Wolfgang Ölz

Schon das Inhaltsverzeichnis weckt Interesse. Die 55 Kapitel nennen bekannte Namen, aber auch unbekanntere Protagonist:innen der Vorarlberger Geschichte. Der Historiker Otto Schwald wechselt ganz selbstverständlich zwischen prähistorischen, wirtschaftlichen, (kunst)historischen  und auch kirchengeschichtlichen Themenfeldern. Da steht die Errichtung der Diözese neben der Revolution der Jugend in den 1968er-Jahren. Der Blick des Historikers bringt Dinge nebeneinander, die sich in der damaligen Gegenwart ausschlossen. Die kirchlichen Themen sind gerade in der frühen Geschichte unseres Landes prominent vertreten, seien es nun die Heiligen Kolumban und Gallus, der selige Carl Lampert oder der Kinderdorfvater Hermann Gmeiner oder seien es spirituelle Kraftorte wie die Basilika Rankweil, das Kloster Mehrerau oder die Propstei St. Gerold. Dabei werden interessante Details zu Tage gefördert wie etwa die Tatsache, dass der  natürlich schwarze Vorarlberger Landeshauptmann, Ulrich Ilg, 1957 in lateinischer Sprache an die Kurie in Rom einen Brief schrieb, um die Notwendigkeit einer Vorarlberger Diözese einzumahnen.

Der pensionierte Lehrer für Deutsch und Geschichte, Otto Schwald, hat so etwas wie ein Schulbuch für das Fach „Vorarlberger Landesgeschichte“ geschrieben, in dem sozusagen auf dem zweiten Bildungsweg Menschen bis ins hohe Alter Neues über ihr „Ländle“ erfahren können. Jede Geschichte ist beschränkt auf eine Doppelseite – da bleibt alles kurzweilig und prägnant. So wird etwa der Zorn der Jugend auf die katholische Leitkultur spürbar, als die Landesregierung mit der glatten Lüge, das Festivalareal für Flint II unter Naturschutz setzen zu müssen, und dieses damit verhindert, während der Kummenberg für  die Rheintalautobahn mehrere hundert Meter weiter „durchgesäbelt“ wurde, wie sich Michael Köhlmeier einmal ausdrückte.

Buchtipp: Vorarlberg. 55 Meilensteine der Geschichte.
Otto Schwald, S. 121, € 24,99, Sutton Verlag, Erfurt.
ISBN 3-96303-410-7

Foto: Schwald