Der Stab von Bischof Benno überraschte. Er ist unkonventionell, besticht durch seine Schlichtheit und Strahlkraft. Er zeigt, was den neuen Bischof trägt und was dieser zu den Menschen tragen will. Und ist dabei Stütze und Kraftquelle.

Patricia Begle

Für einen Hirten ist sein Stab ein wichtiges Werkzeug. Wie der verlängerte Arm oder der Zeigefinger weist er den Weg, um die Herde zusammenzuhalten oder einzelne Schafe zurückzuholen. Er hilft im unwegsamen Gelände und stützt bei steilen Pfaden - ob bergauf oder bergab. Im Angesicht eines Feindes wird er sogar zur Schutzwaffe.

Stecken
Ein eben solcher Hirtenstab war Ausgangspunkt für den Entwurf des Bischofsstabes. Die Goldschmiedin Elke Capelli, die mit dem Auftrag betraut worden war, wusste, dass es „heute einfach etwas Neues, etwas Anderes braucht, nicht etwas Künstliches, Perfektioniertes“. So kam ihr die Idee des Holzstabes. Esche. Geschält, getrocknet und gebrannt. Das macht ihn stabil und lässt ihn edel aussehen. Als Benno Elbs beim ersten Treffen und Vorstellen des Entwurfes ein solches Holzstück in seine Hand nahm, meinte er: „Das fühlt sich an wie der Stecken beim Kühehüten als Kind.“  Damit war klar: das passt, das ist sein Stab.

Ergeben
Der obere Teil des Bischofsstabes ist ebenso organisch wie der untere. Die bronzene Krümme wurde nicht berechnet, sie entstammt nicht einem Zirkel, sondern einer schwungvollen Handbewegung. Schließlich hat Glaube ja auch nichts mit Geometrie und Konstruktion zu tun, sondern wächst, ergibt sich, ist Ergebung und Hingabe.

Kraftquellen
In den vier farbigen Glaselementen wird dieser Glaube gleichsam ausgedeutet. Im Spiel mit dem Licht erst entfalten die Elemente ihre Strahlkraft und erzählen von den Kraftquellen des neuen Bischofs: gelb steht für fides (Vertrauen) und den hl. Fidelis, rot für martyria (Zeugnis) und den seligen Carl Lampert, hellrot für caritas (Nächstenliebe) und den hl. Gebhard und blau für spes (Hoffnung) und die Mutter Jesu. Die Farben entstammen jenem Fenster im Feldkircher Dom, das das Gespräch des Apostels Petrus mit dem Auferstandenen zeigt. „Weide meine Schafe“, gibt Jesus dort den Auftrag.

Teamwork
„Je schlichter ein Werk wirkt, umso komplexer sind die Vorgänge und Techniken, die dahinterstehen“, erzählt Elke Capelli. Sechs Handwerker/innen waren am Prozess beteiligt: ein Tischler, eine Glaskünstlerin, ein Schlosser, eine Grafikerin, ein Sandstrahl-Designer. Die Hauptaufgabe von Elke Capelli war schließlich die „Bauleitung“. Gemeinsam wurde nach Wegen und Methoden gesucht, den Entwurf in die Realität umzusetzen. Da wurde getüftelt, ausprobiert, verworfen. Und alles unter hohem Zeitdruck. Denn erst dreieinhalb Wochen vor der Weihe tauchte ein Stab-Spender auf, und was sonst ein halbes Jahr braucht, wurde im Zeitraffer verwirklicht. „Es ist fast ein Wunder“, blickt Capelli zurück. „Es hat nur geklappt, weil alle sofort immer alles liegen und stehen ließen und sich ganz dem Stab widmeten.“

Glücksfall
„Ich danke Ihnen für den Mut, mir diesen Auftrag zu geben.“ Mit diesen Worten schloss Elke Capelli vor vier Wochen die Präsentation ihres Entwurfes. Er war damals eine echte Herausforderung. Für alle. Das Ergebnis heute zeigt, dass die Goldschmiedin ein Glücksfall war. Sie hat ein Werk geschaffen, das fern von Goldglanz und Prunk auf Kraftquellen verweist, die jenen zugänglich sind, die ein Gespür dafür haben. Bischof Benno ist einer von diesen. Damit hat sie ihm einen Stab in die Hand gegeben, der ihm Stütze ist und ihn stärkt, für das geradezustehen, was ihm selbst Halt und Boden ist. So können sich Menschen an ihm aufrichten - am Bischof und am Stab.

Zur Sache

Die Insignien des Bischofs
Neben dem Bischofsstab gehören noch Mitra, Bischofsring und Brustkreuz zu den bischöflichen Insignien. Sie sind Zeichen religiöser Würde und machen das Amt nach außen hin sichtbar.

Der Bischof trägt seine Mitra bei liturgischen Feiern und zur Spendung von Sakramenten. Die Mitra von Bischof Benno ist ein Geschenk der Zisterzienserinnnen in der Abtei Mariastern-Gwiggen. Sie verbindet zwei Symbole, die der Bischof gewählt hat: das Kreuz von Carl Lampert und den Weinstock.

Der Bischofsring symbolisiert die Verbundenheit des Bischofs mit seiner Diözese und mit der Kirche, er ist Zeichen der Treue. Der Ring von Bischof Benno ist ein Geschenk seiner Eltern anlässlich seiner Matura.

Das Brustkreuz (Pektorale) ist kein Schmuckstück, sondern steht vielmehr für die Nachfolge Christi im Zeichen des Kreuzes. Das Emailkreuz des deutschen Künstlers Egino Weinert (1920-2012) trugen schon die Vorgänger von Benno Elbs im
Bischofsamt.