Reihe "Welt der Religionen" von Aglaia Poscher-Mika
In diesem Kalenderjahr fallen die Feiertage des katholischen und evangelischen Hochfestes der Auferstehung Jesu Christi sowie das jüdische Pessachfest auf dasselbe Datum. Jüdisch Gläubige gedenken der Befreiung des biblischen Volkes Israel aus ihrer Unterdrückung in Ägypten - und dass ihr Volk davon verschont blieb, als der Engel des Herrn alle Erstgeborenen tötete. Sie wurden aufgrund ihres Glaubens von einem schlimmen Schicksal verschont (Exodus 12,50f-13,1-3). Als Jesus bereits zum Tode verurteilt war und in der Nacht im Garten Getsemani zu Gott betete, wünschte auch er, der Kelch (des Leidens) möge an ihm vorübergehen (Mt 26,39), er möge vom grausamen Tod am Kreuz verschont bleiben.
Allen Menschen dieser Welt, die unter Verfolgung und Gewalt leiden, ist zu wünschen, dass die Menschheit sich anhand religiöser und ethischer Parameter entwickelt und sie von weiteren Demütigungen verschont bleiben. Wir alle können dazu beitragen - denn ganz gleich, welcher politischen Position wir uns nahe fühlen, müssen wir uns die Frage stellen, welche religiöse und ethische Verantwortung ein christlich gläubiger Mensch hat. Feindschaft und Rassismus hatten nie einen berechtigten Platz in der Kirche. Wer Jesus nachfolgt, muss bereit sein, bedingungslos zu vergeben und zu lieben.
1965 hat das 2. Vatikanische Konzil die Haltung der katholischen Kirche folgendermaßen formuliert: „Deshalb verwirft die Kirche jede Diskriminierung eines Menschen oder jeden Gewaltakt gegen ihn um seiner Rasse oder Religion willen, weil dies dem Geist Christi widerspricht.“ (Nostra aetate 5)
Insbesondere in Bezug auf unsere Geschwister jüdischen Glaubens gilt zu bedenken: „Im Bewusstsein des (geistlichen) Erbes, das sie mit den Juden gemeinsam hat, beklagt die Kirche alle Hassausbrüche, Verfolgungen und Manifestationen des Antisemitismus. Auch hat ja Christus in Freiheit, um der Sünden aller Menschen willen, sein Leiden und seinen Tod aus unendlicher Liebe auf sich genommen, damit alle das Heil erlangen.“ (Nostra aetate 4)
Die zunehmende Durchmischung der Bevölkerung darf also Anlass sein, uns in universeller Geschwisterlichkeit zu üben - auf dass humanitäre Vergehen der Vergangenheit nicht wiederholt werden.
Aglaia Poscher-Mika, MMA
Beauftragte der KatholischenKirche Vorarlberg
für den Interreligiösen Dialog;
Musiktherapeutin, Sängerin, Stimmbildnerin.
aglaia.mika@kath-kirche-vorarlberg.at