Ganz ohne einen Gebetswürfel kam man an diesem Abend beim „Frauenmahl“ im Bildungshaus St. Arbogast aus, an dem nicht nur Leib, sondern auch Seele angesprochen wurde. Und an dem vier Theologinnen aus den verschiedensten Glaubensrichtungen über das eine redeten: Was ich glaube.

Zugegeben, das dreigängige Menü, das die Küche des Bildungshauses St. Arbogast auf den Tisch zauberte war exquisit. Dennoch dürfte es nicht das einzige sein, das den rund 80 Frauen vom siebten FrauenSalon in Erinnerung geblieben ist - das war schon bei den angeregten Tischgesprächen herauszuhören.

Zehn Minuten „Glauben“
Über den eigenen Glauben zu sprechen ist für viele nicht einfach - schon gar nicht, wenn man dafür „nur“ rund zehn Minuten zur Verfügung hat. Dennoch gelang es den vier Theologinnen zwischen den einzelnen Gängen zu vermitteln, woran sie nun genau glauben. Und warum. Den Anfang machte die islamische Theologin Hilal Kurt, mit dem Glaubensbekenntnis: „Ich glaube an einen Gott - Allah -, an seine Engel, an seine Bücher, an seine Gesandten“. Und hielt dabei fest, dass die Barmherzigkeit oberste Priorität habe, weil sie eine Verpflichtung sei. Gott habe die Menschen aus einer Seele und damit ein Partnerwesen erschaffen - somit sind alle Menschen gleich.

Koran, Bibel und Tora
Der Koran sei die Offenbarung dessen, was vorangegangen ist, aber: „Man kann die islamischen Texte nicht verstehen, ohne Bibel und Tora“, erklärte Kurt. Ähnlich sieht es bei den Gesandten aus, wenn sie festhielt, dass neben Mohammed auch Jesus, Moses oder Abraham einen Platz als Gesandte haben.

Trotzdem
Trotz der Ängste, den Kriegen, Unsicherheiten und leeren Stellen im Glauben, Ungeheuerlichkeiten in Welt und Politik glaubt auch die evangelische Theologin Sabine Neumann. Denn Gott selbst stärkt den Rücken, um dieses Geschenk behutsam an andere abgeben zu können. Ihre Kritik: Die Kirche hänge „zäh an alten Bibelüberschriften ohne Worte zu finden, die wir heute verstehen.“ Sie drehe sich zu sehr um sich selbst, statt auf die Menschen zuzugehen. Und: Gott wolle keine Opfer, sondern Barmherzigkeit, schloss sie scheinbar die Brücke zur Vorrednerin.

Egoismus Kampf ansagen
Einen Kontrast dazu lieferte - nicht nur äußerlich - die buddhistische Nonne Kathrin Schwaderer mit ihren kurzgeschorenen Haaren, wenn sie erklärte: „Schiebe alle Schuld auf eines und meditiere über die Güte anderer.“ Konkret bedeute das, nicht immer nur die Schuld auf andere zu schieben und sich selbst wichtiger zu nehmen. Der Kern des Buddhismus seien die Wesen, die Geist besitzen und ein Bewusstsein haben - „einschließlich aller Wesen, die wir nicht wahrnehmen können“, so Schwaderer. Eine reine Sicht, ein reines Verhalten und Meditation seien zudem wichtig um dem „Egoismus den Kampf anzusagen“.

Gespräche
Gespräche - vor allem auch mit anderen Religionen sowie Menschen, die keine haben, aber „spüren“, sind für die katholische Theologin Ursula Rapp wichtig. Sie glaube daran, dass Gott weiß, wie es ist Rückschläge zu haben und dass Menschen in anderen Menschen Gott begegnen können. Religion habe das Potential die Welt zu gestalten, erklärte Rapp und beinhalte die Haltung gegen das „Zuviel haben“, das immer mit einer Ausbeutung von anderen einhergehe. Sie schäme sich für viele Teile des Christentums, führte Rapp den „Sexismus“ als Beispiel an. Glauben und kämpfen will sie aber auch weiterhin.

Gemeinsam
Religion beinhalte die unbedingte Wertschätzung aller Lebewesen und der Schöpfung, sind sich die vier Theologinnen einig. Denn schließlich ist man gemeinsam für die Erde verantwortlich.