Maria Bildstein ist einer der beliebtesten Wallfahrtsorte im ganzen Bodenseeraum. Seit knapp 400 Jahren pilgern jedes Jahr viele Menschen in den kleinen Ort oberhalb des Rheintals. Mehrere Wege führen den Berg hinauf. Ein besonders eindrucksvoller Weg dorthin ist der „Ich-bin-Weg“ von Wolfurt aus.

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Teil 9 von 10: VORARLBERG

Text: Petra Baur     Bilder: Dietmar Steinmair

Seit mehreren Jahrzehnten ist das kleine Bergdorf mit seinen gut 800 Einwohnern mein Lieblingskraftort. Etliche hundert Male bin ich den Weg gegangen, als Kind schon gemeinsam mit meinem Vater. Direkt von der Haustür aus in Schwarzach sind wir losgelaufen, über den Kellaweg und Obertellenmoos nach Bildstein, manchmal auch über den alten Prozessionsweg. Unabhängig vom Wetter und von der Jahreszeit. Meistens am Abend – um den Kopf frei zu bekommen. Das Ankommen bei der Basilika war jedes Mal aufs Neue ein unbeschreiblich gutes Gefühl. Drei Bänke laden auf der Wiese vor der Kirche zur Pause ein. Der Blick über das Rheintal und den Bodensee ist von dort aus einzigartig. Wie „Minimundus“-Dörfchen erscheinen die unter mir liegenden Ortschaften. Sanft eingebettet in üppiger Natur, ist der Bodensee die kraftvolle Konstante am Horizont. Zu jeder Jahreszeit ein Farbenspiel, das sich kaum mit der Kamera einfangen lässt. Mit dem Pilgern nach Bildstein war schon damals ein Besuch in der Wallfahrtskirche verbunden. Der Glanz der angezündeten Kerze und das Gefühl, Maria ganz nah zu sein, hat Kraft und Mut gespendet. Das „Einfach-Loslassen“ von dem, was auf dem Weg noch so schwer wog, glückte meist überraschend leicht.

Neuer Weg

Jetzt im Sommer bin ich gemeinsam mit meinem 8-jährigen Sohn nach Bildstein gewandert. Nicht auf alten, wohlbekannten Pfaden, sondern über den „Ich-bin-Weg“ in Wolfurt. „Alte Pfade neu begehen“ steht auf dem Folder mit der Wegbeschreibung, den wir als Orientierungshilfe mit im Gepäck hatten. Der Rucksack wog schwer auf den Schultern. Marschgepäck bei gut eineinhalb Stunden Gehzeit ist eigentlich nicht vonnöten. Aber es war heiß, sehr heiß. Das Thermometer zeigte 33 Grad – und das noch um 18 Uhr. Mehrere gut gefüllte Wasserflaschen waren deshalb im Rucksack. Wir starteten beim Parkplatz zur Alten Schmiede in Wolfurt. Und dort sahen wir auch die erste Stele.

Ich-Bin-Worte

Insgesamt sieben Stelen haben uns auf dem Weg nach Bildstein begleitet. Die Stelen aus dem regionalen Sandstein des Schwarzach-Tobels sind keine Kunstwerke, sondern Träger der „Ich-Bin-Worte“ im Johannes-Evangelium, die Zeugnis ablegen von Jesus. Sie sollen zu Meditation und Reflexion anregen und Fragen aufwerfen. Die nächsten Schritte führten uns in den schönen Ippachwald, der wohltuenden Schatten spendete. Der Mischwald hatte sich wie ein riesiger, grüner Baldachin schützend über uns ausgebreitet. Wir gingen stetig aber nicht zu steil bergauf, überquerten den Ippachbach und gelangten in „Hoamolitto“ auf die lichtdurchflutete Paradieswiese. Insgesamt fünf Stelen hatten wir passiert und uns dabei auf zentrale Botschaften des Johannesevangeliums eingelassen. Am höchsten Punkt unserer Pilgerwanderung machten wir Rast. Auf einer üppigen Blumenwiese konnten wir den herrlichen Weitblick über das untere Rheintal und den Bodensee genießen. Die mitgebrachte Jause war unser Abendessen im Freien. „Warum gehen wir diesen Weg und nicht den Weg, den wir immer gehen“, fragte mich mein Sohn. „Es tut gut, die Perspektive zu wechseln und neue Wege auszuprobieren“, entgegnete ich. Wir ließen uns bewusst Zeit und fühlten uns gut verwurzelt im Hier und Jetzt.

Ankommen und Heimkommen

Dann ging es weiter. Nachdem wir ein weiteres Mal den Wald durchquert hatten, passierten wir die wildromantische Rickenbacher Schlucht – und von dort waren es sprichwörtlich nur noch ein paar Schritte, bis wir die Erscheinungskapelle erreichten. Doch unser Ziel war – wie schon so viele Male zuvor – die Basilika Maria Bildstein. Auch wenn wir uns ihr diesmal von einer anderen Seite genähert hatten, war das gute und vertraute Gefühl wieder da: ein Ankommen, aber auch ein Heimkommen und ein Sich-geborgen-Fühlen bei Maria.

Pilgern zur Basilika

Vor 500 Jahren lösten sich die ­Gemeinden Wolfurt, Schwarzach, Bildstein und Buch von der Pfarre Bregenz, um eine eigene Pfarre mit Kirche zu gründen. Zum Jubiläum 2012 wurde ein neuer Kirchweg von Wolfurt nach Bildstein geschaffen: Der „Ich-Bin-Pilgerweg“ mit sieben Stelen aus Sandstein. Die Gehzeit beträgt rund eineinhalb Stunden. Ein Folder mit Wegbeschreibung kann über die Pfarre in Wolfurt angefordert werden.

Basilika Maria Bildstein

Als Wallfahrtskirche ist Maria Bildstein ein beliebtes Ausflugsziel. Es handelt sich hierbei um ein Barockbauwerk mit berühmter Doppelturmfassade. Auch der sakrale Schmuck stammt überwiegend aus dem Barock: Unter anderem der Sakristei-Schrank von 1672, holzgeschnitzte, reich verzierte Türen von 1676 sowie eines von ehemals sieben Votivbildern von 1683. In unmittelbarer Nähe der Wallfahrtskirche befindet sich das sehenswerte Pfarrhaus von 1685.
2017 wurden die Sanierung und Renovierung des Innenbereichs der Kirche sowie die Neugestaltung des liturgischen Raumes durchgeführt. Seit Oktober 2018 trägt die frühbarocke Wallfahrtskirche den Ehrentitel einer „Basilica minor“ und darf sich somit mit dem päpstlichen Wappen präsentieren. Dieses ist auf den Bodenplatten des Haupteinganges zu bewundern.

Die Basilika im Netz: maria-bildstein.at

Rund um die Basilika

  • Mariengarten: rund um die Basilika mit 10 Rondellen mit Kräutern und Gewächsen.
  • Die Kreuzwegstationen an der Außenmauer sind Teil der frühbarocken Basilika.
  • Panoramaplatz – Kraftplatz: An der Geländekante zwischen Pfarrhaus und Gemeindehaus öffnet sich ein atemberaubender Blick.
  • Marienbrunnen: Im Dorfzentrum auf der nördlichen Seite der Basilika. Laut Überlieferung wurde im Jahre 1697 die Quelle am Fuße des Kirchenhügels gefasst. Ähnlich wie in Lourdes, stand das „Heilwasser“ jahrhundertelang den Wallfahrern zur Verfügung.
  • Erscheinungskapelle: Die Kapelle liegt etwa 5 Gehminuten von der Basilika entfernt, am Waldesrand. Über dem Altar befindet sich das Holzrelief mit der Darstellung der Erscheinung der Gottesmutter Maria vor den Kindern des Bauern Georg Höfle in Bildstein.
  • Leib und Seele: In unmittelbarer Nähe zur Basilika gibt es drei Gasthäuser zur Einkehr.

Petra BaurPetra Baur, Marketing-Verantwortliche beim „Vorarlberger KirchenBlatt“, schreibt über ihren Lieblings-Kraftort in der Diözese Feldkirch: Maria Bildstein.

 

 

Den Weg virtuell gehen können Sie auch anhand der Bildergalerie oben. Viel Vergnügen!

(aus dem KirchenBlatt Nr. 35 vom 27. August 2020)