Die Pfarrkirche Tschagguns war einst eine der wichtigsten Wallfahrtskirchen der Region. Sie besticht durch ihre Lage, ihre Architektur und ihre großartige historische Orgel.

Michael Fliri

Serie Marienwallfahrtsstätten in Vorarlberg - Teil 4 von 4: Pfarrkirche Tschagguns

Ursprünglich gehörte die Kirche in Tschagguns zur Pfarre Bludenz. Bereits im Jahr 1339 wurde eine eigenständige Pfarre gegründet und um das Jahr 1450 eine gotische Kirche gebaut. Von dieser Kirche steht heute noch der Chor. Die Marienverehrung gab der Siedlung den ersten Namen: „Unser Lieben Frauen Kirchspiel“, sie erhielt später den Namen Tschagguns. Das Gnadenbild in der Kirche von Tschagguns wird als schmerzhafte Muttergottes verehrt. Es zeigt eine sogenannte Pièta: die Muttergottes mit dem vom Kreuz abgenommenen Leichnam Jesu im Schoß. Ursprünglich soll sich das Gnadenbild in einer Kapelle südwestlich der Pfarrkirche befunden haben. Diese wurde „Sturmer-Käppele“ oder „Platz-Kapelle“ genannt und war wohl die ursprüngliche Kapelle des Ortes. Die heute in der Tschaggunser Kirche befindliche Pièta stammt etwa aus dem Jahr 1520.
Tschagguns erlebte immer wieder schwere Zeiten. 1622 schlugen die Schweizer, die im Zuge der Unruhen rund um die Reformation über die Pässe ins Montafon eingefallen waren, ihr Lager in der Nähe der Tschaggunser Kirche auf. Schwere Überschwemmungen trafen den Ort mehrmals im 18. Jahrhundert, zuletzt im Jahr 1912. Im Jahr 1689 forderte eine Lawinenkatastrophe viele Tote. Die Kirche auf dem „Kilkastä“ (Kirchenfelsen) hielt stets stand und wurde immer wieder erweitert. Ihre heutige Gestalt erhielt sie in den Jahren 1812-1814, als die Seitenschiffe angebaut wurden.

Wallfahrtsziel

Die Pfarrkirche „Mariä Geburt“ präsentiert sich dem Besucher als lichtdurchfluteter Raum. Von der größtenteils ursprünglich barocken Ausstattung ist derzeit wenig zu sehen, umso mehr kann der Raum in seiner Helligkeit und Weite beeindrucken. Das Wallfahrtsziel befindet sich im linken Seitenschiff, wo sich die Pièta den Wallfahrern in einem barocken Altar präsentiert. Bereits in den 1750er-Jahren berichtete der damalige Pfarrer Jacob Lenz unter dem Titel „Kraft und Würkung des unschätzbaren zu Tschaggun in Montefon verwahrten Edelgestein Maria der schmerzhaften Mutter“ in einem Büchlein von der vielfachen Erhörung von Gebeten und Bitten. Noch heute findet regelmäßig jeden Samstag um 8.30 Uhr eine Wallfahrtsmesse statt.

Historische Orgel

Eine Besonderheit der Kirche in Tschagguns stellt die eindrucksvolle Orgel dar. Sie wurde im Jahr 1816 vom Elsässer Orgelbauer Joseph Bergönzle erbaut. Mit 38 Registern auf drei Manualen und Pedal ist sie seine größte Orgel und war auch fast 100 Jahre lang die größte Orgel in Vorarlberg. Ab 1994 wurden die über die Jahrhunderte angebrachten Veränderungen entfernt und der Zustand von 1816 wiederhergestellt. Man kann dies etwa an den angelöteten Verlängerungen der Pfeifen und am wieder in die Originalgröße gestreckten Gehäuse sehen. Sie ist damit eine historische Besonderheit der Vorarlberger Orgellandschaft.

Wallfahrt und Wandern im Montafon: Das Montafon bietet sich als Ziel für Ausflüge und Wanderungen für jeden Geschmack und jede Kondition an. In Verbindung mit einem Besuch in der Pfarr- und Wallfahrtskirche Tschagguns lässt sich die kulturelle und kulinarische Vielfalt des Tales ebenso wie Natur und Bergpanorama erleben.

(aus dem KirchenBlatt Nr. 21 vom 27. Mai 2021)