Die Bedeutung von Kräutern hat in den letzten Jahren stark zugenommen - ob beim Kochen oder in der Medizin. Am Fest Maria Himmelfahrt werden vielerorts wieder Kräuterbuschen gebunden, im Gottesdienst gesegnet und verteilt. Was aber haben diese mit Maria Himmelfahrt zu tun? Wie stehen Pflanze, Heil und Maria miteinander in Verbindung? Antworten auf diese Fragen gibt eine Frau, die in einer besonderen Beziehung zur Natur steht: Susanne Türtscher.

von Patricia Begle

Wer den Weg nach Buchboden schon einmal gegangen bzw. gefahren ist, weiß, dass man sich an diesem Ort der Natur nicht entziehen kann. Sie ist überall, mit ihren Freuden und Gefahren, bestimmt den Alltag und prägt den Jahresverlauf. Seit 27 Jahren schon lebt Susanne Türtscher in Buchboden. „Schon als Kind war ich lieber am Acker als im Haus“, erzählt die gebürtige Lustenauerin. Das Draußen-Sein, das Leben mit Pflanzen gehört für die gelernte Floristin ganz selbstverständlich dazu. „Dabei habe ich immer wieder die Erfahrung gemacht, dass sich in der Natur Lebensprozesse widerspiegeln.“ Wer Vorgänge in der Natur bewusst wahrnimmt, kommt zum Erkenntnissen, die für persönliche Lebensprozesse hilfreich sind, sie bieten Deutungen und Möglichkeiten damit umzugehen, so die Erfahrung von Susanne Türtscher. 

Wissen
Als sie vor zehn Jahren auf ein Seminar in Arbogast mit dem Titel „Die Natur ist ein Spiegel der Seele“ stieß, fand sie ihre Erfahrung plötzlich in Worte gefasst. Sie wusste: „Das ist meins.“ In den folgenden Jahren setzte sie sich intensiv mit dem Thema auseinander: Kräuterpädagogik, alte Heilkunde, Mythologie, Religion, Exerzitien Begleitung, Poesie, Initiatorische Naturarbeit, „Visionssuche“-Leiterin. Dabei fand sie stets Parallelen zu dem, was sie selbst erlebt hatte. Sie fand auch Worte dafür und Menschen, mit denen sie sich austauschen und von denen sie lernen konnte.

Erde
Heute pendelt Susanne Türtscher zwischen dem Haus, in dem sie mit ihrer großen Familie lebt und dem nahe gelegenen Kräuterhaus „Mühle“. Es ist eines der ersten Häuser der Walsersiedlung. Die Räumlichkeiten werden heute genutzt für Seminare, für das Erstellen von Kräutertinkturen, für Lese- und Schreibarbeiten. Der älteste Teil des Hauses, ein Raum, der großteils unter der Erde ist, dient als Krypta. „Hier wird das Bergende der Erde spürbar. Sie war ja in vielen Kulturen von großer Bedeutung“, erklärt Susanne Türtscher. Im Mythos der „Alten Weisen“ kommt dies zum Ausdruck. Sie steht für die Weisheit, die in Naturvorgängen liegt und für die Heilkraft der Kräuter, der Bäume, der Elemente. In Verbindung mit diesen Heilkräften können wir wieder in Resonanz mit dem Heilenden in uns kommen. „Die Kirche hat Aspekte der ‚Alten Weisen‘ auf Maria übertragen“, erklärt Türtscher, „Symbole wie die Erde, der zyklische Mond, die vielen Pflanzen, mit denen Maria oft dargestellt wird, weisen darauf hin. Der Mantel Marias hat wie die Erde etwas Bergendes und Schützendes. Auch Maria ist Mutter, Nährende.“

Pflanzenbotschafterin
Wenn Maria mit Leib und Seele in den Himmel aufgenommen wurde, dann kann uns das versöhnen mit unserem Körper, den wir oft als so schwerfällig erfahren, der unsere ganze Geschichte mit all ihren Prägungen verkörpert. „Himmel“ steht dabei für jene Wirklichkeit, die verborgen liegt aber dennoch gegenwärtig ist. Immer. Um diese sichtbare und unsichtbare Welt, um die Verbindung zwischen diesen Welten, die wir vielfach verloren haben, geht es Susanne Türtscher in ihrer Arbeit - in ihrem Leben überhaupt. „Jede Pflanze hat eine Botschaft“, weiß die erfahrene Kräuterpädagogin. Sie sieht ihre Aufgabe darin, Menschen in Kontakt mit Pflanzen zu bringen und beim Entschlüsseln dieser Botschaft zu helfen. So kann die Kraft, die in den göttlichen Naturgesetzen liegt, zugänglich gemacht werden.

Wort
„Letztlich geht es darum, dass jeder Mensch das Wort, das in ihn hineingelegt ist, findet und mit ihm ins Einvernehmen kommt. Dafür brauchen wir ein Leben lang.“ Für Susanne Türtscher ist Maria hierfür ein großes Vorbild. Sie hat das Wort, das Engelswort, gehört und vertrauensvoll „Ja“ gesagt. Sie hat das Kind zur Welt gebracht und ihm bis ins Letzte die Treue gehalten.


Kräuterbuschen zu Maria Himmelfahrt

Grundsätzlich können für den Kräuterbuschen alle Kräuter, Sträucher und Bäume verwendet werden, die uns ansprechen. Als traditionelle Frauenkräuter gelten folgende sieben:

  • Königskerze - erinnert an unsere königliche Würde, ist aufgerichtet und richtet dadurch andere auf, ruht in sich und stiftet Frieden.
  • Beifuß - erinnert uns an unsere Wildnatur und das Ursprüngliche in uns, bekräftigt Intuition und Kreativität.
  • Johanniskraut - kann kosmisches Licht in unserem Körper in Nervenkraft umwandeln.
  • Frauenmantel - steht für das Leben und den Schutz der Geburten in jedem Wandlungsprozess.
  • Mädesüß - ist Pflanze des Neubeginns und hebt alles Unklare aus dem Sumpf.
  • Wegwarte - weist auf die göttliche Quelle in uns, die sprudelt ohne sich zu erschöpfen.
  • Engelwurz - erinnert an den Engel, der uns begleitet und uns zu unseren Wurzeln führt. So kann uns niemand unsere Würde absprechen.

Der Buschen wurde früher im Herrgottswinkel aufgehängt, galt als Schutz für Haus und Hof, war Notfallsapotheke und bei starkem Gewitter wurden einzelne Blüten in den Hausherd, ins Feuer geworfen.

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