Die gute Nachricht gleich vorweg: Die Zahl der Suizide ist in den letzten Jahrzehnten zurückgegangen. Und Vorarlberg liegt österreichweit unter dem Durchschnitt. Dennoch nehmen sich in Vorarlberg jährlich rund 40 Menschen das Leben.

Simone Rinner

„Jeder einzelne Todesfall ist einer zu viel“, betont Landesrat Dr. Christian Bernhard bei der Tagung zur „Suizidprävention bei Kindern und Jugendlichen“ vergangenes Wochenende in Götzis. Und der Suizid macht auch vor keinem Alter halt: Er ist bei Jugendlichen die zweithäufigste Todesursache - und so stand bei der Tagung nicht nur die Frage nach dem Warum, sondern auch jene der Prävention im Mittelpunkt.

Nie nur einen Grund 
Psychosoziale Faktoren wie die Familie (Krankheit, Sucht, Armut), Mobbing (z.B. in der Schule) aber auch psychische Faktoren wie Depression bilden die wichtigsten Risikomomente. Wenn ein Jugendlicher dann von Selbstmord spricht oder geliebte Gegenstände verschenkt, sollten bereits die Alarmglocken schrillen. Dann heißt es: Ernst nehmen, ansprechen und Eltern, Lehrer oder Schulsozialarbeiter/innen informieren. Sowohl für Jugendliche als auch für Erwachsene gelte: Es gibt nie nur „den einen“ Grund, hielt Dr. Thomas Niederkrotenthaler von der Medizinischen Universität Wien fest. Auch wenn das die Medien gerne so darstellen würden.

Suizidprävention wird in Österreich groß geschrieben. Dabei werden nicht nur „Suizid-Hotspots“, also Orte, an denen oft Suizide geschehen, so gut es geht gesichert. Auch die Prävention von Imitation und die Aufklärung der Öffentlichkeit sind wichtige Eckpfeiler, bei denen die Medien ins Spiel kommen. „Verantwortungsbewusste Berichterstattung“ lautet hier das Schlüsselwort, betonte Niederkrotenthaler und wies auf den gut erforschten Werther-Effekt hin. Demzufolge können sensationsträchtige Medienberichte Nachahmungssuizide auslösen - vor allem, wenn es sich um eine prominente Person handelt. Werden noch entsprechend suggestive Formulierungen inklusive Bebilderung verwendet, ist die Gefahr der Imitation umso größer. Nicht ob, sondern wie berichtet wird, sei deshalb die Frage, so Niederkrotenthaler.

Papageno 
Seit 1987 gibt es für Medien einen „Leitfaden zur Berichterstattung über Suizid“, der ständig revidiert und ausgebaut wird. Und der nicht verpflichtend ist. Berichte von Menschen, die in einer schweren Krise waren, diese aber überwunden haben und sich nicht getötet haben, hätten einen nachweislich positiven Effekt, erklärte Niederkrotenthaler das Phänomen, das auch als „Papageno-Effekt“ bekannt ist. Der Begriff geht auf die Kunstfigur Papageno aus Mozarts „Zauberflöte“ zurück, die eine suizidale Krise dank der „drei Knaben“ überwinden kann. Unbedingt vermieden werden sollen die Beschreibung der genauen Umstände der Tat sowie deren Heroisierung und Romantisierung. Ebenfalls wichtig sei es, den Fokus auf das Leben(swerk) des Verstorbenen zu legen und konkrete Hilfsangebote anzuführen.

Hilfsangebote
Kostenlose und anonyme Hilfe

Telefonseelsorge Vorarlberg:
T 142, www.142online.at
Kinder- & Jugendpsychiatrie: T 05522 403
Hilfe für junge Leute: www.bittelebe.at

Angebote für Pädagog/innen, Institutionen, Eltern und Jugendliche

SUPRO - Werkstatt für Suchtprophylaxe
T 05523 54941, www.supro.at