6. Sonntag im Jahreskreis – Lesejahr A, 16. Februar 2014 . Wort zum Sonntag von Stephan Renner.

Mit dem Bruder oder der Mutter zerstritten sein und dann ein Familienfest zu feiern ... das wird nicht funktionieren. In Unfrieden mit jemandem zu leben und dann in einen Gottesdienst zu gehen ... das geht auch nicht, sagt Jesus. Geh und suche Versöhnung und dann komm wieder. Geh und schaffe Ausgleich und Gerechtigkeit, und dann kommt und feiert gemeinsam das Leben. 

1. Lesung
Jesus Sirach  15,15–20

Er gab ihm seine Gebote und Vorschriften. Wenn du willst, kannst du das Gebot halten; Gottes Willen zu tun ist Treue. Feuer und Wasser sind vor dich hingestellt; streck
deine Hände aus nach dem, was dir gefällt. Der Mensch hat Leben und Tod vor sich;
was er begehrt, wird ihm zuteil. Überreich ist die Weisheit des Herrn; stark und mächtig ist er und sieht alles. Die Augen Gottes schauen auf das Tun des Menschen, er kennt alle seine Taten. Keinem gebietet er, zu sündigen, und die Betrüger unterstützt er nicht.

2. Lesung
1 Korinther  2,6–10

Evangelium
Matthäus  5,17–37

Denkt nicht, ich sei gekommen, um das Gesetz und die Propheten aufzuheben. Ich bin nicht gekommen, um aufzuheben, sondern um zu erfüllen. Amen, das sage ich euch: Bis Himmel und Erde vergehen, wird auch nicht der kleinste Buchstabe des Gesetzes vergehen, bevor nicht alles geschehen ist. Wer auch nur eines von den kleinsten Geboten aufhebt und die Menschen entsprechend lehrt, der wird im Himmelreich der Kleinste sein.

Wer sie aber hält und halten lehrt, der wird groß sein im Himmelreich. Darum sage ich euch: Wenn eure Gerechtigkeit nicht weit größer ist als die der Schriftgelehrten und der Pharisäer, werdet ihr nicht in das Himmelreich kommen. Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt worden ist: Du sollst nicht töten; wer aber jemand tötet, soll dem Gericht verfallen sein. Ich aber sage euch: Jeder, der seinem Bruder auch nur zürnt, soll dem Gericht verfallen sein; und wer zu seinem Bruder sagt: Du Dummkopf!, soll dem Spruch des Hohen Rates verfallen sein; wer aber sagt: Du (gottloser) Narr!, soll dem Feuer der Hölle verfallen sein. Wenn du deine Opfergabe zum Altar bringst und dir dabei einfällt, dass dein Bruder etwas gegen dich hat, so lass deine Gabe dort vor dem Altar liegen; geh und versöhne dich zuerst mit deinem Bruder, dann komm und opfere deine Gabe. Schließ ohne Zögern Frieden mit deinem Gegner, solange du mit ihm noch auf dem Weg zum Gericht bist. Sonst wird dich dein Gegner vor den Richter bringen, und der Richter wird dich dem Gerichtsdiener übergeben, und du wirst ins Gefängnis geworfen.

Amen, das sage ich dir: Du kommst von dort nicht heraus, bis du den letzten Pfennig bezahlt hast. Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Du sollst nicht die Ehe brechen. Ich aber sage euch: Wer eine Frau auch nur lüstern ansieht, hat in seinem Herzen schon Ehebruch mit ihr begangen. Wenn dich dein rechtes Auge zum Bösen verführt, dann reiß es aus und wirf es weg! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verlorengeht, als dass dein ganzer Leib in die Hölle geworfen wird. Und wenn dich deine rechte Hand zum Bösen verführt, dann hau sie ab und wirf sie weg! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verlorengeht, als dass dein ganzer Leib in die Hölle kommt. Ferner ist gesagt worden: Wer seine Frau aus der Ehe entlässt, muss ihr eine Scheidungsurkunde geben. Ich aber sage euch: Wer seine Frau entlässt, obwohl kein Fall von Unzucht vorliegt, liefert sie dem Ehebruch aus; und wer eine Frau heiratet, die aus der Ehe entlassen worden ist, begeht Ehebruch. Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt worden ist: Du sollst keinen Meineid schwören, und: Du sollst halten, was du dem Herrn geschworen hast. Ich aber sage euch: Schwört überhaupt nicht, weder beim Himmel, denn er ist Gottes Thron, noch bei der Erde, denn sie ist der Schemel für seine Füße, noch bei Jerusalem, denn es ist die Stadt des großen Königs. Auch bei deinem Haupt sollst du nicht schwören; denn du kannst kein einziges Haar weiß oder schwarz machen. Euer Ja sei ein Ja, euer Nein ein Nein; alles andere stammt vom Bösen. 

WORT ZUM SONNTAG

Stephan Renner
Präsident der Katholischen Aktion
der Diözese Eisenstadt.
Den Autor erreichen Sie unter
sonntag@kirchenzeitung.at

Versöhntes Leben

Wie kann man mit Konflikten in verschiedenen Lebenssituationen umgehen, damit dann auch wieder neu vertrauensvolle Beziehungen ent-stehen können? Beziehungen, in denen man einander schätzt und fördert.
„Wenn du nun deine Gabe zum Altar bringst und dich dort erinnerst, dass dein Bruder etwas gegen dich hat, dann lass deine Gabe dort vor dem Altar und geh erst hin und versöhne dich mit deinem Bruder. Dann komm und bringe
deine Gabe dar.“(Mt 5,23f.) Viele Menschen bringen Gott und ihren Vorgesetzten Gaben und Opfer dar, um sie durch eine besondere Leistung für sich positiv zu beeinflussen. Jesus sagt uns, dass der Unversöhnte keinen sinnvollen Gottesdienst feiern kann, weil Verbitterung zwischen Gott, den Menschen und ihm steht. Es ist daher wesentlich, sich Gedanken zu machen, wie aus unversöhnten Menschen wieder Menschen-im-Miteinander werden.

Wenn wir uns versöhnen, lassen wir uns auf einen langwierigen Prozess ein, er führt zur größeren Freiheit und lässt uns aktiver unser tägliches Leben gestalten. Ein beziehungsdynamisches Leben innerlich durchtragen heißt: sich mit sich selbst versöhnen, mit dem eigenen Schicksal und Schwächen; mit Menschen, die uns geschadet haben oder denen wir geschadet haben. Zwischen Menschen, die sich gegenseitig wichtig sind und sich lieben, entstehen Situationen, die zu Verstimmung und Distanz führen. Letztlich geht es immer um eine schöpferische Zukunfts-
versöhnung.Die Bibel sieht das Bringen einer Gabe, einer Opfergabe, nicht als Besänftigung Gottes, sondern als versöhnende Begegnung, die Gott selbst stiftet. Gemeinschaft mit Gott hat auch gesellschaftliche Konsequenzen. Versöhne dich, dann bring dein versöhntes Leben als Gabe vor den Altar und feiere es mit der Gemeinde im Gottesdienst.

Zum Weiterdenken

Wie gehe ich mit Menschen um, die mir auf
die Nerven gehen? „Leben heißt handeln“ meinte Albert Camus, der französische Erzähler und Dramatiker (1913–60).

Selig die Menschen, die leben nach der Weisung des Herrn.
Wohl denen, die seine Vorschriften befolgen
und ihn suchen von ganzem Herzen.
Wären doch meine Schritte fest darauf gerichtet,
deinen Geboten zu folgen!
Herr, tu deinem Knecht Gutes, erhalt mich am Leben!
Dann will ich dein Wort befolgen.
Öffne mir die Augen für das Wunderbare an deiner Weisung!
Gib mir Einsicht, damit ich deiner Weisung folge
und mich an sie halte aus ganzem Herzen.  
(Antwortpsalm, Aus ps 119)