Am 2. Dezember jährte sich der Geburtstag von Bischof Joseph Feßler zum 200. Mal. Aus diesem Anlass organisierte das Katholische Bildungswerk Lochau unter Mitwirkung des Lochauer Pfarrers Gehard Mähr Anfang Dezember einen Vortrag mit dem Namensvetter Pfarrer Günter Fessler aus Düsseldorf, der im Jahre 1964 seine Diplomarbeit zu „Bischof Joseph Feßler und die Kirche in Deutschland“ verfasst hatte.

zu: "Damals und Heute" von Günter Fessler aus Düsseldorf

Irmtraud Garnitschnig

Joseph Feßler wurde am 2. Dezember 1813 auf dem Bauernhof seiner Eltern, Gebhard und Genoveva Feßler, in Lochau Rüttele geboren. Seine schulische Bildung  hat er in Feldkirch erhalten, in Innsbruck studierte er zunächst  Jurisprudenz,  entschied sich dann jedoch für ein Studium der Theologie in Brixen und Wien. 1837 erhielt er die Priesterweihe. Der seinerzeitige Fürstbischof von Brixen, Bernhard Galura, ermunterte ihn zu einer Vertiefung ins Lehrfach. 1841 promovierte Feßler in Wien zum Doktor der Theologie und wirkte in der Folge als Professor für Kirchengeschichte und Kanonisches Recht am Seminar in Brixen.

Neuordnung
Als konservativer Politiker war er 1848 zum Abgeordneten für den Wahlbezirk Bregenz gewählt worden und in dieser Funktion ging er im Auftrage des Bistums Brixen, Bischof Galuras, als Abgeordneter an die „Frankfurter Nationalversammlung“ in der dortigen Paulskirche, wo nach den Wirrnissen der „Bürgerlichen Revolution 1848“ an der Neuordnung des staatlichen und kirchlichen Lebens gearbeitet und verhandelt wurde. Ebenso nahm er im selben Jahr an der Bischofsversammlung in Würzburg und 1849 an der Bischofskonferenz in Wien teil.

Konkordat und Konzil
Dr. Joseph Feßler war ein streitbarer Geist seiner Zeit und seines Standes in einer Epoche - am Ende des josephinischen Staatskirchentums - als fortschrittsorientierte, ökonomische, kulturelle und soziale Entwicklungen eine Neufestlegung der Position zwischen Kirche und Staat im Sinne einer Säkularisierung gefordert haben. Ein liberaler Katholizismus stellte sich darüberhinaus gegen die Verrechtlichung des konservativ-katholischen Lagers.
Er war maßgeblicher Vorarbeiter für das 1855 von Kaiser Franz Joseph I. und Papst Pius IX. unterzeichnete Konkordat, jenem Staatskirchenvertrag, der die Wahrung der staatlichen Souveränität und des kirchlichen Selbstbestimmungsrechts zum Inhalt hatte und reglementierte. Beim „Ersten Vatikanischen Konzil“ in Rom von Dezember 1869 bis Oktober 1870 fungierte er in der zentralen Rolle als Generalsekretär.

Gelehrter
Als anerkannter Theologe, Dogmatiker, Kirchengeschichtler und Kirchenrechtler gab er zahlreiche Schriften, auch Schullehrbücher, heraus und mit seinen Studien machte er sich einen bedeutenden Namen und musste sich in der Folge seiner Publikationen auch  immer wieder in Kommentaren und Streitgesprächen verteidigen. Es wird ihm ein profundes Wissen und eine ausgleichende Art attestiert.

Bischof
Nur von kurzer Dauer war seine Berufung zum Weihbischof und Generalvikar für den Vorarlberger Anteil der Brixener Diözese - von 1862 bis 1865. 1865 schon wurde er als Bischof nach St. Pölten gerufen und blieb in diesem Amt bis zu seinem frühen Tod 1872. Als Episkopus in St. Pölten legte er unter anderem mit dem Kauf des Niederösterreichischen Pressehauses den Grundstein für die konservativ-katholische Pressepolitik dieses Bundeslandes.

ZITIERT ...

Günter Fesslervon Günter Fessler
Pfarrer in der Messeseelsorge
Düsseldorf

Damals und heute

„Wer hätte das gedacht, dass ich meine Examensarbeit im Fach Katholische Theologie nach fünfzig Jahren hervorhole, weil sie eine neue Aktualität gewinnt: ‚Bischof  Joseph Feßler und die Kirche in Deutschland‘. Damals reiste ich nach St.Pölten, um den Nachlass dieses bedeutenden Kirchenmannes aus Vorarlberg zu studieren. Heute besuche ich Lochau.

Mit meinem Vortrag am 200. Geburtstag von Bischof Feßler nehme ich wieder in den Blick, was mich als Student beschäftigt hat: die Persönlichkeit und das Wirken meines Namensvetters und das Erste Vatikanische Konzil (1870-1871), dessen Generalsekretär er war. Schon während meiner Examensarbeit trafen für mich zwei Kapitel der Kirchengeschichte zusammen: Während ich mich im 19. Jahrhundert umsah und forschte, erlebte ich das Zweite Vatikanische Konzil im 20. Jahrhundert (1962-1965).

Und heute nach 50 Jahren gibt es immer noch Grund, auf beide Konzilien zu blicken. [...] Unserer Kirche mit dem Ehrennamen ‚ecclesia semper reformanda‘ ( immer zu reformierende Kirche) steht es gut an, jederzeit aufmerksam zu sein, stets zu lernen, umsichtig zu betrachten und dann Altes wie Neues immer wieder ins Gespräch und ins Gebet zu nehmen.

Übrigens, das Thema meines Vortrages lautet: ‚Bischof Feßler und die Vatikanischen Konzilien – ein Rückblick, der in der Gegenwart ankommt‘.“

nach oben