Das Brauchtum der Heiligen Gräber lässt mit Sinnen erfahren, was kaum mit Worten auszudrücken ist. Ein Besuch in der St. Anna Kapelle in Riefensberg.

Patricia Begle

Seit den 80er-Jahren erleben Heilige Gräber eine regelrechte Renaissance. Ob in Bayern, in Tirol oder im Bregenzerwald, die Kunstwerke werden von Dachböden geholt, wieder in Stand gesetzt, zu Gründonnerstag aufgestellt und am Karsamstag wieder abgebaut.
„Außer in Egg gibt es heute in allen Orten im Hinterwald wieder ein Heiliges Grab“, weiß Anton Mennel. Der pensionierte Landwirt hatte schon immer großes Interesse an Historischem. Er gehörte auch zu jenen Männern, die das Grab in den 60er-Jahren vor der „Entsorgung“ gerettet hatten. 2005 stellte er es gemeinsam mit dem Mesner der St. Anna Kapelle, Leonhard Dorn, zum ersten Mal wieder auf. Dabei erwies sich die Kapelle nicht nur wegen ihrer Größe als vorteilhaft. Das Grab kann hier auch bis Ende April stehen bleiben.

Die Kugeln
Wer von draußen in die verdunkelte Kapelle tritt, erkennt für ein paar Sekunden lang lediglich Kugeln in kräftigen Farben, die geheimnisvoll schimmern. Oder flackern? Sie scheinen sich zu bewegen und doch am Ort zu bleiben. „Man sieht etwas und dann ist es doch nicht da“, umschreibt Anton Mennel die Wirkung der Kugeln, die das Geheimnis der Auferstehung versinnbildlichen wollen.

Tirolerisches
Haben sich die Augen an das Dunkel gewöhnt, wird die Grabesdarstellung erkennbar. Der Leichnam, die Wächter, die Engel rechts und links des Tabernakels, das strahlende Christuszeichen und das große Kreuz, das über allem steht. Die Figuren sind ansprechend. Schlicht und schön. „1895 hat der damalige Kronenwirt, Franz Josef Fink, die Schnitzarbeiten im Grödnertal in Auftrag gegeben“, erzählt Anton Mennel. Das Zirbenholz, das der Schnitzer verwendet hat, erkennen Experten heute noch am Geruch. Die Kugeln stammen ebenfalls aus Tirol. Mundgeblasene Kunstwerke der Glasfachschule Kramsach wurden gekauft. Die beiden Riefensberger haben Sinn für Schönes.

„Kügelestag“
Außerdem fehlt es den Männern nicht an handwerklichem Geschick. Das braucht es auch, denn immer wieder muss etwas repariert werden. Was sie sich für das Grab wünschen, ist eine Restaurierung durch Expertenhand. Hierfür müssen aber noch viele Euros in die Spendenkassa fallen. Zum Beispiel von jenen rund 200 Menschen, die das Grab in Riefensberg jedes Jahr besuchen. Manchmal kommen Gruppen zu einer Andacht und oft bestaunen Kinder das Grab und lassen den „Kügelestag“ neu aufleben.

Öffnungszeiten:

 

Gründonnerstag, 10 bis 12 und 14 bis 16 Uhr.
Karfreitag, 10 bis 12 Uhr, 19 Uhr Kreuzwegandacht.
Karsamstag 10 bis 12 und 14 bis 16 Uhr.

Das Grab ist bis Ende April zu besichtigen, Führungen auf Anfrage unter: T 05513 8555.