Der Gedenktag des hl. Christophorus ist am 24. Juli. Er ist u.a. Schutzpatron der Kraftfahrer, Reisenden, Seeleute, Pilger und Zimmerleute und zählt zu den 14 Nothelfern. Der Name begegnet uns vielerorts: Kirchen sind ihm geweiht, Apotheken sind nach ihm benannt, Reisebüros, Hotels, die Notarzthubschrauber usw. Wer war dieser Mann?

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Walter Stampfl

Es gibt viele Legenden um diesen Heiligen. Ursprünglich hieß er Offerus und lebte wahrscheinlich im 3. Jahrhundert in Lykien, in der heutigen Türkei. Er war gewaltig groß und bärenstark. Sein Verlangen war es, nur dem größten Herrscher zu dienen. Die Suche nach diesem war lange und schwer. Dabei diente er mehreren Mächtigen, bis hinauf zum König, jedoch konnte keiner seine Sehnsucht erfüllen. Eines Tages traf er einen Einsiedler, der ihm von Jesus Christus erzählte. Er wäre der Mächtigste von allen. Um ihm zu dienen, solle Offerus sich für die Schwachen einsetzen. Es war ein Fluss in der Nähe, bei dessen Durchquerung viele Menschen ums Leben kamen. Offerus solle Reisende sicher durch diesen Fluss tragen und diesen Dienst als den Willen Gottes ansehen. Er baute sich am Ufer eine Hütte und trug von nun an die Alten und Schwachen durch den Fluss. Jahrelang tat er einen bescheidenen, unauffälligen Dienst für andere. Dabei fragte er sich immer wieder, ob er damit am Ziel seines Weges ist? Was hat das, was er tagtäglich tut, mit dem zu tun, was er sucht? Was haben fremde, unbekannte Menschen mit Christus zu tun?

Nichts weniger als die Last der Welt

In einer stürmischen Nacht kam ein kleines Kind zum Fluss. Offerus nahm das Kind auf die Schulter und ging ins Wasser. Zunächst war das Kind sehr leicht, aber von Schritt zu Schritt wurde das Kind immer schwerer, schwer wie Blei. Nachdem er nur mit großer Mühe an das andere Ufer gelangt war, sprach er zum Kind: „Kind, du bist so schwer, als hätte ich die Last der ganzen Welt getragen!“ Das Kind antwortete: „Das soll dich nicht wundern, denn du hast die Welt auf deinen Schultern getragen. Denn ich bin Christus, der Heiland, dem du in dieser Arbeit dienst. Und der Heiland trägt die Last der ganzen Welt. Nimm deinen Stab und stecke ihn neben deiner Hütte in die Erde; so wird er des Morgens blühen und Frucht tragen.“ Damit verschwand das Kind vor seinen Augen. Offerus tat, wie das Kind sagte, und als er am Morgen aufstand, trug der Stab Blätter und Früchte.

Eine wunderbare Taufe

In dieser Nacht wurde Offerus auf wunderbare Weise getauft. Aus Offerus wurde Christophorus, der Christusträger. Fortan widmete er sich ganz der Verbreitung der Lehre Christi. Auf seinen Wegen predigte er und führte tausende Menschen zum christlichen Glauben. Während der Christenverfolgung unter Kaiser Decimus wurde Christophorus verhaftet. Die Römer wollten ihn dazu bringen seinen Glauben zu verlassen. Sie folterten ihn, doch erfolglos. Schließlich köpften sie ihn. Seine einzelnen Körperteile endeten als Reliquien in vielen Kirchen der Welt. Erste Belege für die Verehrung finden sich in Form einer Kirche aus dem Jahr 452 im heutigen Istanbul.

Christusträger

Kommentar von Walter Stampfl

Dieser Mann war und ist für viele Menschen ein Vorbild. Wahrscheinlich zählt er darum zu den populärsten Heiligen. Er kann für uns ein Wegweiser sein. Christophorus ist auf der Suche nach dem Großen, dem Wahren und möchte dafür seine Kraft einsetzen. Aber was ist es wert? Sind es Karriere, Luxus, Fitness oder Schönheit?
Viele Menschen haben alles und spüren dennoch eine Leere. Ist es, selber der Größte sein zu wollen und über andere Macht auszuüben? Das sagt Christophorus alles nichts. Er sucht nach einem tieferen Sinn in seinem Leben und geht seinen Weg. Das erfordert Kraft und Ausdauer.

Auch für uns Christ/innen heute. Christsein bedeutet nicht, dass einem der schwere Weg und das Leid erspart bleiben. Wenn wir auf Irrwege gelangen, dann heißt es neu suchen und geduldig sein.
Christophorus hat das Größte, den Heiland, in einem kleinen hilflosen Kind gefunden. Er hat verstanden, dass er bei allen Leuten, denen er geholfen hat, ihm begegnet ist. Christsein bedeutet, sich auch um andere kümmern, weg vom Egoismus, der sich heutzutage leider immer stärker ausbreitet. Gottesliebe und Nächstenliebe, das gehört zusammen.

Man wird Jesus nicht auf unseren Schultern sitzen sehen, aber er kann sichtbar werden durch unser Verhalten. Wenn wir uns für Arme und Schwache, für Notleidende und Verfolgte einsetzen, dann sind auch wir Christusträger.

(Artikel aus dem KirchenBlatt Nr. 29 vom 19. Juli 2018)