Im Buch der Offenbarung kündigt Jesus seine Wiederkunft an. Er bringt jedem den Lohn, der seinem Werk entspricht. Gratis ist das Wasser des Lebens für alle, die durstig sind. Eine solche Quelle des Lebens ist die Einheit. Wo sie versiegt, wo Uneinigkeit sie verschüttet, wird das Leben kraftlos.

7. Sonntag der Osterzeit – Lesejahr C, 2. Juni 2019
Wort zum Sonntag von Elisabeth Rathgeb

Evangelium

Johannes 17,20–26
Ich bitte nicht nur für diese hier, sondern auch für alle, die durch ihr Wort an mich glauben. Alle sollen eins sein: Wie du,
Vater, in mir bist und ich in dir bin, sollen auch sie in uns sein, damit die Welt glaubt, dass du mich gesandt hast. Und ich habe ihnen die Herrlichkeit gegeben, die du mir gegeben hast, damit sie eins sind, wie wir eins sind, ich in ihnen und du in mir.
So sollen sie vollendet sein in der Einheit, damit die Welt erkennt, dass du mich gesandt hast und sie ebenso geliebt hast, wie du mich geliebt hast. Vater, ich will, dass alle, die du mir gegeben hast, dort bei mir sind, wo ich bin. Sie sollen meine Herrlichkeit sehen, die du mir gegeben hast, weil du mich schon geliebt hast vor Grundlegung der Welt. Gerechter Vater, die Welt hat dich nicht erkannt, ich aber habe dich erkannt und sie haben erkannt, dass du mich gesandt hast. Ich habe ihnen deinen Namen kundgetan und werde ihn kundtun, damit die Liebe, mit der du mich geliebt hast, in ihnen ist und ich in ihnen bin.

1. Lesung

Apostelgeschichte 7,55–60
Er (Stephanus) aber, erfüllt vom Heiligen Geist, blickte zum Himmel empor, sah die Herrlichkeit Gottes und Jesus zur Rechten Gottes stehen und rief: Siehe, ich sehe den Himmel offen und den Menschensohn zur Rechten Gottes stehen. Da erhoben sie ein lautes Geschrei, hielten sich die Ohren zu, stürmten einmütig auf ihn los, trieben ihn zur Stadt hinaus und steinigten ihn. Die Zeugen legten ihre Kleider zu Füßen eines jungen Mannes nieder, der Saulus hieß.
So steinigten sie Stephanus; er aber betete  und rief: Herr Jesus, nimm meinen Geist auf! Dann sank er in die Knie und schrie laut: Herr, rechne ihnen diese Sünde nicht an! Nach diesen Worten starb er.

2. Lesung

Offenbarung 22,12–14.16–17.20
Siehe, ich komme bald und mit mir bringe ich den Lohn und ich werde jedem geben, was seinem Werk entspricht. Ich bin das
Alpha und das Omega, der Erste und der Letzte, der Anfang und das Ende. Selig, die ihre Gewänder waschen: Sie haben Anteil am Baum des Lebens und sie werden durch die Tore in die Stadt eintreten können [...] Ich, Jesus, habe meinen Engel gesandt als Zeugen für das, was die Gemeinden betrifft.
Ich bin die Wurzel und der Stamm Davids, der strahlende Morgenstern. Der Geist und die Braut aber sagen: Komm! Wer hört, der
rufe: Komm! Wer durstig ist, der komme!
Wer will, empfange unentgeltlich das Wasser des Lebens! [...] Er, der dies bezeugt, spricht: Ja, ich komme bald. – Amen. Komm, Herr Jesus!

WORT ZUM SONNTAG

Elisabeth Rathgeb

Elisabeth Rathgeb leitet das Seelsorgeamt der Diözese Innsbruck. Die Autorin erreichen Sie unter

Alle sollen eins sein

„Mögest du in interessanten Zeiten leben“ ist das Motto der heurigen Biennale in Venedig.
Interessante Zeiten sind es auf jeden Fall, die wir erleben: Eine Fülle an Möglichkeiten tut sich auf. Zugleich sind es auch turbulente,
unsichere Zeiten. Die Welt scheint zerrissener denn je. Und vieles ist bedroht, was vor kurzem noch als stabil und sicher galt: Demokratie und Frieden in Europa, die Einhaltung der Menschenrechte … Wer oder was kann sie zusammenhalten, unsere Welt?
Das Wort Jesu trifft mitten ins Schwarze dieser turbulenten Zeit: „Alle sollen eins sein.“ Vielleicht entlockt es Ihnen gerade ein Lächeln. Sie denken an den Bruch der Regierungskoalition. An Trump und Nordkorea und den Iran. Oder auch an die jüngsten Ereignisse in Ihrer Familie oder im beruflichen Umfeld. Ist Einssein eine Utopie? Ein frommer Wunsch? Ein Appell, der ungehört verraucht?
Es ist kein strammer Befehl zur Einheit, keine zwanghafte Gleichmacherei. Es ist eine Bitte, die sich aus einer Erfahrung speist: Wer Gott kennen lernt, lernt die Liebe kennen. Die Welt tut sich schwer damit. Aber Jesus ist gekommen, um diese Erfahrung weiterzugeben.
Damit die Liebe, die er selber erfahren hat, auch in den Menschen ist. Und alle miteinander verbindet. Die Liebe ist es, die die Welt zusammenhält – das innerste Geheimnis der Welt, Anfang und Ende, Ursprung und Ziel. Auch das eine Utopie, ein frommer Wunsch – Liebe und Grießschmarren? 
Vielleicht ist gerade das der Auftrag an uns ChristInnen: In einer so zerrissenen Welt die Erinnerung wachhalten. Die Spuren suchen, die Fragmente, die kleinen und großen Lebenszeichen. Das Vertrauen und die Hoffnung stärken – in diese Kraft, die die Welt zusammenhält.

Zum Weiterdenken

  • Wo leide ich unter Konflikten?
  • Wo erfahre ich die Nähe Gottes?
  • Wo kann ich etwas davon weitergeben?

Freut euch am Herrn, ihr Gerechten

Der HERR ist König. Es juble die Erde!
Freuen sollen sich die vielen Inseln.
Rings um ihn her sind Wolken und Dunkel,
Gerechtigkeit und Recht sind die Stützen seines Thrones.
Seine Gerechtigkeit verkünden die Himmel,
seine Herrlichkeit schauen alle Völker.
Alle, die Bildern dienen, werden zuschanden,
die sich der Götzen rühmen.
Vor ihm werfen sich alle Götter nieder.
Denn du, HERR, bist der Höchste über der ganzen Erde,
hoch erhaben bist du über alle Götter.
Freut euch am HERRN, ihr Gerechten,
dankt seinem heiligen Namen!

Antwortpsalm (aus Psalm 97)

(aus dem KirchenBlatt Nr. 22 vom 30. Mai 2019)