Auferstehung feiern, das sagt sich gerade in der Osterzeit so leicht. Was es wirklich bedeutet, Auferstehung zu feiern, das konnte jede und jeder, der beim ukrainischen Ostergottesdienst in der Bregenzer Riedenburg dabei war, hautnah miterleben.

Veronika Fehle

Ja, er feiere schon seit längerer Zeit immer wieder mit der ukrainischen Gemeinde hier im Land Gottesdienste, erzählt Pfarrer Vasyl Demchuk bei einem Spontan-Besuch im Feldkircher Diözesanhaus. Er selbst wohnt in Bozen, unterrichtet dort. Aber natürlich sei es selbstverständlich, dass er für die Ukrainerinnen und Ukrainer in Vorarlberg gerne hierher fahre.
Hierher, das ist in diesem Fall die Feldkircher Kapuzinerkirche, wo zweimal im Monat ukrainisch-griechisch-katholisch Gottesdienst gefeiert wird. So 3 bis 4 Personen seien sie jedes Mal gewesen. Aber Corona habe auch hier die Reihen gelichtet, plaudert man ein bisschen. Nach dem kurzen Besuch steht die Einladung zum griechisch-katholischen Osterfest, wie man es in der Ukraine feiert und es steht fest, dass die Einladung auch wahrgenommen wird.


Bedeutend mehr als nur 3 oder 4

Eine Woche nach Ostern also ist es so weit – denn die Ukrainerinnen und Ukrainer feiern Ostern in der Regel nach dem „alten“ Kalender. Nicht die Feldkircher Kapuzinerkirche, sondern die Kirche in der Bregenzer Riedenburg ist es dieses Mal. In Feldkirch waren alle Kirchen schon vergeben. Man feierte das Fest des heiligen Fidelis. Kein Problem, weicht man eben aus. Von 30 bis 40 Personen hatte Vasyl Demchuk gesprochen. Dass es bedeutend mehr sein würden, war spätestens klar, als rund um die Riedenburg kaum mehr ein Parkplatz zu finden war. Ein Blick auf die Nummernschilder der wartenden Autos genügte da: Diese Autos kamen tatsächlich aus der Ukraine. In ihnen sind viele der Menschen, die in Bregenz Ostern feierten, vor dem Krieg geflüchtet. Weiter ging es die breite Auffahrt hinauf zur Kirche und wieder begegnete man ihnen, diesen (hauptsächlich) Frauen und Kindern. Wer konnte, trug große Körbe mit Eiern, Süßigkeiten und Gebackenem mit sich. Das gehört zum ukrainischen Ostergottesdienst ebenso dazu, wie die Speisensegnungen im Ostern Österreichs.


„Wir haben es geschafft!“

Und dann kam die Klosterkirche in Sichtweite. Sitzplatz gab es keinen einzigen mehr. „Sprechen Sie Deutsch? Ukrainisch?“, wurde man gleich beim Eingang begrüßt und noch irgendwie auf die letzten freien Stehplätze verteilt. Vasyl Demchuk begrüßte die Menschen, mit denen er gleich Ostern feiern würde. „Ich bin so stolz. Wir haben es geschafft! Es sind so viele gekommen“, freut er sich. Und dann ging es auch schon los. Es wurde gesungen, Weihrauch geschwenkt, während im Kirchenraum selbst ein reges Kommen und Gehen herrschte. Immer mehr Menschen kamen. Schnell hat jemand von irgendwoher noch Stühle geholt. Andere gingen für einen kurzen Moment hinaus, kamen dann wieder. Alles mit der größten Selbstverständlichkeit. Es herrschte Bewegung im Haus. Gebetszettelchen wurden fleißig ausgefüllt, Bitten und Dank deponiert. Das war dann doch alles etwas anders, als der Gottesdienstbesuch, den man hierzulande so traditionellerweise gewohnt ist.


„Christos Anesti!“

Rund 1500 geflüchtete Frauen, Männer und Kinder aus der Ukraine leben derzeit in Vorarlberg. Sie haben alles zurückgelassen. Viele haben noch Freunde und Familien in der Ukraine. Einige haben Freunde und Bekannte in Russland.
Und dann wurde pötzlich spürbar, was Ostern bedeuten kann. „Christos Anesti (Christus ist auferstanden)“, rief Pfarrer Demchuk den Gläubigen zu. „Alithos Anesti (Wahrhaftig, er ist auferstanden)“, echote es kräftig, aber verhalten aus dem Kirchenraum zurück. Dann noch einmal: „Christos Anesti“ und schon kräftiger die Antwort, bis bei der dritten Wiederholung das „Alithos Anesti“, laut, fröhlich und mit einem ganz hörbaren Osterlachen zurücktönte. Ja, es geht weiter, ja, wir stehen wieder auf, diese Stimmung füllte den Raum wie ein erlösendes Aufatmen.
Überhaupt pendelte der Vormittag in der Bregenzer Riedenburg immer wieder zwischen Trauer und Freude. Am stärksten vielleicht in dem Augenblick, in dem Pfarrer Vasyl Demchuk auf Ukrainisch zu predigen begann. Da wurde es still. Die Gesichter wurden nachdenklicher, ein bisschen ernster. So, als denke jede und jeder an jemanden, der noch dort ist, wo gekämpft wird. Das Wichtigste fasst Vasyl Demchuk dann in wenigen Sätzen auch auf Deutsch zusammen. „Beten wir“, lautete seine Aufforderung an alle, „denn wie können wir uns Brüder und Schwestern nennen, wenn wir uns gegenseitig töten.“ Vielleicht ist das ja der Kernsatz dieses besonderen Osterfests im Jahr 2022. Gefeiert wurde noch lange, nach dem Gottesdienst traf man sich vor der Kirche, plauderte und eigentlich schien alles fast normal zu sein. Wären da nicht diese vielen Autos mit den ukrainischen Nummerntafeln gewesen, die von anderen Geschichten erzählen könnten.

Kontakt für seelsorgliche Gespräche

Für Menschen aus der Ukraine stehen derzeit drei Priester für seelsorgliche Gespräche zur Verfügung.   

Ukrainisch-griechisch-katholisch:
Pfr. Vasyl Demchuk, T +39 320 888 3991,
d.vasylromanovych@gmail.com

 

Gottesdienste
Pfr. Vasyl Demchuk feiert jeden 1. und 3. Sonntag um 11.30 Uhr den ukrainisch-griechisch-katholischen Gottesdienst in der Kapuzinerkirche in Feldkirch.