Eindrücke von der Kirchenblatt-Reise (5. - 14. Okt. 2017) mit Pfr. Stefan Biondi

Hubert Büchel

Die legendäre Seidenstraße mit Namen wie Samarkand und Buchara, da wird man gleich an die Geschichten aus 1001 Nacht erinnert - zauberhaft, geheimnisvoll, exotisch, spannend. Doch wenn wir Usbekistan als Reiseziel nennen, stoßen wir auf Unverständnis und Skepsis. Was erwartet uns wohl in diesem muslimischen Land in Zentralasien, früheres Mitglied der Sowjetunion, umgeben von Ländern wie Afghanistan, Turkmenistan und Kasachstan?

Von Anfang an sind wir positiv überrascht. Die Menschen sind ausgesprochen freundlich und genießen in den allermeisten Fällen den Kontakt mit den Touristen aus fernen Ländern. Von Schulkindern wird man freundlich begrüßt und in der U-Bahn stehen die jungen Leute sofort auf, wenn Ältere hereinkommen und bieten ihnen den Platz an. Feinsinnig ist die Begrüßungsgeste: Die rechte Hand wird ans Herz gelegt und mit einem leichten Kopfnicken zeigt man auch fremden Personen seine Verbundenheit.

Etwa 90% der Bevölkerung sind Muslime, aber nach den Worten des perfekt deutsch sprechenden einheimischen Reiseführers Boha garantiert die Verfassung die Religionsfreiheit, womit dem Islam, den verschiedenen christlichen Religionen - die Russisch-Orthodoxen stellen davon die größte Gruppe - und dem Judentum derselbe Status zukommt. Wir wollen es gerne glauben und bekommen jedenfalls den Eindruck, dass der Islam hier sehr liberal gelebt wird. Auch besuchen wir einmal eine Synagoge und lassen uns vom Rabbi über die Situation dieser religiösen Minderheit hier informieren.

In der berühmten Gräberstraße Shohizinda in Samarkand mit wunderbaren Mausoleen übersetzt uns Boha die Gebete, die ein Mullah im Eingangsbereich dieser Anlage spricht: „Mögen die Toten in Frieden ruhen. Möge es keine Kriege mehr geben. Möge unser Haus voll Getreide sein.“ Der Reiseführer meint, dass solche Gebete alle sprechen können, da müsse man nicht Muslim sein; damit hat er gewiss nicht ganz unrecht. Der Wunsch nach friedlichem Zusammenleben äußert sich auch insofern, als man sich tags und nachts mindestens so sicher wie in vielen europäischen Ländern fühlen darf.

Unsere Busreise durch Usbekistan entlang der legendären Seidenstraße führt von Taschkent über Samarkand und Buchara nach Chiwa. Wir besichtigen überall einzigartige, prachtvolle Bauwerke, Moscheen, Mausoleen, Paläste und Medresen. Bei letzteren handelt es sich um Schulen, an denen islamische Wissenschaften unterrichtet werden oder wurden. Wunderbare Mosaike und blaue Kuppeln zieren die alten Gebäude, deren Erhaltung offensichtlich große Bedeutung zukommt. Zum Besuchsprogramm gehören auch farbenfrohe Basare, die uns mitten in den Orient versetzen und deren Warenfülle wirklich beeindruckend ist.

Außergewöhnlich ist auch die 1000 km lange Reise durch das Land, die meist kahlen Landschaften, darunter auch die große Wüste Kyzyl Kum. Von Chiwa kehren wir mit dem Flugzeug wieder nach Taschkent zurück. Taschkent ist eine moderne Hauptstadt und hat immerhin zwei Millionen Einwohner. Usbekistan verlassen wir mit dem Eindruck, dass dieses touristisch noch wenig beachtete, aber faszinierende Land wahrlich ein Geheimtipp ist. Mit vielen zauberhaften Eindrücken und begeistert von vielen wunderbaren menschlichen Begegnungen kehren wir nach Hause zurück.