geben für die Dilskys nicht nur bei Lebensmitteln Orientierung, sie tun Mensch und Natur in allen Bereichen gut.

walchbewegt:
Fast 90 Jahre schon gibt es das Bludenzer Sportgeschäft. Die lange Firmengeschichte ist im Geschäft spürbar und sichtbar, die Atmosphäre ist familiär, der Tisch lädt zum Verweilen ein und zum Erzählen, was bewegt. Auch die Produkte, die hier zu finden sind, erzählen Geschichten: die handgestrickten Socken zum Beispiel oder die Marend-Dosen, die hier ein Revival erleben. Und natürlich die „Walch-Lible“, deren doppelbödige Wortspiele bereits von Tausenden getragen werden. Bereits Ende der 1970er Jahre wechselten die Walchs auf die Spur eines alternativen Wirtschaftsstils, der abseits des „Schneller, Höher, Mehr“ verläuft. Walch gehört zu dem ersten Waldviertler-Schuh-Vertrieb im Ländle sowie zu den Pionieren der Gemeinwohl-Ökonomie.
Heute werden nachhaltige Produkte verkauft: aus Merino- oder Bio-Baumwolle, mit langer Lebensdauer, möglichst reparaturfähig. Tatsächlich stammen aus der Sportbekleidungs-Branche Pioniere in Sachen Nachhaltigkeit. So war zum Beispiel der Gründer der Marke „Patagonia“ in den 1990er-Jahren einer der ersten, der sich mit Bio-Baumwolle auseinandergesetzt hat. Diesen verantwortungsbewussten Partnern, mit denen das Walch-Team in intensivem Austausch steht, kann vertraut werden.

Standorte und Öffnungszeiten

Weltläden
Weltläden gibt es in 15 Vorarlberger Gemeinden.
Mehr dazu unter www.weltladen.at

KLEIDERgrün
für Frauen: Gymnasiumgasse 3, Feldkirch
für Männer: Neustadt 40, Feldkirch
für Frauen und Männer: Marktplatz 6, Dornbirn
Di - Fr 9.30 - 12.30 & 14 - 18 Uhr, Sa 9.30 - 13 Uhr
www.kleidergruen.at

Himmelschlüssel
Leutenhofen 40 A, Hohenweiler
Mo - Fr 9 - 12 & 15 - 18 Uhr, Mittwoch geschlossen
T 05573 84355, E info@himmelschlüssel.at
Die Website ist im Entstehen:
www.himmelschluessel.at

walchbewegt
Bahnhofstraße 29, Bludenz, T 05552 62031
Di - Fr 8.30 - 12 & 14.30 - 18 Uhr, Sa 8.30 - 13 Uhr
www.walchbewegt.at

(aus dem KirchenBlatt Nr. 49 vom 3. Dezember 2015)